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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 4.1910/​11

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Stiehl, Otto: Das Rathaus zu Frankfurt an der Oder
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https://doi.org/10.11588/diglit.22224#0129
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Das Rathaus zu Frankfurt an der Oder. 117

keine Steinmetzarbeit getrieben werde. Er werde statt der Säulen Ziegelpfeiler aus-
führen. Nach Empfang des Schwenkeschen Schreibens muß der Rat freilich diesen
Standpunkt wieder aufgeben und sendet am 28. Juli eine weitere Abschlagszahlung
von 40 Talern mit dem Ersuchen, die Säulen bis zur Abforderung in Verwahrung zu
nehmen. Das hindert aber Voldes nicht, in einem lebhaften, am 11. August ein-
gehenden Briefe darauf hinzuweisen, daß nicht er, sondern nur der Schiffer an der
verspäteten Lieferung schuld sei. «Bitte derowegen die Herren dienstvleißig/
Sie wolten, auß jetzt angezogenem wahrhafftigen Vorstehen/ mich/ deß
unverständlichen Zumessens/ günstiglich entschuldiget nehmen/ und die
Schuldt nicht Mier/ sondern Ihnen, das sie/ ohne zuvor hei mir genommenen
Berichtt, allzuleichtlich geglaubett/ und darauff ihren Bauv (dessen sie
wohl enthoben sein können.) angelegtt/ selbsten andeuten/ Mier aber auch/
zu rettung meiner Unschuldt/ Ihren Ansager dieser Dinge/ unbeschwertt
anmelden/ Soll sich gegen denselben aller Ge'bür verantworttet/ und Ehr
seines Vieleicht umb gunst und eigennut'zes willen/ feischlichen An-
gehens/ wie vermeinten Liebkosens/ Schamrott gemacht werden.

End mögen demnach nunmehr die Herren/ Im Namen Gottes/ die mehr-
bewußten Säulen/ entweder zu wagen/ oder zu wasser wie sie Ihnen am
bequemsten sein erachtten/ von dannen/ mit Zurücksendung des Rests,
soviel dessen/ über die Itzo empfangene Vierzigk Thaler vorbleibet, neben
etwa drey oder vier Thaler Uncos ten/welches auff Einmachung der Säulen
Lauffen möchte/ abefordern und hinabführen lassen.

Welliches den Herrn, ich, meiner Nottdurfft nach/ hinwieder dienst-
lich vormelden solle, Unndt Ihnen/ nach vermögen zu dienen/ bin ich all-
zeit peflissen bereit, und willigk. Dat. am Ersten Augusti Ao 1607.

Euer Ehrnv. hoch: und Wohlw. , ...

Dienstpeflissener

.Michael Vorlde

Burger Undt Stein

metz zu Pirn.»

Unter dem 23./24. August erbietet sich nun der Schiffer Joachim Funcke, die
Säulen mit den kurfürstlichen Steinen «zum Perlin» zu schaffen und die bei Abnahme
der Arbeit fällige Restzahlung und sonstige Kosten vorläufig auszulegen. Schon drei
Tage vorher aber hat ein Konkurrent ihm den Verdienst abzujagen versucht. Melchor
Gutmann, ein Schwager des Steinmetzen Voldes, schreibt dem Rat zu Frankfurt,
Funcke werde des kleinen Wassers wegen auch diesen Herbst nicht nach der Havel
fahren. Dagegen habe er für Herrn Johann Brewitz «Bürger und Handelßmann
zur treuen Britzen» 20 Müllersteine nach «Ferschtavalta» (Fürstenwalde) zu
bringen. Er wolle in 8 Tagen von Pirna abfahren und in der vierten Woche in
Fürstenwalde sein. Er erbietet sich, die Säulen auf dieser Fahrt mitzunehmen, fragt
als guter Geschäftsmann auch nebenbei an, ob der Rat von Frankfurt nicht Bedarf
an Mühlsteinen habe. Klassisch und des modernsten «Reißers» würdig sind seine
Bedingungen:

«Der Fracht belangent, wirdt ohne Zweifel ein hohweiser Rath zu
solchen schafften wegen des Zolls, einen Freyen Baß von sich geben, die

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