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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

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erfreulich, daß man sie beließ, anstatt auf andere
Weise, etwa durch darübergelegte Eisenträger, die
Decke zu fassen.

Alles in allem ist das an sich anspruchslose,
doch gut geschriebene und ausgestattete Buch
wirklich eine tüchtige Arbeit und für solche, die
sich mit Herstellungsarbeiten und Denkmalpflege
befassen, eine gewiß lehrreiche und dabei erfreu-
liche Lektüre, die beweist, daß auch hier stets
einfache Sachlichkeit das eigentlich Richtige und
Erstrebenswerte sein wird.

Hannover. Albrecht Haupt.

Von deutscher Kunst, Gesammelte Auf-
sätze und nachgelassene Schriften von Karl
Schäfer, Oberbaurat Dr. ing. weiland Professor
an der technischen Hochschule in Karlsruhe.
Mit 3 Bildnissen, 9 Tafeln und 139 Textabbil-
dungen. Berlin 1910. Verlag von Wilhelm Ernst
und Sohn.

Der Kunstgeschichte späterer Zeiten wird es
vielleicht schwer werden, die umfassende Be-
deutung, welche der ragenden Persönlichkeit Karl
Schäfers für die Entwicklung unserer heutigen
deutschen Baukunst zukommt, gebührend einzu-
schätzen. Denn es ist ihm gerade in den Jahren
der größten Schaffenskraft nicht vergönnt gewesen,
an ausreichenden Aufgaben größerer Art seine
Kraft zu zeigen. Jahrzehnte hindurch hat er die
tiefste Wirkung als akademischer Lehrer ausgeübt,
seine Gedanken haben dabei wohl, getragen von
der Hingabe unzähliger Schüler an seine unver-
gleichlich fesselnde Persönlichkeit, die ganze
deutsche Baukunst durchdrungen, vieles hat sich
kraft seines Einflusses gewandelt, ohne daß im
Einzelfalle die Quelle der Wandlung jedem so
leicht ersichtlich wäre. Und wenn heute noch
im Gedächtnis dankbarer Schüler verzeichnet steht,
wieviel sie dem Meister an fruchtbaren Grund-
lagen und an schlagenden Einzelhinweisen ver-
danken — schon dem heranwachsenden Ge-
schlecht ist das nur vom Hörensagen mehr be-
kannt und es wird bald der Vergessenheit ange-
hören. Seine größeren, allgemein zugänglichen
Werke baugeschichtlichen Inhalts geben von
dieser Wirksamkeit so gut wie keine Kunde.
Mit lebhaftem Dank ist es daher zu begrüßen,
daß der Sohn des Meisters uns in einem starken
Bande eine Sammlung der kleineren Schriften
seines Vaters vorlegt, die bisher teils nicht ver-

öffentlicht, teils in Zeitschriften verstreut und
damit der Benutzung kaum zugänglich waren.

Es wird sich nicht leicht wieder eine Begabung
von gleicher Vielseitigkeit finden, wie sie die
Grundlage von Schäfers Wirken bildete, das
spiegelt sich auch in der vorliegenden Sammlung
seiner Schriften. Die Größe des Einflusses, den
er auf seine Schüler ausübte, beruhte ja zum
guten Teil auf der tiefen Begeisterung, mit der
er immer wieder im Gegensatz zu der Bichtung,
die er im Beginn seiner Berliner Tätigkeit antraf,
auf die ältere deutsche Kunst als Grundlage
jeder weiteren Entwicklung hinwies. Diese Ge-
schlossenheit der persönlichen Hingabe zeigt auch
unsere Sammlung, denn sämtliche Aufsätze — es
sind abgesehen von kleineren Beiträgen zum
Zentralblatt der Bauverwaltung etwa 60 Stück —
sind der heimischen Kunst gewidmet. Innerhalb
dieses weiten Gebietes, von dem ihm kein Teil
fremd war, erwuchs ihm aber die Möglichkeit,
seinen Einfluß so nachhaltig und fruchtbar zu
machen vor allem aus der allseitigen Beherrschung
der verschiedenen Bestandteile des Kunstwerkes.
Daß er gleich groß war an künstlerischer schöpfe-
rischer Kraft, wie in der eindringenden Kenntnis
aller technischen Hilfsmittel, wie in der umfassenden
Kenntnis der Denkmäler und in der Wissenschaft
von ihrer geschichtlichen Entwicklung, das gab
ihm die Überlegenheit über weniger allgemein
gerichtete Mitstrebende und im Bunde mit seiner
glänzenden Persönlichkeit die Eigenschaft des
geborenen Führers, der schon in jungen Jahren
anderen voranging, später gar die meisten seiner
Schüler zu unbedingter Gefolgschaft hinter sich
scharte.

Alle diese vielen Seiten seiner reichen Natur
finden wir hier wiedergespiegelt und werden über-
rascht nur dadurch, wie früh schon das, was er
später verfocht, sich klar und deutlich in ihm
entwickelt hatte.

Schon der Achtzehnjährige lieferte im Jahre
1862 in seiner ersten Arbeit, einer Geschichte
und Beschreibung des Klosters Nordshausen, eine
Arbeit, in der die strenge Sachlichkeit, die Ver-
meidung alles schönrednerischen Beiwerks ebenso
auffallen, wie der scharfe Blick, mit dem jede
kleine Wandlung in Form und Bauweise in
Rechnung gezogen und unter genauer Berück-
sichtigung der vorhandenen urkundlichen Nach-
 
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