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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

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Pomtow, Hans: Die alte Tholos und das Schatzhaus der Sikyonier zu Delphi, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0117

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Die alte Tholos und das Schatzhaus der Sikyonier zu Delphi. 103

wie die spätere Messung der Architekten zeigte; unsere vorläufige Berechnung traf also
fast genau den Mittelwert (1,54), die genauere, mit Hilfe der Stichhöhe usw. wird in
Teil III, 2 gegeben.

Sämtliche postulierte 13 Rundarchitrave stecken noch heute in den Funda-
menten, keins mehr, keins weniger. Das hat sich 1908 zu unserer Freude heraus-
gestellt; und zwar sind 9 im Ostfundament quergestellt (i — r in Abbildung 4), 4 in
der Südwand längsstehend (a—d in Abbildung 5). Damit ist die Gestalt und der
Umfang von Architrav und zugleich von Stylobat gesichert, da letzterer annähernd
gleiche Abmessungen haben muß wie das Epistyl.

Kapitelle. — Zwei Stück waren nach den französischen Angaben aus den Süd- und
Ostfundamenten hervorgezogen worden (Bull. 20, 658), zwischen deren Lagen sie auf der
hohen Kante standen (ebenda p. 668); also eins aus jeder Seite.1 Leider war nicht

gesagt, welche zwei
von den vier im
Jahre 1906 oben
im Bau liegenden,
voneinander etwas
abweichenden Kapi-
tellen das sind, und
damit war die Mög-
lichkeit genommen,

Abbildung 6. Runder Architrav der Tholos. (Maßstab 1 : 15.)

die sicher dem alten Bau zugehörigen von denen zu unterscheiden, die möglicherweise
dem neuen angehört haben könnten. Denn im Bulletin werden keine Maße der zwei sicher
alten Stücke angegeben, und Inventarnummern gibt es für bloße Bauglieder nicht; wir
erfahren nur, daß der obere Säulendurchmesser «est tres voisin du diametre du chapiteau»,
und daß auch die Kapitellhälse l(') Kanneluren zeigen wie die Säulen. — Ein fünftes
Kapitell ist, wie im Bull. 20, 658 Anm. 2, angegeben wird, damals in das Museum
geschafft worden; es entzieht sich heute gleichfalls der Identifikation.

Ich habe 1906 ein sechstes, damals im Südfundament steckendes Kapitell gesehen2,

1 Offenbar standen diese zwei Kapitelle in den Löchern, die jetzt, in der Mitte des Ostfundaments
(Schicht VII—IX) und der rechten Hälfte des Südfundaments klaffen; vergl. Abbildung L2, 4, 5.

2 Im Jahre 1908 war es aus dem Südfundament verschwunden; es scheint von der griechischen Ver-
waltung ausgehoben und oben im Thesauros niedergelegt worden zu sein, wo sie auch noch ein 6. größeres
(0,67 Abakuslänge) Kapitell aufgebaut hat, das aber schwerlich zur Tholos gehört; s. unten Teil III, 2.
 
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