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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

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Pomtow, Hans: Die alte Tholos und das Schatzhaus der Sikyonier zu Delphie, [2]: von H. Pomtow
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https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0185

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Die alte Tholos und das Schatzhaus der Sikyonier zu Delphi. 169

des doppelten Auflagers (oben und unten) ausgeschlossen. Der Auffassung als Schranken
widerspricht sowohl die große Anzahl der Stücke, die wir sogleich kennen lernen werden, als
auch technische Eigenschaften. Zwischen den Säulen, wo man Schranken am ersten erwarten
dürfte, können sie nicht gestanden haben; denn obwohl die Länge der Ringsteine (Außen-
bogen ca. 96 cm) zu dem Interkolumnium von ca. 95 cm gut stimmte, passen hierzu
weder ihre Radien — die des Säulenkranzes sind außen 3,20, innen 2,75 lang — noch
die an den Schmalseiten (rechts und links) vorhandenen Horizontaldübel, die je zwei
Ringsteine seitlich miteinander verbanden.

Wohl aber habe ich längere Zeit geglaubt, daß es sich um. Roste des Fundaments
handeln müsse, weil im Innern der kleinen Tholos zu einer Ringwand kein Platz sei
(vergl. oben S. 108). Die große Zahl der Stücke konnte sich auf mehrere konzentrische
Fundamentringe verteilen, die im übrigen ziemlich hoch hätten sein können, entsprechend
dem heutigen Fundamentbau (an der Südostecke höher als 2 m). Allerdings schien für
Roste die Dicke der Ringsteine auffallend schwach (0,38), aber sie hätten hier nichts zu
tragen gehabt, als das dünne Paviment. Befremdlich war ferner, daß sie vorn und hinten
glatt sind, was bei runden Fundamentmauern unnötig erschiene, — aber auch die Ring-
wände der Hohlräume unter der Tholos von Epidauros werden als glatt bearbeitet an-
gegeben. Freilich mußten unter dem Stylobat dickere Ringsteine gelegen haben, von
denen noch keiner bekannt war, aber man konnte ja annehmen, daß sie im Innern der
noch unerforschten untersten Schichten vorhanden seien.

Die Entscheidung brachte die nochmalige Untersuchung der Photographieen und das
Eintreffen der Frickenhaus'schen Vervollständigungsskizzen der Ost- und Südwand. Wie
oben gesagt war (S. 154), sollte Schicht V an der Ostseite unter dem Pronaos aus ähnlichen
ringförmigen Stufen bestehen; dies wird bestätigt durch Abbildung 3—5 und die von
A. Frickenhaus eingetragenen Steinmaße. Man erkennt, daß der Eckstein (Schicht V,
Stein 1) genau die Maße unserer Ringsteine zeigt: Höhe 24—25, Tiefe 37, Länge 1,06
(Außenbogen). Unsere Wanddicke (Tiefe) von 37—38 kehrt nun in dieser Schicht sowohl
an der Süd- als auch Ostwand fortwährend wieder, stets bei gleich hohen Ringsteinen.
Sie schwankt von 36—38 in folgender Weise: 36 tief sind Stein Nr. 11, 12, 13; 37 tief: Nr. 1,
4, 5, 6, 14, 20, 21; 38 tief: Nr. 16, 17, 18; abgebrochen: Nr. 15. Diese 14 Steine kommen
zunächst zu den in Abbildung 44—48 wiedergegebenen fünf hinzu. — Außerdem besteht
nach den Angaben S. 154 die ganze heutige dritte Stereobatlage im Cellainnern aus Ring-
steinen desselben Maßes wie Abbildung 48. Sie liegt in der Höhe der äußeren Schicht
VII und würde bei der Länge und Breite des Thesaurosinnern von ca. 6,40 X 5m
etwa fünf Ringsteinen ä 1 m in der Länge, etwa 17 in der Breite (ä 38 = 6,46 m) Platz
gewähren; das ergäbe 85 Steine als Mindestzahl, würde sich aber bei Hochkantstellung
derselben (25 X 26 =6,50) auf fast 26 X 5 = 130 steigern. Wir dürfen das Richtige
etwa in der Mitte suchen und ca. 110 Stück annehmen. — Das wären bisher 5 -f- 14 -f-
110 = rund 130 und unter Hinzurechnung der noch in Schicht V unter dem Pronaos
angegebenen, von außen nicht sichtbaren Steine (wohl 20—25) etwa 150—160 Stück.

Die Außenperipherie einer 38 cm dicken Rundwand würde unter Zugrundelegung des
oben (S. 167) ermittelten Radius von 2,175 (abgerundet auf 2,18), eine Länge von 2 r tt -
2X2, 18Xy — 13,70 m ergeben. Das wären genau 14 Ringsteine von je 98 cm Länge.
Nimmt man als Durchschnittsmaß der Schichthöhen etwa 25 an, so erhalten wir aus den
bisher bekannten 150—160 Ringsteinen einen geschlossenen Wandzylinder von 11 Schichten

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