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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

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Pomtow, Hans: Die alte Tholos und das Schatzhaus der Sikyonier zu Delphi, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0119

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Die alte Tholos und das Schatzbaus der Sikyonier zu Delphi. 105

Betreffs der Zahl der im Fundament vorhandenen Säulenschäfte sei bemerkt, daß
die in der zweiten Stereobatlage von uns aufgedeckten halben Säulen von A. Gockel auf
etwa 20 berechnet werden (hoch 1,073—1,42 m), was 10 Vollsäulen ergibt, während
im Außenfundament der Südwand, dicht an der Südostecke, außer der oben genannten
monolithen Säule noch 2 halbe in Schicht VIII und 5 halbe oder ganze Stücke in Schicht IX
vorhanden sind (Abbildung 5). Auch hier kommen wir also auf die Zahl von wenigstens
13—15 erhaltenen Ganzsäulen, wahrscheinlich noch mehr, da der Stereobat ja noch
weitere enthalten kann, was natürlich auch für die Kapitelle gilt (Genaueres in Teil III,
Abschnitt 2). Am fertigen Bau waren die monolithen Säulen von den aus zwei Schäften
zusammengesetzten nicht zu unterscheiden, da die Fuge unter der Stuckschicht verschwand.

Triglyphen und Metopen. — Auf diesem sicher rekonstruierten Kranz von
13 Säulen und Architraven lag der Metopen-
und Triglyphenfries. Ein großes, ziemlich
vollständiges Stück einer Triglyphe nebst
glatter Metope daran stand 1906 frei im
Innern des Sikyon-Thesauros (Nordwestecke).
Über seine Provenienz war nichts bekannt,
doch bewies die, allerdings nicht sofort er-
kennbare, schwache Rundung, daß es zur
Tholos gehört habe. Im Herbst 1908 gelang
uns die Auffindung von weiteren fünf Stücken
derselben Art, die in der Innenseite des
Südfundaments stecken, und zwar in dessen
oberster Lage (= Schicht IV, s. Teil III, 1),
dos-ä-dos von den oben erwähnten, auf
Abbildung 5 sichtbaren Architraven (a—d).
Es ist danach ohne weiteres anzunehmen,
daß nicht nur das erste, offen stehende Stück
durch die Ausgrabenden aus den Fundamen-
ten ausgehoben war (wohl aus einem Loch
in der Innenseite der Südwand), sondern
daß auch die zahlreichen noch fehlenden
Stücke im Innern des Fundamentbaues
stecken; denn ihre unregelmäßige Gestalt und die Vorsprünge der Triglyphe machten sie
zum Einbau in die äußere Fundamentwand höchst ungeeignet.1

Diese, in Abbildung 8 wiedergegebene Triglyphe -f- Metope den Maßen des Rund-
baues einzufügen, bietet eine gewisse Schwierigkeit. Denn nach der bisher noch niemals
in griechischen Bauten verletzten Regel trägt jedes Architravstück über sich zwei Tri-
glyphen (je eine halbe rechts und links, eine ganze in der Mitte) -\- zwei Metopen2 oder

1 Sie mußten z. T. erst abgearbeitet werden, um das Höhenmaß der betreffenden Fundamentschieht
zu erhalten. So ist auf dem abgebildeten Stück die rechte Hälfte später 10 cm niedriger gemacht (von 65
auf B5), damit sie soweit, untergeschoben werden konnte.

2 So auch natürlich an den griechischen Rundbauten, vergl. die Rekonstruktion der Tholos von
Epidauros durch Aug. Thiersch in dieser Zeitschrift II, S. 36. — An italischen Rundbauten sind sogar bis-
weilen zwei Triglyphen über jedem Interkolumnium angebracht, vergl. z. B. W. Altmann, Die italischen Rund-
bauten, S. 35.

Zeitschrift für Geschichte der Architektur. III. 14

Abbildung 8. Triglyphe und halbe Metope'
der Tholos. (1 : 15.)
 
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