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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

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Strzygowski, Josef: Die persische Trompenkuppel
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https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0024

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10 Josef Strzygowski.

hinter die seitlichen Bogenöffnungen der Fassade legen. Sie sind im Grundriß halbe
Quadrate; in der Kämpferzone befinden sich entsprechend der Stelzung der Fassaden-
bogen in den hinteren Ecken die Trompen (Abbildung 9). Sie sind hier in horizontalen
Schichten als richtige spitzbogige Nischen gebildet. Es scheint also, daß die Trompe

sehr verschieden ausgeführt wurde. Mir ist

_| \___l L noch ein Beispiel am Torbaue auf der Zitadelle

von Kabbat Amman im Moab zur Hand, einem
Baue, der ebenfalls zweifellos persischen bezw.
frühislamischen Ursprunges ist.1 Abbildung 10
ist nach einer Aufnahme von Bruno Schulz her-
gestellt. Wir sehen die Ecke eines der Kreuz-
arme, die das Mittelquadrat durchsetzen. Die
horizontalen Steinschichten laufen die Ecke
überkragend durch, die Nische ist rein atta-
vistisch durch eine umlaufende Kante an-
gedeutet. — Ich verzichte darauf, an dieser
Stelle die Weiterentwicklung der Trompe durch
Vervielverfältigung zu dem von uns «Stalak-
titen» benannten Gebilde zu verfolgen, wende
— mich vielmehr ihrem Auftreten in der altchrist-
Abbildung 8. Samarra, Bet el Kalife: Grundriß. liehen Kunst zu.

Es ist keineswegs ausgeschlossen2, daß
Trompen schon in den kreuzdurchsetzten Kuppeln des IV. Jahrhunderts vorkommen,
waren sie doch nachweislich um diese Zeit im Gebrauche, sobald es sich um Über-
führung eines Quadrates in das Kuppelrund handelte. Beweis dafür sind in Kleinasien

Abbildung i). Samarra, Bet el Kalife: Abbildung 10. Amman, Torbau:

Ecktrompe. Scheintrompe.

der Kuppelturm von Kodscha Kalessi, in Ägypten die Kuppeln des Roten und (in der
Restauration) des Weißen Klosters bei Sohag. Trotzdem ich die Beispiele bereits «Klein-
asien, ein Neuland, S. 113f.» zusammengestellt habe, sei hier eines der Klischees noch-
mals wiederholt. Es geschieht dies deshalb, weil in diesen Beispielen das Trompen-

1 Mschatta, Jahrbuch der preuß. Kunstsamml. 1904, S. 350.

2 Wie Friedenthal, a. a. 0., annimmt.
 
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