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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

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Borchardt, Ludwig: Die Totentempel der Pyramiden
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https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0098

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84 Ludwig Borchardt.

von MM. Gautier und Jequier 1895/61 nur in sehr geringem Maße sondiert, erst die Aus-
grabung des Metropolitan Museums in New-York, die Mr. Lythgoe leitet, hat es seit dem
Jahre 1906 gründlich in Angriff genommen und vorläufig zu einem guten Drittel freigelegt.
Bisher ist soviel zu erkennen, daß der Totentempel (Abbildung 10) in zwei verschiedenen
Höhen lag, ein Teil war auf dem Terrassenunterbau der Pyramide, der andere unten
vor diesem Unterbau auf einem etwa 4 m niedrigeren Niveau errichtet. Der untere Bau
ist von zwei vorgestreckten Armen des höheren Plateaus umfaßt. Nur der südliche
Arm ist bisher freigelegt. Da er nur in seinen Grundmauern erhalten ist, so kann

man sich die Bauten auf ihm beliebig ergänzen.
Im niedrigeren Tempelteil wurde der große
Altar gefunden, von dem in den Totentempehi
der 5. Dynastie immer nur Fragmente erhalten
geblieben waren. Der Aufgang, von dem bis
jetzt nur ein kurzes Stück freigelegt wurde,
führt nur zu dem auf dem niedrigeren Niveau
liegenden Tempel. Der Torbau im Tale ist
noch nicht gefunden. An die Anordnung bei
der Pyramide der Jepowet aus der 6. Dynastie

erinnert, daß auch hier ein Stelenfragment in der
Abbildung 10. Grabdenkmal Arnen-em-nets 1. . °

Nähe des Pyramideneingangs gefunden wurde.

Als einziges Motiv vom Mentuhotep-Tempel scheint also die Anlage in verschie-
denen Höhen übernommen zu sein, alles übrige geht auf die älteren nordägyptischen
Totentempel zurück: die Orientierung nach dem Nordstern, die Nordrichtung des Ein-
gangs zum Grabe und die Teilung in zwei Tempel, von denen der «öffentliche» den
großen Altar enthält.

18. Der Bau Kö-
nigs Senwosret I.,
die südliche Pyramide
von Lischt, wurde
1894—96 von MM.
Gautier und Jequier
zwar energischer unter-
sucht2 als der vorher-
genannte Totentempel,
aber doch nur in seinem
mittleren Teile (Abbil-
dung 11) freigelegt. Erst
die amerikanische Ex-
pedition unter Mr. Lyth-
goe hat 1908 die völlige Abbildung 11. Totentempel Senwosrets I.

Freilegung begonnen.

Der Torbau im Tale ist bisher noch nicht gefunden, der von Osten ansteigende
Aufgang aber bereits auf eine Länge von rund 400 m untersucht. In ihm tritt ein
neues Motiv auf, die Wände rechts und links haben in regelmäßigen Abständen Nischen,

1 Gautier-Jequier, Fouilles de Licht, S. 87 ff. — 2 Gautier-Jequier, Fouilles de Lieht, S. 1 ff.

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