Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

DOI Artikel:
Pomtow, Hans: Die alte Tholos und das Schatzhaus der Sikyonier zu Delphie, [2]: von H. Pomtow
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0177

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
161

die mit den geraden Architraven (s. unten) übereinstimmende Höhe unserer beiden Stücke
(gemessen 52 cm), gegenüber den übrigen, 55 hohen Pamdstücken bleibt auffällig. Doch
wird sie weniger einer späteren Abarbeitung (zwecks Einpassung neben die geraden
Stücke) zuzuschreiben sein, als einer Ungenauigkeit beim Abgleichen oder Versetzen.
Denn die Werkleute haben bei der Versetzkontrolle langer Schichten die Neigung, die
Setzlatte eher etwas ansteigen zu lassen, als ihr eine Neigung nach abwärts zu geben,
und der so entstehende Auftrieb ist schließlich ein nicht ganz unbedeutender, vergl. Dürrn,
Bauk. d. Gr.3, p. 131. Auf das Vorkommen solcher Höhendifferenzen war soeben aus der
Einbettung eines Architravendes in die Abakusoberseite geschlossen, oben S. 158.

Über den Radius des Architravbogens (3,20 m) ist oben S. 102 gehandelt; genauer
wird er unten in Abschnitt G berechnet werden.

Triglyphen und Metopen.

Vergl. oben Abb. 8. — Das abgebildete Stück steht offen im Innern des Thesauros
(NW.-Ecke) und stammt entweder aus dem Südfundament (Innenseite), wo noch 5 andere
Triglyphen und Metopen derselben Art stecken, — oder wahrscheinlicher aus dem großen
Loch in der äußeren Südwand. Höhe 65 cm, äußere Bogenlänge 39 (Triglyphe) +
53 (Metope) = 92 cm; Tiefe links 47, rechts 35. Vorderseite: die Triglyphe ist. 39 breit,
ihr Kapitell etwa 10 hoch, jeder Schlitz etwa 7 breit. Das Metopenfeld ist glatt, sein
oberes Band ß cm hoch. Die linke Seite des Steins hat Anathyrosis und an der
Vorderecke einen Falz, der über die Nachbarmetope griff; die Rückseite ist glatt,
zum Teil auch gespitzt und zeigt unweit der linken Ecke ein Stück eines 7 mm vor-
springenden Bandes (?), das wohl erst bei der Abarbeitung entstanden ist. Die rechte Seite
ist vorn die ersten 18 cm ziemlich glatt, dann gebrochen. Über die Unterseite ist nichts
bekannt. Die Oberseite ist sehr ungleich gestaltet; längs der Hälfte der Vorderkante ist
breite Anathyrosis (links 11, rechts 7^2 breit). Auch hinten (links) ist ein Stück Anathyrosis
erhalten, neben der rechts ein vertieftes Feld (1 cm tief) bis zu dem Stemmloch reicht; hinter
diesem ein fast quadratisches kleines Stift- bezw. Dübelloch (2x/2 X 3 Seitenlänge, C1/2 Tiefe).
Ein großes Dübelloch ist an der linken Seite zu sehen, das zeigt, daß die Stücke durch
2 X 11 = 22 cm lange horizontale Eisendübel verbunden waren (3^2 breit, 6x/2 tief); sie
hatten etwa dieselbe Größe und Gestalt wie die der Architrave. Das rechte Drittel der
Oberseite ist um 91/«—10 cm abgearbeitet (vertieft), die Grenze zu dem höheren Teil links
ist ganz unakkurat und unregelmäßig. Alle Teile der Oberseite sind fein gespitzt. Die
Abarbeitung des rechten Drittels ist augenscheinlich erst nachträglich erfolgt, um das Stück
der Höhe der IV. Schicht gleichzumachen (55 cm), vergl. oben S. 154.

Ebenfalls ist oben S. 106 über die vermutliche Verteilung der Triglyphen -f- Metopen
gesprochen und dargelegt, daß wir hier sehr breite Metopen und darum keine Tri-
glyphen über der Interkolumniummitte anzunehmen haben. Der dort erörterte Um-
stand, daß an unserer Metopenbreite (53) etwa 3^2 cm fehlten, wenn das Stück als Doppel-
metope (2 X 56 ljt = 1,13) nebst Triglyphe (39) — zusammen 1,52 — unsere Architravstücke
(1,52—1,54) bedecken sollte, läßt sich jetzt noch mit dem Hinweis motivieren, daß unsere
rechte Seite hinten unregelmäßig nach rechts auszuladen scheint (3 cm), also ihre vordere
nur «ziemlich glatte» Partie vielleicht auch um diese 3 cm abgearbeitet worden ist, damit
sie in den Fundamentbau passe. Dies wird dadurch noch wahrscheinlicher, daß die
anderen 5 Triglyphenstüeke laut Photographie (rechts in Abbildung 28 auf Taf. II) an dieser

Zeitschrift für Geschichte der Architektur. III. 21
 
Annotationen