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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

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Strzygowski, Josef: Die persische Trompenkuppel
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https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0023

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9

getreten. Vor allem handelte es sich um die Art der Eindeekung des Mittelraumes,
von dem die Kreuzarme in den Achsen ausgingen. Die Masse der kleinasiatischen Bauten1
zeigt, wie das Mausoleum der Galla Placidia in Ravenna2 und die Kirche in Casaranello3,
das in der Katakombe herkömmliche Mittelquadrat überwölbt durch eine einfache
Hängekuppe]. Gregor von Nyssa stellt in die Kreuzung der Arme ein Oktogon, in
Persien dagegen — und das ist für uns das Entscheidende — wird man von vornherein
die Trompenkuppel über das Quadrat gesetzt haben. Das war landesüblich, wie hier
kurz gezeigt werden soll.

Schon in den Palästen des Fars findet sich die Trompenkuppel über dem Qua-
drat. Ich gebe Abbildung ö den Grundriß und Abbildung 7 die Trompenansicht eines
Saales im Palast von Serbistan.4 Man sieht,
wie da eine tonnengewölbte Vorhalle nach dem
kuppelgewölbten Hauptsaale führt, dessen Wände
bereits von kreuzförmig in den Achsen liegen-
den Nischen mit Durchgängen nach den übri-
gen Räumen hin durchsetzt sind. Über dem
Grundquadrat in Stein liegt eine Ziegelkuppel,
die zur Basis eine Übergangssphäre hat, in der
als Hauptmotiv die Trompe auftritt. Diese Re-
gion bildet zugleich den Tambour insofern, als
neben der Trompe rechts ein Fenster (beute
geschlossen) sichtbar wird. Die Trompe selbst
besteht aus Steinen, die sich nicht sehr regel-
mäßig zu immer größeren Spitzbogen über Eck
stellen. Über diese Details gibt näheres Dieu-
lafoy, a. a. O.

Eine ähnliche Raumverteilung und Kon-
struktion findet sich an dem frühislamischen
Khalifenpalaste von Samarra im südlichen Me-
sopatamien. Ich gebe Abbildung 8 den Grund-
riß und Abbildung 9 das Trompenmotiv nach
der Aufnahme von Herzfeld.5 Wir sehen wieder
den großen Saal mit der hier mehr in die
Tiefe gezogenen und dreiteiligen Vorhalle. Der Saal ist quadratisch, aber leider ganz
zusammengestürzt. Herzfeld nimmt wegen der geringen Mauerstärke und der Raum-
weite von fast 17 m an, daß er wohl nur von einer flachen Decke auf Stützen über-
spannt gewesen sein könne. Die beiden Kuppeln des nestorianischen Klosters in Amida
dürften den Gegenbeweis erbringen. Davon später. Hier sei zunächst eingegangen
nicht auf den Saal selbst, sondern auf die Einwölbung der beiden Nischen, die sich

1 Kleinasien, ein Neuland, S. 135f. und Miß Lowthian Bell, lievue arch. 1906.

- Die von der Apostelkirche in Mailand gewiß unabhängig ist. Vergl. Friedenthal, S. 56.

3 Haseloff, Boll, d'arte, I (1907). Vergl. Byzant. Zeitschrift, XVII (1908), S. 640.

4 Nach den Aufnahmen von Flandin et Coste, Perse ancienne, pl. XXVIII. Vergl. Dieulafoy, L'art
antique de la Perse, vol. IV, pl. III. Danach pl. V ist Abb. 6 angefertigt.

5 Samarra, Berlin 1907, S. 5 und 13.

Zeitschrift für Geschichte der Architektur. III. 2

Abbildung 7. Serbistan, Palast: Eektroinpe.
 
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