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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 4.1910/​11

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https://doi.org/10.11588/diglit.22224#0151
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Literatur. 139

Akademie der bildenden Künste (16), der
Erzherzoglichen Kunstsammlung Albertina
(13) und der Sammlung architektonischer
Handzeichnungen der k. k. Hofbibliothek
(31), mit deren Katalogisierung der Heraus-
geber ja seit mehr als einem Jahrzehnt be-
traut ist. Auf die erste Gruppe, und zwar die
gotischen Blätter derselben, hatte schon der
große Gotiker Friedrich Freiherr von Schmidt
1867 in den Mitteilungen der Zentralkom-
mission die Fachkreise aufmerksam gemacht.
Egger weiß für die Einschätzung der von
ihm gewählten Akademie-Blätter, welche den
gotischen Teil bestreiten, eine Menge wert-
voller Einschätzungsmomente beizubringen.
Ganz besonders versiert zeigt er sich in allen,
auf römische Denkmäler (S. Agnese in Piazza
Navona, S. Atanasio de' Greci, S. Giovanni
in Laterano, S. Girolamo degli Schiavoni,
S. Loronzo in Damaso, SS. Luca, Leone ed
Ivo, S. Maria Maggiore, S. Susanna, S. Pietro
in Vaticano, Fontana Trevi, Pal. Colon na a
SS. Apostoli, Pal. Vaticano Sala Clementina,
Uhrturm Pauls V.) Bezug nehmenden Blät-
tern, deren Erklärung in mustergültiger
Knappheit literarisches wie archivalischcs
Material verarbeitet und überall hervor-
ragende Vertrautheit mit dem Denkmälerbe-
stande der Siebenhügelstadt und seiner Ge-
schichte bekundet. Interessant sind auch Ca-
stello Farnese zu Caprarola, Pal. Pitti in
Florenz, Wasserwerke von St. Cloud, das
Lustschloß Schönbrunn und Theater- und
Saaldekorationen vertreten, in welch letzteren
die reiche Gestaltungsfreudc des 18. Jahr-
hunderts zu Worte kommt. Die Blätter ver-
teilen sich auf Giovanni Alborti dal Borgo
San Sepolcro, Giov. Lorenzo Bernini (24 und
25), Bernardo und Francesco (30, 31, 32)
Borromini, Antonio Canale gen. Canaletto,
Jean Francois Therese Chalgrin, Martino Fer-
rabosco mit Varianten zum Eingangstore des
Vatikanischen Palastes, Antonio und Giu-
seppe Galli Bibiena, .loh. Ferdinand Hetzen-
dorf von Hohenberg, Alex. Jean Bapt. Le
Blond, Francois Le Moyne, Martino Lunghi,
Carlo Maderna, Daniel d. Ä. Marot, Cesare
Nebbia, Hermann Neefe, Bornardino Barba-
telli Poccetti, Girolamo Bainaldi, Hubert Ro-
bert, Fcrdinando Ruggieri, Lorenzo Sacchetti,

Zeitschrift für Geschichte der Architektur. IV.

Karl Schütz, Jacques Gcrmain Soufflot, Tad-
deo Zucchero und auf mehrere unbekannte
Meister. Die Künstler der Spätrenaissance
und des Barockstiles gewinnen mit dieser
Auswahl erheblich an Beachtungswürdigkeit,
für die Geschichte des Hochaltartabernakels
von St. Peter, der Fontana Trevi, der Wiener
Hofburg u. a. wachsen aufschlußreiche Be-
lege zu. Der Gotik in Deutschland fallen sehr
instruktive Blätter zu, von denen außer jenen
auf das Münster zu Freiburg i. Br., den Dom
zu Begensburg und den Wiener Stephansdom
Bezug nehmenden namentlich die von 1501
datierte Federzeichnung der Langseite der
1815 abgebrochenen Spitalskirche zu Eß-
lingen hohen Sonderwert erlangt. Welch
eigenartiger Reiz, hier in der von Hans Böb-
linger angefertigten Aufnahme das von sei-
nem Vater Matthäus Böblinger 1494 voll-
endete Werk im Bilde festgehalten zu finden!
Zwei Mitglieder einer berühmten schwäbi-
schen Baumeisterfamilie sprechen aus dem
fein gearbeiteten Blatte zu uns. Ein Blick
auf dasselbe und auf Hubert Roberts Skizze
zu einem antikisierenden Monumentalbaue
macht besser als ausführliche Erläuterungen
den ungeheuren Unterschied der Formen und
der Vortragsweise klar, in welch letzterer
man die tiefgreifende Verschiedenheit zweier
Zeitalter nachklingen zu fühlen vermeint.
Nicht bloß für den Baugoschichtsforscher,
sondern auch für den schaffenden Künstler
worden die vorliegenden Blätter ebenso
reichen Genuß und Belehrung wie mannig-
fache Anregung auszulösen vermögen.

Nur ganz vereinzelt scheint die Einbe-
ziehung eines weiteren Details im Interesse der
Abrundung der jedem Blatte gewidmeten Son-
derwürdigung zu liegen. Nach Hans Hilde-
brandts «Regensburg» (Berühmte Kunst-
stätten, 52. Bd., 1910) wissen wir (S. 92)
«von Lybhart dem Mynner, daß er das
Kleinod der Domarchitektur, die Vorhalle des
Hauptportales, entworfen und ausgeführt»;
darauf hätte wohl die Erläuterung zu Taf. 3
in irgendeiner Form Bezug nehmen müssen,
da gerade der kritische Apparat alles für die
Einwertung des Blattes Wichtige umfassen
und die Benützung für seminaristische
Übungen erleichtern soll. Für Taf. 4 ist als

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