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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 4.1910/​11

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Pollak, Oskar: Alessandro Algardi (1602-1654) als Architekt
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https://doi.org/10.11588/diglit.22224#0069
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Zunächst wird ihm kurz nach dem Baubeginn eine kleine Summe gezahlt, weil er
einen jungen Mann nach Viterbo geschickt hatte, um antike Statuen für die Villa zu
beschaffen (I, 4). Dann hat er selbst antike Statuen zu restaurieren: am 5. August
1645 erhält er einen kleinen Betrag für die Restaurierung eines Fauns (I, 6), am
8. Oktober desselben Jahres für die Restaurierung eines «Torso di Rosso» (I, 9), am
19. Februar 1646 endlich für die eines «Fauno di Rosso» (I, 11). Offenbar beziehen
sich diese drei Zahlungen auf ein und dasselbe Objekt. Aus der Rechnung des Stuk-
kateurs Ferrabosco vom 5. Mai 1646 (I, 15) erfahren wir, daß Algardi eigenhändig zwei
Relieffelder im Nymphäum der «Fontana delle Venere» ausgeführt hat. Und wenn
er auch nicht, wie Bellori angibt, die prächtigen Stuckdecken der Erdgeschoßräume
eigenhändig ausgeführt hat, so läßt doch ihr Stil darauf schließen, daß er die Entwürfe
dazu anfertigte. Am 8. Juli 1646 werden ihm «für einige Arbeiten» 75 Scudi bezahlt
(I, 19). Auch aus einem Originalbriefe Algardis, der zwar undatiert ist, sich aber
unter den Akten vom Dezember 1646 befindet (I, 33), sowie aus einem Briefe des Fürsten
Pamphily an ihn vom 19. März; 1647 (I, 35, b.) geht hervor, daß er jedenfalls die
Leitung der bildhauerischeu Ausschmückung der Villa innehatte.

Der eben erwähnte Brief des Fürsten, sowie zwei andere vom 13. und vom
27. März (I, 35, a. c.) scheinen es bei flüchtigem Zusehen zu bestätigen, daß Algardi auch
die Leitung des Baues innehatte. Besonders ein Passus des letzten Briefes ist inter-
essant: «Giovanfrancesco Grimaldi schreibt mir wegen der Kapelle; ich halte dafür,

man könnte sie glatt machen wie die Zimmer;.........aber in bezug auf dieses

und auf alles andere verlasse ich mich auf Euch». Liest man aber die Briefe auf-
merksamer durch, dann sieht man, daß hauptsächlich von Grimaldi darin die Rede
ist, und zwar in einer Weise, die deutlich dafür spricht, daß dieser, von dem wir oben
als Maler der Villa gehört haben, auch der eigentliche Bauleiter war. Noch klarer
spricht folgendes: Am 16. August 1647 reicht der Stukkateur Ferrabosco eine
Rechnung ein für seine Assistenz bei den ersten Bauarbeiten vom August bis zum
Dezember 1645 (I, 8), und zwar «für die Beaufsichtigung der Maurer beim Abstecken der
Grundrisse und beim Aufmauern der Modelle für die Steinmetzen nach den Anord-
nungen des Arch itekten Giovanfranc es co» (i.e. Grimaldi). In derselben Rech-
nung spricht er von Hilfeleistungen für Algardi, aber zu bildhauerischen Zwecken.
Die ganze Rechnung ist auch von Grimaldi abgeschätzt — ein Geschäft, das Sache
des Architekten oder der eigens dazu bestimmten «Misuratoren» (Abschätzer)1 war2.
Auch in den oben zitierten Briefen des Fürsten (I, 35) ist davon die Rede, daß Gri-
maldi immer zur Auszahlung der Rechnungen beigezogen wurde. Und diese Fälle,
wo er die Obliegenheiten eines Architekten erfüllt, sind nicht die einzigen. U. a. sind
zwei Originalquittungen Grimaldis vom 16. Dezember 1646 erhalten, worin er den Trans-
port von Baumaterial in die Villa, sowie den Ankauf eines Frieses und eines Reliefs
bestätigt (I, 32). Die Zimmermannsarbeiten vom Jahre 1646—47 sind laut Rechnung
«teilweise nach Anordnung des Herrn Giovan Francescho» (Grimaldi) gemacht worden
(I, 10). Am 21. Februar 1648 schätzt er weißen Alabaster ab, der für die Villa gekauft
wird (I, 38). Am 22. Februar d. J. endlich wird die Rechnung des Maurers Pescalli

1 Als solche fungierten beim Villenbau Gio. Maria Bolina und Giulio Martineiii.

2 Vergl. meinen Aufsatz «Der Architekt im XVII. Jahrhundert in Rom» im III. Jahrgang, Heft 9,
dieser Zeitschrift.

Zeitschrift für Geschichte der Architektur. IV.

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