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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

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Strzygowski, Josef: Die persische Trompenkuppel
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https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0018

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Josef Strzygowski.

vor uns. Auch für die Ostkuppel gilt, daß die Ecktrompen nicht in den Ecken der von
West nach Ost durchgehende Arme von 4,50 m Durchmesser einsetzen, sondern gegen
deren Ecken etwas zurückspringen dürften. H. de Hell konstatiert eine elliptische Kuppel,
auf seine Beschreibung wird später näher einzugehen sein.

Wir können dem Leser nur eine einzige photographische Aufnahme von diesem
Bau bieten (Abbildung 3), eine Photographie1, die de Beylie in Dijarbekr gekauft hat
und die das Hotel du general de division auf der Zitadelle zeigt. Uns interessiert ledig-
lich die dahinter auftauchende Kuppel und die Mauern der nestorianischen Kirche, des
heutigen Waffendepots. Wenn de Hell recht hat und diese Kuppel elliptisch ist, dann
sehen wir hier wohl eine ihrer Breitseiten, und zwar wohl die nördliche. Sie ist außen

polygonal in Quadern ummantelt. Der
Einzelseite in der NS.-Achse entsprechen
paarweise jedenfalls vier Seitenflächen;
es könnte sich also um ein langgezogenes
Zwanzigeck oder dgl. handeln. Darüber
kommt die eigentliche Kuppel — wohl
in Ziegeln — hervor; man sieht noch
einzelne Ziegelrippen der Bedachung.
Die Quaderummantelung ist durch das
in jede einzelne Seite gebrochene Kund-
fenster als Tambour gekennzeichnet.
Diese Fenster sind, soweit sichtbar,
heute vermauert. Die Mauern darunter
scheinen ebenfalls aus Quadern errichtet.
Sie zeigen flache Dächer, das mittlere
höher, mit einem Strebepfeiler an der
Ecke, wie er auch für die Mauern von
Amida charakteristisch ist. Die Gale-
rien an der Nord- und Südseite der
Abbildung 3. Dijarbekr, Nestorianische Doppelkirche: elliptischen Kuppel müssen also in der
Eine der beiden Kuppeln. Achse Räume haben, die höher sind

als die Eckräume. Das leitet über auf
die Bildung der Nebenräume überhaupt (Abbildung 1). Die Apsis der Ostkirche ist vier-
eckig, wie de Hell bestätigt; ihr zur Seite liegen die beiden für den Kult erforderlichen
Kammern. In der Skizze sind die Zugänge nicht angedeutet. Die Westkirche ist ganz
umschlossen von Räumen, die überall von gleicher Breite 4,50 m, aber nur in den Ecken
quadratisch sind. Zwischen diesen Ecken und den Kreuzarmen bleiben ca. 6,30 m lange
Rechtecke übrig, über denen Beylie ovale Kuppeln zeichnet. Daß solche in Mesopo-
tamien auch für die großen Zentralkuppeln verwendet werden, hat das ovale Oktogon
von Wiranschehr gezeigt, das 34,50 auf 32 m Durchmesser hat.2

An dieser Doppelkirche ist mit Rücksicht auf die kunstgeschichtliche Stellung von
Amida zweierlei im allgemeinen hervorzuheben, erstens die Tatsache des Vorhanden-
seins eines solchen Doppelbaues an sich und dann die Anwendung des kreuzdurch-

1 Vergrößert nach einer ganz kleinen Aufnahme; daher etwas verschwommen.

2 Kleinasien, S. 97.
 
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