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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

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Borchardt, Ludwig: Die Totentempel der Pyramiden
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https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0084

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70 Ludwig Borchardt.

Kilometer lang, ist dieser Bauteil für unseren Geschmack das Unerfreulichste der ganzen
Anlage. Hier schritten in dem nur durch Dachschlitze erhellten Halbdunkel die Prozes-
sionen bei den Totenfesten hinauf, hier wurde die Königsmumie in ihrem Holzsarg
hinaufgeleitet zur ewigen Buhe in der Pyramide, die auf Schlitten gesetzteu Geräte für
die Zeremonien folgten. Oben kam man vor den eigentlichen Totentempel, eine
schmale Tür bezeichnete seinen Eingang. Von den, übrigens nur glatten, geböschten
Fassaden desselben konnte man nichts bemerken. Daraus ist schon ersichtlich, daß
bei diesen Bauten, wie wohl auch beim ägyptischen Wohnhaus, das Außere neben-
sächlich, ja daß es mit Absicht einfach und unscheinbar gehalten war. Nur im Innern
wurde Kunst und Prunk entfaltet.

Daß wir heute die Gesamtanlage des Totentempels des Chaf-re recht genau be-
schreiben können, verdanken wir Herrn Geheimrat Dr. Sieglin, Stuttgart, der im Winter

1908/9 eine Expedition ausrüstete, die den Tempel fast völlig freilegte. Herr Regierungs-
baumeister Hölscher leitete die Arbeiten.

Der Beschreibung muß vorausgeschickt werden, daß die Feststellung des Grund-
risses (Abbildung 2b) mit großer Sicherheit erfolgen konnte, daß aber vom aufgehenden
Mauerwerk nur die riesigen Blöcke des Kernmauerwerks und nur wenige Teile der Be-
kleidung noch vorhanden sind. Das Gebäude ist aber nach dem vorzüglich erhaltenen
Torbau im Tale leicht auch in Einzelheiten zu rekonstruieren.

Den vorderen Teil bildet eine Wiederholung des Torbaus im Tale mit geringen
Abänderungen. Vom seitlich im Zuge des Aufganges liegenden Eingangsraum, an dem
sich links Pförtnerräume anschließen, tritt man rechts in den Vorraum. Dieser würde
im Torbau dem länglichen Raum entsprechen, in dem der Statuenbrunnen liegt. Neben
dem Vorraum im Norden befindet sich ein vierteiliges, mit der als sicher anzu-
nehmenden zweiten Kammerreihe darüber sogar achtteiliges Magazin, von dem aus
eine Rampe aufs Dach führt. Die Dachrampen scheinen stets vorn im nördlichen Teil
 
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