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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

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Kramer, M.: Die Umbauten am nördlichen Seitenschiff der Sebalduskirche zu Nürnberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0052

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Von 1309 ab beginnt der Umbau und die Neuerbauung breiterer und höherer
gotischer Seitenschiffe mit großen lichteinführenden Fenstern (vergl. die Abbildungen
auf S. 36 und 37). Das nördlich gelegene Seitenschiff erfuhr im Gegensatz zu dem süd-
lichen eine bedeutend reichere äußere Entwicklung. Über den Fenstern sind Wimperge
angeordnet und die Strebepfeiler sind in Fialenentwicklungen aufgelöst; am zweiten west-
lichen Joche befindet sich ein reich profiliertes Portal mit Galerieabschluß, und für das
Vorhandensein einer das ganze Seitenschiff bekrönenden Galerie ergaben sich Anhalts-
punkte bei der letzten Wiederherstellung in Spuren, die am Turm und Querschiff vor-
handen waren.1

/ j Das Hauptgesims sowohl wie der Ge-

/ ! wölbescheitel des erweiterten Schiffes kamen

■^m»»-« wesentlich höher als beim alten abgebrochenen
Schiff zu liegen (Abbildungen 9 u. 10). Hieraus
erwuchsen sowohl für die Gestaltung des Daches
wie für die Benutzbarkeit der Trifolien nicht
unwesentliche Schwierigkeiten. Sollte das neue
Dach ein Pultdach zwischen dem höheren
Hauptgesims und dem alten Fenstergesims des
Mittelschiffes werden, so ergab sich eine für die
fränkische Ziegeldeckung zu geringe Neigung.

Nun finden wir zwischen den Wimpergen
auf der Innenseite der äußeren Seitenschiff-
mauern in ungefähr Meterhöhe unter dem
Hauptgesims konsolartig eingemauerte Wasser-
rinnsteine2 und diesen entsprechend auf der
Außenseite der Mauer einförmige, schlitzartige
Öffnungen (Abbildung 11), welche offenbar als
Ableitungen dienten. Beachtet man, daß sich
jene nur seitlich der Strebepfeiler vorfanden,
so erklärt sich die Anlage, wenn man annimmt,
daß an diesen Stellen die Traufkanten von
Kapellendächern lagen, die hinter den Wim-
pergen in das Pultdach, welches so tief gesenkt
Abbildung 5 war' einschnitten. Die Entwässerung fand also

bedeutend unterhalb des Hauptgesimses und
innerhalb der Mauer statt (Dachneigung A in Abbildung 10). Auf eine etwas andere Art der
Entwässerung des Daches, welche daneben bestanden haben muß (Abbildung 9), deutet
eine jetzt noch vorhandene nischenartige Aushöhlung auf der Innenseite der östlichen
Strebepfeilerfiale, von der zwei schlitzartige Öffnungen analog den vorerwähnten nach
außen führen. Die Verschiedenheit der Anlagen, von denen sich schwer feststellen

1 Den ehemaligen Anschnitt des Hauptgesimses an die Wimperge zeigt ein noch vorhandenes Werk-
stück beim ersten östlichen Joch. Auch die Form der Portalgalerie ist durch die beiderseitigen Endstücke
festgestellt. Für die Form der Hauptgalerie fehlten jedoch die Anhaltspunkte.

2 Eine ähnliche Rinnenanlage findet sich bei St. Lorenz jetzt innerhalb des Dachraumes beim Anschluß
des Mittelschiffdaches an die Türme.
 
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