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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

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Pomtow, Hans: Die alte Tholos und das Schatzhaus der Sikyonier zu Delphie, [2]: von H. Pomtow
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https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0200

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184

Wichtigkeit des Palmettenfrieses (s. oben S. 118 Furtwänglers Urteil) und die Feinheit ihrer
Ausführung.

Abbildung 56 a—e. — Kleine, sehr akkurat geschnittene Quadern aus Kalkmergel.
Slück a lag an der Nordostecke des Siphnos-Thesauros, b—e auf der Zwisehenterrasse
östlich vom Tempel. Alle fünf Stücke haben wir jetzt im Sikyon-Thesauros zusammen-
legen lassen, obwohl die Zugehörigkeit zum Rechteckbau durchaus ungewiß ist, aber sie
wären sonst im Temenos nicht wieder aufzufinden gewesen. — Stück a ist oben, vorn,
unten glatt (Oberseite vom Saumschlag?); war vielleicht eine niedrige Stufe. — c vorn
ziemlich glatt, oben glatt, linke und untere Seite lang gespitzt, rechts Anathyrosis (Spiegel
nicht vertieft, nur lang gespitzt). Rückseite ganz grob abgeschlagen, ihr mittlerer Teil
etwas ausgehöhlt. — d vorn und links rauh; rechts eben, lang gespitzt; hinten und unten
lang gespitzt. Oben an drei Seiten glatter Saum (3 bezw. 12 cm), das übrige fein lang
gespitzt. — e oben glatt, lang gespitzt (nach der rechten und linken Kante hin ganz glatt);
vorn ziemlich glatt, die linke Hälfte heller gefärbt; rechts und links Anathyrosis (Spiegel
nicht vertieft, nur lang gespitzt); Rückseite wie bei c. — Stein d dürfte Fußbodenplatte
eines Paviments sein, mit Standspur für Auflagerschicht; c und e scheinen Orthostate zu
sein, so daß die rechte Hälfte von e das Aufstoßen einer ebensodicken Wand (33) zeigte,
wie c ist.

Zu beachten sind die ungemein feinen zierlichen, akkuraten Schwalbenschwanz-
klammern auf den Oberseiten von c und e; von den drei letzteren ist die linke noch mit
Rronze gefüllt; c und e haben jedenfalls ziemlich dicht zusammengesessen.

Auch außer den aufgeführten Stücken findet man ab und zu im Temenos kleine
Fragmente aus demselben Material — so z. B. in der Lysandernische —, sie sind jedoch
sehr selten und meist zu zertrümmert, um eine Vermessung zu gestatten.

Schlußergebnisse.

10. Das Musenheiligtum und die Abfolge und Bestimmung
der drei delphischen Musikbauten.
In den neunziger Jahren des ersten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung wanderte
eine Gesellschaft von Einheimischen und Fremden die heilige Straße im delphischen
Heiligtum empor, geleitet von den Fremdenführern, welche ihnen die Bauten und Weih-
geschenke wortreich erläuterten. Man ging langsam, unterhielt sich über allerlei Probleme,
zu denen die Weihgeschenke Anlaß boten, und die, wie die Sparten, unterwegs immer
neu aufschössen, und kam erst am Spätnachmittag auf der Tempelterrasse an, wo ein
vornehmer Fremder (Diogenian) gelegentlich der Rezitation eines Orakelspruches darnach
fragte, warum wohl die Pythia aufgehört habe, Orakel in Versen zu erteilen. «Hierbei
gingen wir», erzählt Plutarch, der bereits delphischer Priester war, «um den Tempel
herum und setzten uns an seiner Südseite auf den Tempelstufen nieder. Von dort blickte
man hin auf das Heiligtum der Erde (Ge) und auf das Wasser ** (Lücke), so daß Boethos
(ein epikureischer Philosoph aus Athen) sogleich ausrief, daß auch der gewählte Ruhe-
platz zu dem von dem Fremden angeregten Thema passe. Denn hier lag (einst) ein
Heiligtum der Musen unweit der wiederauftauchenden Quelle, deren Wasser man zu

den Libationen brauchte, wie Simonides singt usw. (Bergk, fr. 44 und 45)---Die

Musen aber hat man als Nachbarn (Beisitzer) der Weissagung und Wächter hier (airroö)
neben der Quelle und dem Heiligtum der Ge angesiedelt — der das Orakel ur-
 
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