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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 4.1910/​11

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Stiehl, Otto: Das Rathaus zu Frankfurt an der Oder
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https://doi.org/10.11588/diglit.22224#0113
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Das Rathaus zu Frankfurt an der Oder. 101

Denn das eine, zwischen Markt und Marienkirche liegende Grundstück trug schon im
14. Jahrhundert das Zeughaus der Stadt, das im Jahre 1579 vor Altersschwäche zu-
sammenbrach und durch das erst kürzlich abgebrochene Leinwandhaus ersetzt wurde.
Seine unregelmäßige Grundform läßt vermuten, daß es sich bereits festen Nachbars-
grenzen einordnen mußte.

Auf der Mitte des Marktplatzes erhebt sich der Bau des alten Kauf- und Rat-
hauses als ein mächtiges Rechteck von rund 17,5 m zu 60 m, mit seiner Längs-
achse senkrecht zur Nordseite der Kirche gerichtet und mit Keller, Erdgeschoß und
Obergeschoß versehen. Der Grundriß, Abbildung 1 und 2, zeigt die in mittelalter-
lichen Rathausbauten häufiger wiederkehrende Verbindung einer zweigeschossigen
großen Kaufhalle,

an die sich unter ^ m ^ ^ ^ ^

gleichem Dache im
Erdgeschoß eine Ge-
richtslaube und im
Obergeschoß ein
oder einige Zimmer
für die Stadtverwal-
tung, den Rat, an- ,
schlössen. Jetzt
sind alle drei Stock-
werke gewölbt (ver-
gleiche den Quer-
schnitt, Abb. 3),
doch ist dies zum
Teil erst eine spä-
tere Änderung, wie
wir weiterhin sehen
werden. Aus der

Erbauungszeit
stammen noch die

schönen Rippenge-

-i Tr Abbildung 2. Grundriß des Obergeschosses,

wölbe des Keller-
geschosses und der am Nordende abgetrennten Gerichtslaube. Ebenso wie die
beiden großen Kaufhaussäle war auch der im ersten Geschoß über der Gerichtslaube
befindliche Ratssaal nebst Ratsschreiberstube ursprünglich mit Balkendecke versehen.
Ersterer ist noch zu gotischer Zeit eingewölbt worden, doch finden sich im Dachboden
über ihm noch jetzt Reste einer friesartig unter der früheren flachen Decke ent-
lang laufenden gemalten Inschrift. Die Wölbung der großen Hauptsäle entstammt, wie
wir sehen werden, erst späterer Zeit. Denken wir uns also die später eingezogenen
Gewölbe und ihre Stützen fort, und statt ihrer Balkendecken mit einem Unterzuge,
der durch eine in der Längsachse stehende Reihe von Holzpfosten getragen wurde,
so haben wir den alten Grundplan völlig unversehrt vor uns. Die Art der alten
Fensteröffnungen ist freilich für das Obergeschoß unkenntlich geworden, dagegen
ist es nach einer an der Ostseite des Hauses kenntlichen Spnr noch möglich

Abbildung 1. Grundriß des Erdgeschosses.
 
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