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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

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Mettler, Adolf: Die zweite Kirche in Cluni und die Kirchen in Hirsau nach den "Gewohnheiten" des XI. Jahrhunderts, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0299

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des cluniazensischen quinque altaria principali proxima ist, sind ein Beweis dafür, daß
in Cluni beiderseits nur eine und zwar mit dem Presbyterium gleichlange Kapelle
vorhanden war, daß also das Haupt des Münsters in Cluni nicht den gestaffelten Grund-
riß von Payerne, sondern den von Rornainmötier (Abbildung 4) oder von St. Peter in
Hirsau (Abbildung 1) hatte.

In Cluni standen demnach hinter dem Hauptaltar von Norden nach Süden in an-
nähernd gleicher Höhe folgende 5 Altäre: 1. Der Altar des Philippus und Jakobus
(Alphäi) in der nördlichen Scitenkapelle, 2. der des Paulus, 3. der Maria und des Jo-
hannes Evangelista, 4. des Petrus — Nr. 2—4 im Hauptraum — und 5. der Altar des
Johannes Evangelista1 und Jakobus (Zebedäi) in der südlichen Seitenkapelle. Die
Patrone der Altäre in St. Peter in Hirsau sind verzeichnet im Codex Hirsaugiensis
(berausgeg. von Schneider 1887) S. 21 ff.

Wenn von dem Priester, der sich in Cluni vom Hauptaltar zum Altar Nr. 1 (des
Philippus und Jakobus) begibt, der Ausdruck exiens vadit
gebraucht ist, so ergibt sich, daß der letztere außerhalb des
Presbyteriums liegt. "Die Seitenkapellen gehören liturgisch
nicht zum Presbyterium. Dies bestätigt die Stelle CH I 90,
S. 460: Der Diakon räuchert Teile des Hauptaltars, deinde
retro illa altaria, quae sunt choro proxima, primo medium,
deinde ab eo, quod in sinistra parte est extremum, incipiens
et ita cetera pertransiens . . . redit in presbyterium: der
Weg vom Altar N. 5 zum Hauptaltar ist Rückkehr in das
Presbyterium.

Auch zum Chor gehören die Kapellen nicht; nach CC I
13, S. 652, verglichen mit OC II 31, S. 349, liegen sie extra
chorum.

In der südlichen Kapelle stand in Cluni auf dem Ja- ^—•—•—i—>—5--^0^.

kobusaltar das Kreuz, das am Karfreitag und an Kreuzer- Abbildung 2.

höhung in das Presbyterium getragen wurde.2 Das ist das Alpirsbach.
einzige Detail, das den Quellen zu entnehmen ist. Aber trotz

dieser Spärlichkeit der Nachrichten müssen diese Seitenaltäre im Organismus des klöster-
lichen Gottesdienstes eine hervorragende Rolle gespielt haben. Sie werden immer zu-
sammengestellt mit den bevorzugtesten Altären der Kirche. Nach OC I 22, S. 182 und
der fast identischen Stelle CC II 36, S. 676 räuchert der Wochenpriester mit denen im
Presbyterium auch unsere 2 Altäre, sodann den Kreuzaltar, der in der ganzen Kirche
der zweithöchste ist (CH I 35, S. 411), und etwa noch den, vor dem eine Kerze brennt
wegen einer besonderen Feier. Ebenso werden nach OC I 35, S. 222 und CC II 30,
S. 077 bei der großen Messe an Festtagen vom Diakon nach dem Hauptaltar wieder
diese 5 und der, den der Konvent zur Vesper und zur Matutin aufgesucht hat, ge-
räuchert.

1 Daran, daß dem Evangelisten Johannes zwei von diesen fünf Altären gehören, ist nicht Anstofa zu
nehmen.

2 CC I 13, S. G52, duo saeerdotes . . . crucem allaturi illuc uhi crux est exlra chorum in dextram
partem abscedunt und OC II 31, S. 349 crux apportatur a duobus albatis de altari S. Jacobi ante allare
prineipale.

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