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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

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270 Literatur.

Professor Theobald Hofmann, Raffael
in seiner Bedeutung als Architekt. I. Bd.

Villa Madama zu Rom. 1900. 2. Aufl. 1908.
50 Licbtdrucktafeln mit 106 Seiten Text Qüer-
folio. In Mappe 70 Mk. II. Bd. Werdegang
und Besitzungen. 1909. 60 Lichtdrucktafeln mit
148 Seiten Text Querfolio. In Mappe 80 Mk.

Als Einführung dazu: Erstwerke der Hoch-
renaissance. Bauten des Herzogs Federigo di Monte-
feltro. 112 S. Lichtdruck, 109 S. Text Querfolio.
Iu Mappe 100 Mk., als Manuskript gedruckt, 1905.
Gilbers'schc Verlagsbuchhandlung, Leipzig.

Der Verfasser dieses schon rein äußerlich in
Umfang und Ausstattung gewaltigen Werkes hat
an Ort und Stelle den ganzen italienischen Denk-
malschatz der Renaissancezeit durchforscht mit
der ausgesprochenen Absicht, als Architekt An-
regungen für das eigene Schaffen zu gewinnen.
Mit der Herausgabe der in jahrelangem Studium
gesammelten Eindrücke ist aus dem Lernenden
ein Lehrender geworden, nicht der Finder und
Verkünder neuer Werte, sondern der gewissenhafte
Interpret, der das zutage liegende Material sieht, sam-
melt und sichtet, um es für sich und andere nutzbar
zu machen. Wir brauchen auch solche Lehrer!

Der erste Band beschäftigt sich ausschließlich
mit der Madama, für welche die Arbeiten von
Redtenbacher und von v. Geymüller die Grund-
lage boten. Aus der Einleitung ist der wohl-
gemeinte, aber wohl kaum zu verwirklichende
Vorschlag bemerkenswert, die Erhaltung der dem
Verfall geweihten Villa durch Ausbauung zu einer
«Deutschen Akademie der bildenden Künste» zu
bewirken. Das folgende von Prof. Dr. Breilfeld
verfaßte Kapitel erzählt die wichtigsten Daten über
«Besitzer und Bewohner der Villa». Im Kapitel III
«Beschreibung der Villa» verbreitet sich Hofmann
in einer leider recht unübersichtlichen Darstel-
lungsweise über Lage und Äußeres und über den
inneren Ausbau und Dr. Bloch über die Deko-
rationen. Wer für die Ikonographie der Madama-
dekorationen Interesse hat, wird in dem letzteren
Abschnitt reichlich auf seine Kosten kommen;
für eine den Haupttitel des Werkes kaum be-

rührende Exegese steht aber der Umfang dieses
den vierten Teil des ganzen Textes einnehmen-
den Abschnitts außer allem Verhältnis. Im fol-
genden Abschnitt gibt Prof. Dr. Breitfeld eine
Beschreibung der zur Verwendung gekommenen
Baumaterialien. Die chemische und optische Un-
tersuchung des Stucks zeitigte das interessante
Resultat einer Übereinstimmung mit den von
Vasari überlieferten Versuchen Giovannis, durch
Vermischung von weißem Travertinkalk mit zer-
riebenem, fein gesiebtem Marmor den zarten
weißen Ton des antiken Stuckes zu erreichen.
Im Kapitel IV «Raffaels Hilfskräfte» wird Antonio
da Sangallo il Giovane, der Schöpfer des Palazzo
Farnese in Rom, als «die rechte Hand» Raffaels
bezeichnet, Giulio Romanos Tätigkeit an der Ma-
dama im Gegensalz zu Vasari auf die malerische
Ausschmückung des Inneren beschränkt, über
Giovanni da Udines Anteil die bisherige Über-
lieferung beibehalten. Im Kapitel V «Original-
bauzeichnungen» werden 17 alte Pläne (Projekte,
die später zum Teil verlassen oder gekürzt wor-
den sind) aus dem Handzeichnungen-Kabinett der
Uffizien zu Florenz und die einzige zeitgenössische
Ansichtzeichnung von Giulio Romanos Bilde der
Konstantinschlacht im Vatikan kritisch behandelt.
Im VI. Kapitel endlich wird die Geschichte des
Baues, wie der Verfasser sie sich denkt, von den
ersten Anfängen bis zu dem gegenwärtigen Zu-
stande dargestellt. Im Schlußkapitel «VII. Zu-
sammenfassung» wird trotz der großen Unter-
stützung anderer Künstler Raffaels Genius als das
wahre Haupt der Projektbearbeitung und Aus-
führung der Madama bezeichnet. Man wird diese
Überzeugung des Verfassers gern gelten lassen,
so lange nicht die zufällige Auffindung irgend-
eines Dokumentes zu anderen Schlüssen zwingt.
Wertvoller als der Text sind die Tafeln, obwohl
auch hier in Auswahl und Reihenfolge der Mangel
strenger Methode vermißt wird. Für die er-
schöpfende Wiedergabe von Photographien der
stark gefährdeten herrlichen Innendekorationen
werden spätere Generationen besonders dankbar
sein, die Veröffentlichung der alten Pläne bietet eine
schätzenswerte Grundlage für neue Forschungen, in
den mustergültigen geometrischen Aufnahmen des
Baubestandes hat der Verfasser das Beste gegeben.

In der ersten Hälfte des zweiten Bandes wird
Raffaels baukünstlerische Schulung an Hand der
 
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