Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 4.1910/​11

DOI Artikel:
Weise, Georg: Die ehemalige Abteikirche von St. Trond
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22224#0149
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die ehemalige Abteikirche von St. Trond. 137

der Säulen, beziehen. Der Grundriß mit drei Konchen war, wie wir in St. Trond
sahen, damals am Niederrhein nichts Neues. Wie weit in der Ornamentik von
Klosterrad aus lombardische Einflüsse in die Baukunst der Rheinlande eindrangen,
dem nachzugehen würde hier zu weit führen. Ich hoffe, in einer späteren Arbeit aus-
führlicher auf diese Fragen zurückkommen zu können.

Lange Zeit begnügte man sich in Klosterrad mit der Krypta für alle gottesdienst-
lichen Handlungen. Erst 1130 begann man die Errichtung einer eigentlichen Kirche.
1143 wurden, nachdem der Chor fertiggestellt war, drei Joche des Langhauses gebaut.1
Dann brechen leider die Baunachrichten der Annales Rodenses ab.

Das Langhaus zählt heute vier Joche. An seinem Westende erhebt sich ein
gewaltiger, "dreiteiliger Turm. Das Mittelstück, von der Breite des Mittelschiffes, ist
wie in Maastricht fast ganz ungegliedert und öffnet sich wie dort mit einer Empore
nach dem Langhaus. Die seitlichen Türme sind hier rechteckig und niedriger als das
Mittelstück und erinnern mehr an andere rheinische Anlagen, wie z. B. Gladbach.
Die Ostpartie hat keine Türme; der Chor stammt aus gotischer Zeit. Das Langhaus
wird von rippenlosen Kreuzgewölben überspannt, die auf vierteiligen Pfeilern mit ein-
fachem Kämpfer ruhen. In den Seitenschiffen wechseln je zwei Kreuzgewölbe ab mit
einem Doppeljoch mit Tonnengewölbe, das sich durch einen großen Rundbogen nach
dem Mittelschiff öffnet. In den beiden anderen Jochen ist zwischen die Pfeiler des
Mittelschiffes je eine Säule eingeschoben. Man könnte Klosterrad als eine Weiter-
entwicklung des in der Liebfrauenkirche zu Maastricht gegebenen Typus bezeichnen.
Das westliche Querhaus ist hier nicht mehr als solches besonders gekennzeichnet, es
gleicht vollständig den beiden mittleren Jochen der Seitenschiffe. Die Wand des
Mittelschiffes wird vom Chor bis zürn Westturm von drei fast gleichen, großen Bögen
durchbrochen, zwischen die jeweils zwei kleinere Bögen auf Säulen eingeschoben sind.

Vor allem diese Unterbrechung der Seitenschiffe durch hohe, querhausartige Ein-
bauten vereinigt St. Trond, Klosterrad und die Liebfrauenkirche in Maastricht zu einer
besonderen Gruppe innerhalb der reichen und vielgestaltigen romanischen Architektur
der Rheinlande. St. Trond, der älteste Bau unter den dreien, wird das Vorbild gewesen
sein. Was hier zufällig entstand dadurch, daß man bei einer Erweiterung das Quer-
haus der alten Kirche in das Langhaus der neuen einbaute, wurde in Maastricht
und Klosterrad übernommen und fortgebildet.

Zum Schluß noch wenige Worte über die Beziehungen unserer Kirche zu den
gleichzeitigen Säulenbasiliken im übrigen Deutschland. Dehio und v. Bezold betonen
die Verwandtschaft mit Stablo und weiterhin mit Hersfeld und Limburg a. d. Haardt,
den Schöpfungen Poppos von Stablo.8 Wie weit in St. Trond die Säulenbasilika, die
ja nur in der Zeit Abt Adelhards II. (1055—1082) bis 1085 bestand, in dem Aufbau des
Mittelschiffes jenen Bauwerken ähnlich war, läßt sich nicht mehr entscheiden. In der
Gestaltung des Grundrisses findet sich keine Ubereinstimmung.

1 SS. XVI, 713, 23 und 716, 29.

2 Dehio und v. Bezold I, 213.
 
Annotationen