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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 4.1910/​11

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https://doi.org/10.11588/diglit.22224#0152
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140 Literatur.

Eritstehungszeit das Ende des 15. Jahrhun- 16. Jahrhunderts als auf jene Ausführungen
derts 'angenommen. Das Blatt zeigt einen Rücksicht zu nehmen haben, welche Gott-
Aufrißentwurf für die nördliche Turmvorhalle Med Kinkel in seinem «Mosaik zur Kunstge-
von St. Stephan in Wien, für dessen Ent- schichte» (1876, S. 302 u. f.) über «Die Brüs-
stehung der oben an ihrer Außenseite ver- seier Rathausbilder des Rogier van der Wey-
teilte Schmuck der Statuen einer Anbetung den und deren Kopien in den burgundischen
der heil, drei Könige von nicht zu unter- Tapeten zu Bern» bietet. Die linke Szene mit
schätzender Bedeutung ist. Beferent wies der Bedrohung eines Auges, gemahnt am
am 20. März 1902 in einem Vortrage (Monats- meisten an die auch in die Baseler Rathaus-
blatt des Altertumsvereins in Wien, 19. Jahr- bilder einbezogene Geschichte des Zaleukos
gang, Nr. 4) auf die im Briinner Landes- von Lokri (Kinkel a. a. 0., S. 342), der sich
archiv liegenden Baurechnungen von St. Ste- ein Auge ausreißen läßt, um seinem Sohne
phan in Wien für 1476 hin und stellte (a. eins zu erhalten. In dieser Bichtung scheint
a. 0., S. 16) aus denselben fest, daß die Fas- die Deutungsmöglichkeit des noch nicht Er-
sung 'der Dreikönigsgruppe «vor am Newen klärten am ehesten zu liegen.
Tuern» damals durch den Maler Meister Hans Die Ausstattung der Publikation steht
von Zürich erfolgte; die Aufstellung der- ganz auf der Höhe der Zeit und bringt die
selben an ihrer heutigen Stelle wird sich charakteristische Methode des Zeichnens der
zeitlich kaum davon abrücken lassen, son- einzelnen Meister vortrefflich zur Geltung,
dem darf wohl auf 1476 angesetzt werden. Hier wächst wichtiges Forschungs- und
Dafür hat sich auch Uhlirz, Die Bechnungen Unterrichtsmaterial zu, dessen gleichmäßig
des Kirchenmeisteramtes von St. Stephan zu fortlaufende Erschließung weitgehender Unter-
Wien (1902), S. XXXIII, im Anschlüsse an Stützung wert ist; mögen Verlag und Heraus-
dio Rechnungsangaben (S. 473) ausge- .geber sie überall finden,
sprochen. Da die Aufstellung der Dreikönigs- Wien. Joseph Ncuwirth.
gruppe 1476 in Ordnung gebracht, Portal und Friedrich Joachim Stengel von Karl Lob-
Kapelle des Nordturmes im Sommer 1476 meyer. Heft XI der Mitteilungen des Historischen
baulich fertiggestellt wurde, muß die An- Vereins für die Saargegend. X und 187 Seiten
fertigung des Entwurfes vor 1476 erfolgt mit einem Titelbild, XII Tafeln und 71 Textab-
sein. Ist der Bau des Nordturmes trotz bildungen. L. Schwann, Düsseldorf 1911.
der Grundsteinlegung im Jahre 1450 erst «Einem vergessenen Barockarchitekten
siebzehn Jahre später eigentlich in Gang wieder zu seinem Rechte verhelfen will
gekommen und 1476 bis zur Aufstellung dieses Buch.» Die Auffindung eines hand-
der Dreikönigstatuen vorgeschritten, dann schriftlichen Lebenslaufes bot die selten
dürfte man wohl annehmen, daß der von sichere Grundlage zu der auf reichem
1456 als Baumeister von St. Stephan ge- Quellenmaterial aufgebauten Monographie,
nannte Laurenz Spening, der 1459 dem Friedrich Joachim Stengel, 1694 in Zerbst
Hüttentage in Regensburg beiwohnte und als geboren, entstammte einer Familie, in der
Meister der Wiener Haupthütte eine hoch- sich bereits durch Generationen hindurch
angesehene Stellung bekleidete, den Entwurf eine verfeinerte Kultur bemerkbar gemacht
des von ihm 1476 bis zu einem gewissen Ab- hatte. Da er «von zarter Jugend an zu denen
Schlüsse gebrachten Bauteiles geliefert habe. mathematischen Wissenschaften eine starke
An ihn knüpfte das vorliegende Blatt an, das Neigung spühren ließ und beständig zeichnen
demnach mit einem führenden Wiener Archr- wollte», wurde er in seinem 14. Jahre auf
tekten des 15. Jahrhunderts in Beziehung die Berliner Akademie gebracht. Seine dort
gebracht werden könnte. Für die Deutung großgezogene Begeisterung für die Kunst Ha-
der Darstellungen der Sockelbilder auf Taf. 7 Kens veranlaßte ihn, nach vollendetem Stu-
wird die nachtragende Umschau vielleicht dium im Jahre 1712 bei einem damals in
weniger auf eine Holzschnittserie einer juri- Italien beschäftigten Begiment des Herzogs
dischen Publikation aus dem Anfange des Friedrich II. von Gotha als Fahnenjunker zu
 
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