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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 4.1910/​11

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Weise, Georg: Die ehemalige Abteikirche von St. Trond
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https://doi.org/10.11588/diglit.22224#0148
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136 Georg Weise.

gewölbe überspannt, das sich nach dem Mittelschiff querhausartig in einem großen
Bogen öffnet. In den übrigen Jochen ist zwischen die Hauptpfeiler je ein niedrigerer
Pfeiler eingeschoben. Uber den rundbogigen Scheidebögen sitzen in jedem Joch zwei
einfache romanische Fenster.

Im Äußeren spiegelt sich diese auffallende Gestaltung der Seitenschiffe wieder.
Über den beiden mittleren Jochen erhebt sich das Seitenschiff fast bis zur Höhe des
Mittelschiffs und wird von einem Pultdach überdeckt. Das westliche Querhaus überragt
gleichfalls das Dach der Seitenschiffe, hat aber Satteldach und Giebel. Der Chor ist
außen durch Blendarkaden aus weißen und schwarzen Steinen belebt.

Für die Datierung dieses Bauwerks vermochte
ich leider in den Quellen keine Angabe zu finden.
Man hat es bisher dem Ende des 11. Jahrhunderts
zugewiesen. Doch muß ich diese Datierung für zu
früh halten. Das Mittelschiff war von Anfang an auf
Überwölbung berechnet. Iu den Gesta abbatum Tru-
donensium hören wir, daß 1.157 die Überwölbung
des Querhauses etwas Neues in jener Gegend war.1
In Klosterrad werden 1143 zwei Joche des Mittel-
schiffes eingewölbt.2 Wir werden also auch unsere
Kirche der Mitte des 12. Jahrhunderls zuweisen dürfen.
Dazu kommt noch, daß die Ausschmückung des
Chores durch abwechselnde Bogen weißer und schwar-
zer Steine und durch reich skulpierte Säulen stark
an das erinnert, was in St. Trond von dem Umbau
der capella des hl. Trudo durch Abt Wiricus (1155
bis 1183) berichtet wird.

Wir haben hier in Maastricht ganz auffallende
Beziehungen zu der Abteikirche von St. Trond, so
wie wir ihren Grundriß glaubten feststellen zu kön-
nen; nicht nur in der Gestaltung der Ostpartie und
des Westturmes, sondern vor allem in der Unter-
brechung der Seitenschiffe durch ein höheres, quer-
hausartiges Joch in der Mitte an der Stelle des Grund-
Abbildung 4. Grundriß der Klosterkirche . . , ., „. , „ ,
zu Klosterrad. Nach Dehio und v. Bezold. risses' w0 in der erweiterten Kirche von St. Trond

das Querhaus der älteren Kirche eingebaut war. Es
scheint, als habe man hier jene ganz ungewöhnliche Anlage, wie sie in St. Trond zu-
fällig entstanden war, mit Bewußtsein aufgegriffen und weiter gebildet.

Und die gleiche Erscheinung bietet uns noch ein zweites Bauwerk jener Gegenden,
die Kirche von Klosterrad.3 Klosterrad wurde 1104 gegründet und 1108 die Krypta
geweiht.1 Von ihr heißt es in den Annales Rodenses, daß sie scemate Longobardino
gebaut war. Dies kann sich meines Erachtens nur auf die Ornamentierung, namentlich

1 Vergl. Seite 133. — 2 Siehe unten.

3 Innenansicht bei A. Schaepkens «Rolduc et ses environs», Maeslricht et Bruxelles 1852. Den Grund
riß der Krypta gibt F. Kugler in seiner Geschichte der Baukunst, Stuttgart 1S56 ff., II, Seite 354.

4 Annales Rodenses Mon. Germ. SS. XVI, 694, 1 und 8.
 
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