Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

DOI Artikel:
Holtmeyer, Alois: Giovanni Francesco Guerniero
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0267

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Giovanni Francesco Guerniero. 251

Noch in einem anderen Druckwerke könnte man Anhaltspunkte für die Kenntnis
der Persönlichkeit des Meisters suchen. Bei der Eigenart des Denkmals zu verstehen
und ganz der Gepflogenheit der Zeit entsprechend ist es, daß, als der Bau selbst noch
in den Anfängen stak, eine Veröffentlichung erschien, welche die großen Pläne des
fürstlichen Erbauers weitesten Kreisen bekannt geben sollte, ein Foliowerk vom Archi-
tekten selbst in Text und Abbildungen besorgt und von Frezza, Speculi und Ventu-
rini in den Kupfern gestochen (Abbildungen 3 — 5). 1705 erschien in Rom die erste Auf-
lage in lateinischer und italienischer Sprache1, ein Jahr später in Cassel die zweite, im
Titel berichtigte, um einen französischen und deutschen Text vermehrte Auflage2, 1727
eine weitere3 und 1749 die letzte Ausgabe.4 Zeigen die ersten Ausgaben das Kopfstück
der Kaskadenanlage, das

i

Oktogon, ohne den Py-
ramidenaufsatz und den
bekrönenden Herkules,
so bringen die letzten
nicht nur diese nachträg-
lich beschlossene Zutat,
sondern auch den nie
zur Ausführung gekom-
menen Figurenschmuck.
Der eigentliche Wert des
Werkes besteht in der
Wiedergabe des Ent-
wurfes für den vermut-
lich von Anfang an be-
absichtigten Ausbau der
Anlage, der, wäre er zur
Ausführung gekommen,
allerdings alles hinter Abbildung 2. Plan der Kaskade von Frascati. Staatsarchiv zu Marburg,
sich gelassen hätte, was

das Barock an Gartenarchitektur aufweisen kann. Von sich selbst aber sagt der Meister
des Kunstwerkes und Verfasser der Schrift so gut wie nichts.

Daß der Landgraf den etwa 25jährigen Baumeister aus Rom kommen ließ, ist sicher.5
Anfänglich war dem Capo Maestro Tisch bei Hofe versprochen worden, welche Ver-

rrrrrrrr rrxcnrniir

1 Guerniero, G. F., Delineatio montis, parum distantis a Gassela urbe Hassiae, qui olim ab Incolis
Verter Gastr id est Möns Ventorum (falsche Übersetzung von «Winterkasten») dieebatur, nunc autem Caro-
linus ob aediflcia et aquarum fontes, quibus Serenissimus Garolus Landgravius de Hassia, Princeps Hers-
feldiensis & G. illum sapienler, & magnifice exornavit. . .

2 Guerniero, G. F., Delineatio montis a metropoli Hasso - Casselana uno circiter miliari distantis, qui
olim Winter-Casten, id est Hiemis Receptaculum dieebatur, nunc autem Carolinus audit. . .

3 Guernerio, J. F., Eigentliche Abbildung des nahe bey der Residenz-Stadt Gassei gelegenen Berges
Insgmein der Winterkasten nun aber der Carls-Berg genant, von dem Glorwürdigsten Namen des Durch-
lauchtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Carls, Landgraffens zu Hessen . . . Samt deren darauf sich befind-
lichen kostbahren Gebäuden und Wasser-Künsten, mit welchen besagte Se. Hoch-Fürstl. Durchl. denselben
aufs prächtigste ausgezieret. — 4 Titel wie bei Ausgabe von 1706.

6 Hofkammerrechnung 1702, S. 143. St.-Arch. Marburg.

32*
 
Annotationen