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Zeitschrift für christliche Kunst — 19.1906

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Schulz, Fritz Traugott: Von der historischen Ausstellung in Nürnberg, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4095#0146

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217

1906. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

218

I

schlossenen F in einem breiten Rund an-
gebracht. Die Kanne aus der Egidienkirche
wird in der Mitte der Wandung durch einen
plastisch vortretenden Kranz geteilt. Die so
gebildeten Teilflächen werden oben und unten
von korrespondierend gravierten Volutenfriesen
begrenzt. Auch am Deckel läuft ein solcher
Fries um. Als Bekrönung dient das frei-
gearbeitete Imhoffsche Wappen. Der Löwe
hält in den Tatzen einen Schild, auf dem in
Gravierung das Pfinzingsche Wappen. Die
Kanne aus Ansbach hat eine sehr eigenartige
Gestalt. Der äußere Umriß wird nämlich
durch sechs
halbe, im Rund

angeordnete
Zylinder gebil-
det, welche zier-
liches, nach in-
nen getriebenes
und punziertes

Barockorna-
ment aufweisen.
Der ebenfalls

sechsteilige
Deckel ist am
unteren Wulst-
rand in ähn-
licher Art orna-
mentiert und
voneinemKreuz
gekrönt. Der
Henkel hat die
Form einerstark
auswärts gebo-
genen Karyatide.
und 113.)

Abb. 5. Elfenbeintriptychon des Freih. von Imhof v. J. 1519.

(Siehe Katalog Nr. 112
Wie bei den Kelchen sind auch
bei den Abendmahlskannen Beispiele von
gewollter Schlichtheit vorhanden, um eben
alle Arten der Gattung vertreten zu haben.
Die Abteilung der Hostienbüchsen
umfaßt zwar nur sechs Nummern, doch stellen
sich diese als ganz besonders bezeichnende
Beispiele dar. Die beiden ältesten unter ihnen
erregen als Arbeiten namhafter Meister natur-
gemäß ein erhöhtes Interesse. Das eine
Ciborium (Katalog Nr. 121 mit Abb.) hat
Nicolaus Emmerling, das andere (Katalog
Nr. 122 mit Abb.j Christoph Jamnitzer
zum Urheber. Ersteres rührt aus der k. Reichen
Kapelle in München, letzteres aus der
Johanniskirche in A nsbach (Abb. 2) her.
Ich will sie nur ganz kurz charakterisieren.

Das Prinzip des Aufbaues ist das gleiche. Der
eigentliche Körper hat die Form eines breiten
niedrigen Zylinders, der kuppeiförmig über-
dacht ist. Doch hat das eine einen runden
Fuß und eine entsprechende Handhabe als
Träger, während das Ciborium aus Ansbach
von vier als Engelsköpfchen ausgebildeten
Füßchen gestützt wird. Beim Münchener
Ciborium dient das frei gearbeitete Figürchen
einer betenden Madonna als Bekrönung. Beim
Ansbacher Ciborium ist die Kuppel mit vier
frei gearbeiteten Voluten besetzt, aus deren
Mitte ein kleines Kruzifix emporsteigt. Die

Ornamentation
ist, wie es bei
zwei so verschie-
den gearteten
Künstlern na-
türlich ist, eine
stark von einan-
der abweichen-
de. Auffällig ist
die Dekoration
des Ansbacher
Ciboriums mit
einem breiten

Flechtband,
einemderklassi-
schenKunst ent-
lehnten Motiv.
— Die übrigen
Hostienbüchsen
haben, bis auf

eine einzige,
runde Form.
Diese ist als oblonges Kästchen mit getriebe-
nen Blumen gestaltet.

Die Gruppe der Taufgeräte hat, um sie
ganz besonders vorteilhaft zur Geltung zu
bringen, in einer freistehenden Vitrine in der
Mitte des kirchlichen Hauptraumes eine
würdige Aufstellung gefunden. Es sind im
ganzen vier Taufzeuge vorhanden, welche,
aus Schüssel und Kanne bestehend, die Merk-
male vier verschiedener Zeitepochen an sich
tragen. Wenn eines davon keine Nürnberger,
sondern eine Augsburger Arbeit ist, so mag
man im Auge behalten, daß es sich um ein
durch seine Form und brillante Durchführung
in hohem Grade ausgezeichnetes Stück handelt,
welches für die Egidienkirche in Nürn-
berg, woselbst es ob seines Wertes hoch ge-
schätzt wird, angefertigt wurde. Es hat den
 
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