Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 19.1906

DOI Artikel:
Hasak, Max: Zur Geschichte der deutschen Bildwerke des XIII. Jahrh.
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4095#0241

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
371

1906. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

372

wandsfrei sein. Im Handbuch der Architektur 3)
hatte ich auf Grund der oben angeführten
Zusammenstellungen diese Platte als „gegen
1150 entstanden" bezeichnet. Wenn eine
Aneinanderreihung derartig genaue Schätzun-
gen ermöglicht, so dürfte dies für die Richtig-
keit derselben beweisend sein.

Auch das Nekrologium Magdeburgense
gibt den 15. Januar als Todestag an.4) Seine
Vorgänger sind nach dem Chronicon Montis
Sereni an folgenden Tagen
gestorben: 5)

„Rocherus 12. Magdebur-
gensis archiepiscopus obiit
14. Kai. Januarii [1125] . . .

Norbertus Magdeburgensis
archiepiscopus obiit 8. Idus
Junii [1134] . . .

Conradus Magdeburgensis
ecclesie archiepiscopus 14. obiit
6. Non. Maii [1142] . . ." —
Außerdem gleicht diese Bi-
schofsgestalt fast völlig der-
jenigen, welche in ganz klei-
nem Maßstab auf den sog.
korssunschen Domtüren zu
Nowgorod angebracht ist, und
die Umschrift trägt: Wicmannus
Megideburgensis Epc. — Auch
die Buchstaben sind dieselben
wie die der Grabplatte Fried-
richs.

Man könnte im ersten
Augenblick meinen, die Ähn-
lichkeit beider Bildwerke be-
wiese, daß die betreffende
Grabplatte nicht diejenige
Friedrichs, sondern die Wich-
manns sei.

Aber in der Umschrift der
Domtüren steht kein Quondam
oder ein sonstiges Wort, welches den Tod
Wichmanns angibt. Zu seinen Lebzeiten sind
ersichtlich diese Türen gegossen worden, wie
auch die Grabplatte seines Vorgängers. Die
Nowgoroder Domtüren bieten aber noch ein

Dom zu Magdeburg.
Erzbisehof Friedrich f 1152.

8) Hasak, »Der romanische und gotische Kirchen-
bau.« (Stuttgart, 1903.) Bd. 2, S. 301.

4) »Geschichtsblätter für Stadt und Land Magde-
burg.« (Magdeburg, 1870.) S. 380. (v. Arnstedt,
Friedrich I. zu Magdeburg.)

b) »Monumenta Germaniae historica.« (Hannover,
18/4.) Script. XXIII. S. 140 ff.

anderes Mittel, die Zeit ihrer Entstehung zu
erraten. Ein zweiter Bischof ist auf ihnen
abgebildet:

»f ALEXANDER EPC DE BLUCICH«
steht neben seinem Haupte. Die Stadt Bluzich
ist unbekannt, wird aber als Plozk an der
Weichsel gedeutet.6) Daselbst hat von 1129
bis 1156 ein Bischof Alexander hochberühmt
das Bistum geleitet.7)

Wie diese Türen nach Nowgorod gelangt
sind, ist nicht bekannt. Sie
scheinen ein Beutestück zu
sein. Die Abbildung der bei-
den Bischöfe Wichmann und
Alexander auf den Türen dürfte
sicherlich die Stiftung oder
Beschaffung derselben durch
diese beiden Bischöfe erweisen
— und zwar zu deren Leb-
zeiten. Nun war Wichmann
von 1152 bis 1192 und Alexan-
der von 1129 bis 1156 Bischof.
Die Türen werden daher wohl
zwischen 1152 und 1156 ent-
standen sein; also in der-
selben Zeit, in der natur-
gemäß die Grabplatte des
1152 gestorbenen Erzbischofs
Friedrichs geschaffen worden
ist. Auch die Bezeichnung
Wichmanns als Episcopus und
nicht als Archiepiscopus läßt
sich als Beweis für die Zeit
zwischen 1152 und 1154 ver-
werten, da Wichmann erst im
letzteren Jahre das Pallium in
Rom erhielt und von da ab
seine Regierungsjahre als Erz-
bischof zählte.

Zu dieser Zeit stimmen
auch die rein hochromani-
schen deutschen Ornamente der Nowgoroder
Domtüren.

Der Künstler dieser Türen hat sich nebst
seinen beiden Gehilfen ebenfalls auf denselben
abgebildet:

tRiquin me fecs. steht neben der Gestalt
des ersteren, die eine Wage und anscheinend

6) Adelung, »Die korssunschen TUren in der
Kathedralkirche zur heil. Sophia in Nowgorod.«
(Berlin, 1823.) S. 25.

") Dlugossi: »Historia Polonica.« (Leipzig,
1711.) Lib. IV, S. 430 und 491.
 
Annotationen