Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 4.1910/​11

DOI Artikel:
Brinkmann, Adolf: Schloß Weißensee: ein Gegenstück zur Wartburg
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22224#0164
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
152

gaben sie durch zwei Gruppen von je drei gekuppelten Rundbogenfenstern, die jetzt
durch viereckige Fenster ersetzt sind, dem Palaste noch mehr Leben und Glanz, während
außerdem die Mauer durch drei Strebepfeiler gegliedert war. Jetzt sind es deren fünf,

da an die östliche Hälfte später zwei neue ge-
kommen sind, von den alten Rundbogenfenstern
zwei verdeckend. Die Ostwand hatte wahr-
scheinlich auch Rundbogenfeuster; ich vermute
zwei: Wahrscheinlich haben sie eine noch
reichere Architektur gezeigt als die nachgewie-
senen. Wenigstens ist in gleicher Höhe an der
Nordseite des Ostflügels der obere Teil eines
gekuppelten Rundbogenfensters erhalten, unter
dem sich ein Rundbogenfries hinzieht, der aus
je zwei übereinanderstehenden nicht konzen-
trischen Bogen besteht (Abbildung 5). Dieser
Fries läßt zwei Deutungen zu; entweder gehört
er nur zu dem Fenster; dann muß von An-
fang an ein Häuschen, ähnlich wie jetzt am
Nordgiebel des Wartburgpalas das Bad, gestan-
den haben, das ursprünglich aus Stein, später
durchdas jetzige Fachwerkgebäude ersetzt wurde.
Für diese Möglichkeit spricht der Umstand, daß
Abbildung 4. Tür zum Erdgeschoß. hier die Treppe zu den Kellern hinabführt, die

naturgemäß nicht unter freiem Himmel gelegen
haben kann. Die Architektur kann dann natürlich nicht durch die jetzt vorhandene
Decke in zwei Teile gerissen gewesen sein, sondern eine offene Dachkonstruktion muß
ihre einheitliche Wirkung ermöglicht haben. Da über dem Fries die Quadern roh ab-
gearbeitet sind, so haben sie viel-
leicht ein überkragendes Gesims
herausragen lassen. Die andere Mög-
lichkeit wäre die, daß der Arkaden-
fries ursprünglich, das untere und
obere Geschoß trennend, um den
ganzen Palas herumgeführt war und
beim Umbau bis auf das unter dem
Dach des Kellerhalses steckende
Stück beseitigt worden ist. Dabei
wäre auffallend, daß sich nicht die
kleinste Spur solcher Abarbeitung
finden läßt. Die Lisenen, die links
und rechts vom Arkadenfries hinab- Abbildung 5. Gekuppeltes Fenster mit Bogenliies.

gehen, rahmen also mit diesem

selbst das große zweiteilige Fenster ein (vergl. Abbildung 8).

Das Hauptgeschoß des Palas, jetzt die Wohnung des Königlichen Amtsrichters,
enthält einen übergroßen Flur L. an den sich nach Süden und Westen Wohnzimmer
 
Annotationen