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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

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Pomtow, Hans: Die alte Tholos und das Schatzhaus der Sikyonier zu Delphi, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0126

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112 H. Pomtow-Berlin.

geschriebene Zahl von f +1 Mutulus (in der Mitte) + 2 Viae (rechts und links vom
mittleren Mutulus) muß einer ganzen Architravlänge entsprechen und ergibt 36 + 36 -f-
(2 X 24?=) 49 = 1,21 m, während unser Architravstück mit 1,23 m gemessen ist.

Dieser Nachweis wirkte auf die Tholos zurück und gestattete, ihre noch fehlenden
runden Hängeplatten, die sicherlich tief in dem Fundamentbau stecken werden, nach
dem Vorbild dieses geraden Geisons mit Sicherheit zu ergänzen (oben Abbildung 9).

Die technischen Fragen betreffs der Verlagerung dieser Hängeplatte über dem an-
scheinend dünneren Triglyphenfries und den gleichfalls dünneren Architraven (37|), wäh-
rend das Auflager der Hängeplatte 46 cm tief ist (siehe Abbildung 12, Unterseite) —
es standen wohl Platten in dvnön,Ma dahinter —, werden später besprochen. Hier
sei nur darauf hingewiesen, daß unsere Aufiagertiefe (46) genau der Dicke (Tiefe) des
runden Architravs (45,8) entsprechen würde.

Einzelne geradlinige Quadern, die im Ostfundament erhalten sind und sich dem Rund-
bau nicht einfügten, konnten gleichfalls an die sogen, oblonge Vorhalle verwiesen werden.

Klammerspuren sind bisher nur an zwei Steinen vorhanden. An dem oben er-
wähnten, hinter dem geraden Architrav g eingeschobenen, dünnen Steinbalken Ii (20 X
30 cm) erkennt man auf Abbildung 11 das Loch einer riesigen schwalbenschwanzförmigen
Klammer. Und an der Oberseite der Hängeplatte (Abbildung 12) sind ebensolche, nur
kleiner erhalten. Ihre Gestalt weist auf das VI. Jahrhundert, der Balken selbst wird uns
noch unten beschäftigen. Sollten sich auch späterhin am eigentlichen Rundbau keine
Klammern auffinden lassen, so schienen diese wenigen darauf weisen zu können, daß die
«Vorhalle» ein wenig später angebaut worden sei.

4. Die Reliefplatten als Bauglieder.

In archäologischer Hinsicht sind die sogenannten «Reliefplatten des Sikyon-Thesauros»
nach kurzen Erwähnungen durch Homolle, Furtwängler und mich1 zum Gegenstand aus-
führlicher und sorgsamer Untersuchungen durch Homolle selbst gemacht worden (Bull. 20
|1896], p. 658—675). Weniger sorgfältig ist ihre Verwertung in architektonischer Bezie-
hung gewesen, und doch ist von der richtigen Erkenntnis derselben die Frage der Zu-
weisung zu dem ursprünglichen Bau und damit der Name ihres Stifters fast ganz abhängig.

Betreffs der Fundumstände ist zunächst folgende Notiz Homolles wichtig2: «um diese
(älteren) Fundamente herum (autour de) sind im April und Mai 1894 Fragmente von skul-
pierten Tuffplatten gefunden worden: die eine unterhalb und außerhalb des Hellenikö,
die meisten zwischen dem Thesauros und der Temenos-Mauer, gegeneinander ge-
packt (entassees les unes contre les autres), einige kleinere Bruchstücke im Norden und
Westen (a.a.O. 658)». Sowie p. 668: «die Metopen selbst, die wegen des Reliefs wenig
geeignet waren, um als (Fundament-)Lagen zu dienen, wurden als Füllschicht verwendet
(avaient ete reservees pour les remblais). Aufgereiht in der Erde längs der Mauer, haben
sie es diesem Umstand zu verdanken, daß sie von dem zerstörenden Einfluß der Luft
und Zeit verschont blieben, und ihre gute Erhaltung scheint darauf zu deuten, daß sie

1 Homolle, Bull. 18 (1894), p. 187; Furtwängler, Berl. Phil. Wochensehr. 1894, Sp. 1275, und mein
Referat Arch. Anz. 1895, p. 9.

2 Anderslautend sind dagegen seine ersten Fundangaben im Bull. 18, 187: «auf den Quadern (?)
des neueren Thesauros, in seinem Innern (?) und außen herum waren folgende Tuffmetopen gefunden
worden».
 
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