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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 4.1910/​11

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Stiehl, Otto: Das Rathaus zu Frankfurt an der Oder
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https://doi.org/10.11588/diglit.22224#0119
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füllten Lisenen, zeigt auch in jedem seiner drei Felder, ähnlich wie das Haupt-
geschoß, eine breite Lisene, die dann nur teilweise zur Entwicklung der oberen
Maßwerkteilungen benutzt worden ist. Es ist das so zu erklären, daß man den Kern-
bau des Giebels unter Fortlassung der Maßwerkgliederungen schnell hoch geführt
hatte, um das Haus möglichst
schnell gebrauchsfähig zu
machen, und dann erst, als
man an die Ausführung der
Schmuckteile ging, die oben
berührte Änderung des Bau-
planes vornahm.

Die Krönungen der Stre-
bepfeiler und Giebelteilungen,
wie sie unsere Abbildungen
zeigen, gehören erst späterer
Zeit, vielleicht dem weiterhin
zu besprechenden Umbau des
17. Jahrhunderts, an. Für die
ursprünglichen freien En-
digungen der gotischen Zeit
sind Anhaltspunkte nicht
mehr vorhanden.

Bemerkenswert ist neben
der reichen und groß gedachten
Formgebung des Baues auch
seine in den Hauptzügen noch
gut belegte farbige Behand-
lung. Sie beruhte naturgemäß
vor allem auf der roten Grund-
farbe der Ziegel, doch hatte
man die Flächen nicht im
natürlichen Steinton stehen
lassen, sondern, wie das ja
vielfach üblich war, mit gleich-
mäßiger, tiefroter Tünche über-
zogen. Gegen diesen stark-
farbigen Grund setzen sich die
geputzten Blendenflächen im
allgemeinen hell ab, nur der Abbildung 8. Nordgiebel. Wiederherstellungsentwurf,

geputzte Grund hinter den

senkrechten Maßwerkfriesen ist durch beigemischten Kienruß blaugrau getönt. Die davor-
gesetzten Maßwerke sind glänzend weiß gefärbt worden, indem man sie vollkommen in
fette Kalkschlämme eingetaucht hat. Dagegen waren die Formstücke der großen Bosen,
die Maßwerke der oberen Giebel und der Fries über dem Erdgeschoß schwarz gefärbt,
anscheinend mit einein öligen, tief in den Stein eingedrungenen Bindemittel. Auch die Bund-

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