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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

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Borchardt, Ludwig: Die Totentempel der Pyramiden
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https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0088

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ansehen, die nach Men-kew-res Tod eintraten. Die Zwischenmauern zwischen Umgang
und Hof waren damals noch nicht begonnen und wurden daher einfach gestrichen.
Hinter dem Hof liegt eine Pfeilerhalle mit dem schon vom Chaf-re-Bau her bekannten
Staffelgrundriß, der sich eine tiefe Halle anschließt. Diese wäre der hintere Abschluß
des öffentlichen Tempels und sollte nach unseren bisherigen Annahmen die fünf Statuen-
kammern oder -nischen enthalten. Hier könnte aber wieder eine Vereinfachung ein-
getreten sein, vielleicht hat man vier der Statuen in den Torbau gesetzt und nur eine
hierher. Das würde mit den Fundorten der Statuenbruchstücke, die bisher bekannt
geworden sind, stimmen. Die Ausgrabung brachte nämlich mehrere glänzende Porträt-
statuen des Königs ans Licht, die heute zu den ersten Zierden der Museen in Kairo
und Boston zählen.

Die hinten seitlich von der Mitte des «öffentlichen» Tempels liegenden Teile sind
auch nicht ihrer eigentlichen Bestimmung gemäß ausgebaut worden. Auf der Südseite
steht dort noch eine Baurampe in einem ganz leer gelassenen, von unverkleidetem Kern-
mauerwerk umgebenen Viereck, auf der Nordseite sind Magazinkammern eingebaut. Bei
ihnen vorbei führt der Durchgang zum «intimen» Tempel, der hier wie beim Snefru
und vermutlich auch beim Chaf-re nur aus einer kleinen, der Pyramiden mitte vorgelegten
Kapelle bestand. Alle zwischen dieser und dem vorderen Tempel liegenden Räume
sind nur äußerst flüchtig aus gelbem Kalkstein aufgebaute Durchgangsräume und Ma-
gazine, die in keiner Weise als zum ersten Entwurf gehörig anzusehen sind.

Hiermit hätten wir die Totentempel der 4. Dynastie besprochen und wollen nun
noch einmal kurz ihre Charakteristika zusammenfassen, soweit sie von denen der
Totentempel der 5. Dynastie, deren Besprechung nun folgen soll, abweichen.

1) Die Torbauten im Tale scheinen noch ohne Vorhallen zu sein — die Vorhalle
beim Men-kew-re ist später als die 4. Dynastie.

2) Der innere, noch hallenlose Hof liegt mit seiner Längsachse von Nord nach
Süd, nicht von Ost nach West wie in den späteren Anlagen.

3) Der «intime» Tempel scheint vom «öffentlichen» isoliert als besondere Kapelle
im Pyramidenhof an der Mitte der Pyramide zu liegen.

4) Bei der architektonischen Ausbildung wird von
Säulen und Wandbildern noch kein Gebrauch gemacht.

5. Dynastie.

9. Von den Totentempeln der 5. Dynastie sind
bisher drei, alle bei Abusir liegend, im Auftrage der
Deutschen Orient-Gesellschaft unter Leitung des Ver-
fassers in den Jahren 1901 bis 1908 freigelegt worden.
Der älteste daselbst ist der am nördlichsten gelegene
des Sahu-re1, der als bestes typisches Beispiel angesehen
werden kann, da er durch schon vorhandene Anlagen
nicht beengt worden ist, und genügend Zeit und Mittel
für seine Vollendung vorhanden gewesen zu sein scheinen.
Sein Torbau im Tale (Abbildung 4a) ist dem nach-
1 S. Mitteilungen der Deutschen Orient-Gesellschaft, No. 37
(August 1908), und die zurzeit im Druck befindliche Veröffentlichung
Abbildung 4a. Torbau des Sahu-re. «Borchardt, Grabdenkmal des Königs Sahu-re».
 
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