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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

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Pomtow, Hans: Die alte Tholos und das Schatzhaus der Sikyonier zu Delphi, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0128

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114 H. Pomtow-Berlin.

bau und das Hellenikö verpackt worden; an die Tholos konnten sie wegen der geraden,
nicht runden Tafelform nicht gehören, soviel Mühe ich mir auch gegeben hatte, sie über
den ausgehöhlten Rundarchitraven einzupassen.1 Die sichere Entscheidung wurde durch
die Neuvermessung gebracht, die in Abbildung 13 — 17 reproduziert ist.

Obwohl durch das leidige Eingipsen der Originale die Bruchkonturen vielfach un-
sichtbar geworden sind und die genaue Vermessung der Fragmente dadurch unmöglich
gemacht ist, läßt sich doch so viel feststellen, daß die Maximallünge der fast vollständigen
Eberplatte (I) ca. 85 — 88 cm, die Maximalbreite des Europa-Fragments (II) ca. 70, die der
Argo- und Orpheus-Bruchstücke (V) ca. 40 + 44,7 = 84,7 beträgt (die übrigen Stücke sind
kürzer und fragmentierter). Da ferner die Dicke der Platten am Auflager und unteren
Rand 16—17, ihre Höhe genau 57,8, rund 58 ist, so erhallen wir genau die oben
S. 111 «postulierten Metopen mit einer Länge von 87, einer Dicke von 16—17, einer
Höhe von höchstens 58—59». Die Platten haben also in der Tat über unseren
geradlinigen Architraven gestanden.

Abbildung 16 und 17. Reliefplalten. (1:15.)

An technischen Eigentümlichkeiten ist zu erwähnen, daß, obwohl es vorkommt, daß
unter einem Figurenfries dorischer Bauten die Begulae (mit Tropfen) stehen geblieben
sind, trotzdem die Triglyphen über ihnen wegfielen (Parthenonfries), man doch nicht auf
ähnliches bei unserer sogen. Vorhalle schließen darf. Denn die Platten haben genau die
Breite (Länge) des Zwischenraums zwischen den Begulae der geraden Architrave, sind
also Metopen, — während bei durchlaufendem Friese die Einzelplatten meist unregel-
mäßig lang waren und kaum jemals über den Architravenden gestoßen sind. Und wenn
man etwa den an der rechten Kante von Platte V erhaltenen Falz an eine Ecke des
Frieses versetzen wollte, so ließe die Bestoßung der übrigen Plattenkanten nach Homolle
die Annahme zu, daß auch hier schwache Falze vorhanden gewesen sind (Bull. 20, p. 664),
was mir freilich weder am Original noch an den Abbildungen zuzutreffen schien. —
Die Befestigung der Platten ist durch dünne Bronzestifte erfolgt, deren runde Stiftlöcher
(3—4 cm tief, 7 — 10 mm breit) auf den Abbildungen angegeben sind. Einmal ist solch

1 Bei dem im Bull. 20, p. 664 unternommenen Versuch, diese Metopen an die Langseiten des «The-
sauros von Sikyon» zu versetzen, da die Breite von 6 Metopen ä 0,90, plus 7 Triglyphen für die effektive
Fassadenlänge (6,35 m) viel zu groß wäre, während sie für dessen Seitenlänge (8,43) vortrefflich paßten,
ist der Trugschluß begangen, daß man die kurz zuvor ausdrücklich dem älteren Bau zugeteilten Metopen
doch wieder in die Maße des jüngeren einzwängen wollte, obwohl beide Gebäude natürlich verschieden
gewesen sind.
 
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