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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

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Strzygowski, Josef: Die persische Trompenkuppel
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https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0026

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fisch persisch bezeichnet werden muß, die Anordnung der Säulen in Paaren. Man blicke
zurück auf Abbildung 6, den Grundriß des Palastes von Serbistan1 und wird die Längs-
säle zu beiden Seiten der zentralen Kuppel mit demselben System von Doppelsäulen und
Nischen ausgestattet finden wie in dem Kloster von Chios. Dabei kann kein Zweifel
sein, daß hierin Persien der gebende Teil ist, besonders seit durch das nestorianische
Kloster von Amida und ein genaueres Verfolgen der Konstruktionsart deutlich gewor-
den ist, daß dieser Kirchentypus
als der wahrscheinlich spezifisch
' persische angesprochen werden
darf. Es spielt dabei gar keine
Rolle, daß für Hosios Lukas und
die Nea Moni Bauleute aus Kon-
stantinopel als Schöpfer genannt
werden; der Typus wäre dann
eben, was ohne weiteres anzuneh-
men ist, auch durch die Reichs-
hauptstadt hindurchgegangen. Es
ist aber auch möglich, daß nur
die kostbare Innenausstattung der
beiden Klosterkirchen auf Kosten
des Hofes zu setzen ist, während
der Bautypus im Gefolge einer
auf Mesopotamien zurückzufüh-
renden Klostertradition zu erklären
wäre2, ähnlich wie der trichore
Typus dem ägyptischen Kloster-
brauch zuzukommen scheint und
die mesopotamische Tradition in
Chios und Hellas durchsetzt wird
von der Herrschaft der ägyptischen
auf dem Athos.

Amida kann der Nea Moni
in Chios unter Umständen noch
näher stehen, als bisher zutage
Abbildung 13. Nea Moni, Kirche: Innenansicht. getreten ist. Man nehme die Be-

(Darüber eine Mosaikaufnahme.) Schreibung des Ostraumes, wie

sie H. de Hell liefert. Er sagt,
in diesem zweiten Schiff sei jede Seite mit vier Säulen geschmückt gewesen, die Rund-
bogen getragen hätten, domines par des murs droits als Stützen der Ziegelkuppel. Ich
verstehe das so, daß die Säulen mehr dekorativ vorgelegt waren, die Mauern die eigent-
liche Arbeit verrichteten. Man betrachte Abbildung 13, eine Aufnahme der Nea Moni,
die ich bisher nicht publiziert habe, weil unglücklicherweise eine zweite Aufnahme, ein

1 Details bei Dieulafoy, a. a. 0., IV, p. 24f. und pl. VII.

2 Vergl. dazu Friedenthal, a. a. 0., der auf Ägypten oder Syrien rät. Ich komme darauf ausführlich
in meinem Buche über Amida zurück.
 
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