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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 4.1910/​11

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Pomtow, Hans: Die beiden Tholoi zu Delphi
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https://doi.org/10.11588/diglit.22224#0187
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Die beiden Tholoi zu Delphi. 175

definitive Numerierung und Aneinanderreihung der Architrave beginnen, so daß I = e,
II = a, III = d, XIII = b wird. Die weitere Lösung ist in Abbildung 5 auf Tafel I
dargestellt, wo die 13 Steine des Architravkranzes mit ihrer Regula-Verteilung durch
Regierungsbauführer H. U. Wenzel gezeichnet und aneinandergefügt worden sind.
Diese Anordnung ist in allen wichtigen Punkten gesichert und zeigt, daß es in der
Tat nur 13 Architrave und Säulen waren, wie in der früheren Studie angenommen
wurde, daß die dort S. 174 f. erörterte Möglichkeit von 14 Säulen endgültig ausscheidet,
also auch kein 14. Architrav mehr in den unzugänglichen Fundamentseiten stecken
kann. Im einzelnen bleiben wohl hie und da kleine Verschiebungen von Regulae
-f- Intervallen um einige Centimeter nach rechts oder links möglich; denn die 9 fest
aneinander gepackten Blöcke i-r des Ostfundaments (Abbildung 4) können meist nur
an den Enden untersucht werden, so daß in ihren Mittelpartien die Regula und das
Epistylband (Taenia) größtenteils ergänzt werden mußten — aber an der Gesamtan-
ordnung wird dadurch nichts geändert. Endlich muß betreffs der Exaktheit unserer
Maße nochmals daran erinnert werden, daß die Steine sämtlich verbaut und meist
unzugänglich, stark bestoßen und oft abgearbeitet sind, und daß wir sie nicht aus
ihrem Gefängnis befreien durften. Man wird daher nötigenfalls sowohl bei Sehnen
als auch bei Bogenlängen stets 1 cm mehr, als gemessen war, rechneu können, wegen
der oft abgestoßenen Anathyrosis und der sonstigen Läsuren.1 Trotzdem beträgt die
wahrscheinliche Differenz auf den ganzen Umfang des Rundbaues von 19,575 bis
19,623 m Länge noch nicht gauze 5 cm, — und wenn sie selbst um weitere 5 oder
10 cm stiege, so macht das für das Wesentliche des Baues gar nichts aus. Immer-
hin glaube ich, eine Ubersicht der genommenen und der ergänzten Maße in folgender
Tabelle mitteilen zu sollen (siehe folgende Seite).

Als durchschnittliche Dicke der Architrave hat 45,5 zu gelten (ohne die meist
abgeschlagene, 4 cm ausladende Taenia), wie jetzt mehrfach festgestellt wurde, statt des
früher gemessenen 45,8.

Die Höhe beträgt durchschnittlich 55, steigt bisweilen bis auf 55,5, fällt einmal
auf 54,5. Die kleineren, früher auch als vorkommend bezeichneten Maße von 52 und 53
(Bd. III, S. 159) rühren von Abarbeitungen her, was damals übersehen war. Das Epi-
stylband ist 5,7, die Regula 4,6, beides zusammen 10,3 hoch (s. Bd. III, S. 160).

Alle Architrave sind innen und außen für Ansicht bestimmt und gut geglättet.

entfernt auf der Tempelterrasse oder sonstwo (s. Bd. III, S. 121 f.). Man würde diese vier Steine bei einem
weiten Herabtransportieren schwerlich — weder absichtlich, noch zufallig —■ zusammengelassen und gar
wieder nebeneinander verbaut haben, während die übrigen neun weiter entfernt an die Ostwand unter den
Sikyon-Stylobat kamen. Sie werden vielmehr beim Abbrechen des Rundbaues zusammen am Hellenikö
niedergelegt und von dort aus zusammen wiederverwendet sein.

1 Auch kam es öfter vor, daß von drei Architekten jeder ein anderes Maß erhielt. Zippelius maß
z. B. Block VII (qu) mit 1,5t Länge, Wenzel mit 1,50, während gar der französische Maßstab nur 1,48 ge-
zeigt haben soll (s. Anhang zu Teil I). Dergleichen wird nur erwähnt, um die große Schwierigkeit der Ver-
messung solcher Porosblöcke zu beleuchten, bei der selbst die geschulten Fachleute voneinander abweichen.
 
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