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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

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Stückelberg, Ernst Alfred: Eine Tauf-Piscina mit zwei Ambonen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0068

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54 E. A. Stöckelberg-Basel.

Das Taufbecken nimmt die Mitte des Taufhauses ein; ersteres pflegt polygone,
ab und zu auch runde Gestalt zu haben, letzteres ist ein Zentralbau. Das Bassin ist
nicht als Vertiefung im Boden angelegt, sondern steht auf demselben; es ist ein Ge-
mäuer aus Haustein, zu dessen Brüstung
■f"B0, man auf Stufen emporsteigt und dessen

H Umfassung der Täufling übersteigen muß,

H um ins Innere zu gelangen. Das Bassin

-JH selbst, d. h. das Wasserbecken, besitzt

QHKbb wiederum Stufen, so daß der Täufling von

I

Schnitt der Piscina mit Front des Ambons A.

der Brüstung aus bergab zu steigen hat,
wenn er in das tiefe Wasser, d. h. in die
Mitte gelangen will. In den oberen Qua-
dern der Brüstung stecken eiserne Stangen,
welche Vorhänge trugen, so daß der nackte
Täufling nicht den Blicken Aller ausge-
setzt war. In die Brüstungsmauer ist ge-
legentlich eine Art Kanzel für den taufen-
den Priester eingesetzt; es ist ein Stein
oder ein Steingebäude auf halbkreis- oder
hufeisenförmigem Grundriß, dessen ge-
wölbte Stirn ins Innere des Beckens aus-
springt, während die Enden des Mauer-
werks nach außen hervortreten.

Vor 14 Jahren hat nun der Schreiber
dieser Zeilen auf der Suche nach Denk-
mälern des Frühmittelalters eine Tauf-
Die Piscina von oben. Piscina gefunden, welche zwei solche Am-

bonen besitzt. Er hat damals das Denkmal
skizziert, da er aber als Nicht-Architekt
mit den Gesetzen der Perspektive nicht
vertraut ist, wagte er seine unvollkommene
Reproduktion nicht zu veröffentlichen.
Auch sonst hat bisher Niemand — soviel
bekannt — das seltsame Monument publi-
ziert; und doch verdient derselbe eine
Würdigung.

In Ventimiglia, einer gallischen, dann
römischen Niederlassung an der heutigen
Ansieht der Piscina und der zwei Ambone. italienisch-französischen Grenze, befand sich

schon in altchristlicher Zeit ein Bischofsitz.
Hinter der Kathedrale, in der heute noch ein römischer Meilenstein als Weihwasser1
becken dient, steht ein polygones Taufhaus und in seiner Mitte das achteckige Bassin.
Letzteres war 1894 zu unnennbaren Zwecken benützt, so daß das Arbeiten in dem alten
Raum nur unter Preisgabe der Geruchsnerven durchführbar war. Marmorne Überreste
von der langobardischen Cancelli-Einrichtung der Kathedrale lagern um die Piscina
 
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