Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

DOI article:
Pomtow, Hans: Die alte Tholos und das Schatzhaus der Sikyonier zu Delphie, [2]: von H. Pomtow
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0175

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
159

10,5 + 16,5 = 27 statt 28,2), besonders das quadratische Dübelloch fällt auf gegen die
sonst runden, aber es würde demjenigen Säulenstumpf entsprechen, der oben als zweiter
Tholosschaft im Südfundament besprochen ist (Schicht IX).

Noch 2 bis 3 andere Kapitelle sind vorhanden, die in Echinusausladung, Kanneluren-
zahl, den drei Schnüren usw. den unserigen ganz ähnlich sind, also auch aus dem
VI. Jahrh. v. Chr. stammen müssen. Eins dieser hocharchaischen Stücke, das die Extreme
unserer Maße mit G9 cm Abakusseite, aber nur 32 Halsdurchmesser (also eine noch
flachere Echinusform) aufweist, trägt auf zwei aneinanderstoßenden Abakusseiten eine
lateinische Weihinschrift des Kaisers Hadrian oder eines seiner Nachfolger, muß also zu
Plutarchs Zeiten wieder verwendet sein. Es gewinnt den Anschein, als ob dieses cHa-
drianskapitelP (69 lang) zusammenginge mit dem auf S. 156 genannten von 67 Länge.
Vielleicht haben wir hier die Kapitelle des Rechteckbaues vor uns. Denn daß alle diese
Stücke an der Tholos untergebracht werden können, scheint ausgeschlossen. Es ist nur
zu hoffen, daß die Ausgrabenden die Fundstellen dieser übrigen Kapitelle noch anzugeben
vermögen, sonst wären sie für die Wissenschaft fast entwertet.]

Arch itr ave.

Abbildung 6 gibt einen der im Ostfundament steckenden Architrave wieder (i — r),
während die ältere photographische Aufnahme, Abbildung 35 (Tafel II), die Details
des heutigen Zustandes der Blöcke erkennen läßt. Die Maße des genau aufgenommenen
Stückes sind:

Höhe .... 0,55 II Äußere Bogenlänge 1,52 in II Vordere Sehne 1,50 II Vordere Stichhöhe 0,083
Seitenlänge (Dicke) 0,458 || Innere „ 1,295 , || Hintere „ [1,29] j|

Die kleinen Maße schwanken bei den einzelnen Blöcken etwas; aber auch für die großen
maß ich früher als Höhe 0,52—53, und in der Tat zeigt Block c (Südwand, konvexe
Fläche nach außen) genau 0,52. Ebenso schwankt die Länge; bei Block c ist der Außen-
bogen mindestens 1,56, der Innenbogen von d mindestens 1,35 lang. — Die Vor de r-
und Rückenansicht ist glatt, die Seiten haben je zwei senkrechte Anathyrosisstreifen
(4 cm breit). Die meisten Unterseiten sind glatt, so z. B. bei Block p und bei einem
konkaven der Südwand (d); dagegen zeigt q eine zwar ebene, aber langgespitzte rauhere
Unterseite, die wohl bei der Zurichtung zum Einpacken in das Fundament hergestellt ist;
p und q habe ich emporheben lassen.

An den hinteren Ecken tragen sämtliche Blöcke tiefe und große Einschnitte für
Balkenköpfe; die Balken lagen mit 16 cm = x/2 Fuß 0l 32) auf, waren am Ende
2 X 0,7 - 191/2 cm brat, (wohl 5/s Fuß — 20 cm) — welches Maß wohl für die ganze
Balkendicke zu gelten hat — und an der engsten Verzahnungsstelle nur 14,7 cm; ihre
Höhe betrug 16x/2 cm, also wieder 1jz Fuß. Die einzelnen Blöcke waren, statt der
Klammern, rechts und links durch je einen horizontalen, geraden Eisendübel miteinander
verbunden (Länge 2X9 = 18 cm, Dicke 2,8 cm, Höhe 5 cm, wie ihn auch die Stoß-
fugen der Architrave des Rechteckbaues zeigen (s. u.). Daß diese «Dübel» etwa oben
überstanden und in die Triglyphenunterseite eingriffen, ist wenig wahrscheinlich.1 Augen-

1 Ich glaubte zuerst, daß wir in ihnen die Vorläufer der Schwalbenschwanzklammern zu sehen hätten,
die bekanntlich nichts weiter waren, als ein an den Enden platt geschlagenes Stück Eisen, — fand aber
diese Schwalbenschwänze schon am Säulenabakus des Atreusgraben in Mykenae vorkommend, vergl. die Ab-
bildung bei Durm, Bank.3 p. 78 (Abb. 50), sowie an den Mauern von Knossos (ebenda S. 59).
 
Annotationen