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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 4.1910/​11

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Pomtow, Hans: Die beiden Tholoi zu Delphi
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https://doi.org/10.11588/diglit.22224#0190
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178 H. Pomtow-Berlin.

jenen Anfangsstadien der Baukunst ein notwendiges Übel, um die Außen- und Inneu-
Waud fest zu verbinden und eventuell das Widerlager zu stärken gegen etwaigen Schub
des Zeltdaches.

Stellung und Beschaffenheit von Triglyphen und Metopen.
Mit Ausnahme von Block I waren die Regulae, wie wir sahen, ohne Bücksicht auf
die Säulenstellung und den Fugeoschnitt des Architravs angeordnet und bedingen das
Gleiche für die Stellung der Triglyphen und Metopen. Erstere kommen hier nirgends
axial über den Säulen zu stehen, und diese baugeschichtliche Tatsache ist so neu — sie ist
meines Wissens überhaupt noch nicht bezeugt — und kommt so unerwartet, daß man bei
der Unvollkommenheit des damals mühsam von allen Seiten zusammengebrachten Ma-
terials (Gockel, ältere Photographieen, Herrmann, Frickenhaus) sie unmöglich erraten
konnte. Vielmehr schien das opus atriglyphum das einzig denkbare, das durch ein
Spiel des Zahlenzufalls ziemlich zur Architravbreite stimmte, vergl. Bd. III, S. 106

(—y~ 4- 2,53, bzw. 2,56 = 1,45, bzw. 1,51), und das ja bei dem nur wenig jüngeren

Rechteckbau tatsächlich vorhanden war (S. 111 und 114). Jetzt lernen wir eine noch
frühere Vorstufe kennen, bei der man über dem runden Architrav den Triglyphenfries
noch ganz losgelöst von den Säulenplätzen aufgebaut hat.

Was die Maße und die Gestalt der Einzelstücke angeht, so wird für die unzu-
reichende Triglyphen-Aufnahme in Bd. III, S. 105 (Abbildung 8) jetzt in Abbildung 7
Ersatz geboten. Aus ihr geht hervor, was aus Gockels Skizze nicht zu ersehen war,
daß diese Triglyphe nicht nur an der rechten und linken Seite, sondern auch hinten
und vorn (an den Glyphiden) sowie an der Oberseite (rechtes Drittel) großenteils ab-
gearbeitet worden ist, als man sie in den Fundamentbau packte. Der punktierte
Umkreis gibt etwa die einstige Größe an, sie betrug: 64,3 Höhe; 39,5 Breite der Tri-
glyphe, 57 + 1 = 58 Metopenbreite (wovon der eine cm für den Falz gerechnet ist),
zusammen 97,5, bzw. 96,5; Tiefe 44,6 bei Triglyphe exkl. hinterem Band (1,2 ausladend),
40,7 bei Metope (einschl. der vorderen Taenia, die 1,9 ausladet, aber exkl. des hinteren
Bandes), so daß sich Architrav (45,5) und Triglyphe (44,6) fast genau deckten und die Aus-
höhlungen des ersteren vorn durch die Metopen nur mit 3 cm Überstand überdeckt
wurden. Der Radius unseres Stückes stimmt mit dem der Architrave überein. Die
Unterseite ist glatt. An den Seitenflächen zeigen die Stücke die großen, U-förmigen
Seilfalze, wie wir sie an den Hängeplatten des Rechteckbaues sahen (Bd. III, S. 111,
Abbildung 12), an der rechten Seitein Abbildung 7 ist dieser Falz ganz, an der linken
zum Teil abgearbeitet. Die langen horizontalen Eisendübel der Oberseiten an den Stoß-
fugen finden sich hier ebenso wie bei den Architraven.

Auf der Oberseite unseres Stückes ist ein viereckiges Dübelloch sichtbar (3 X 2,5;
8 tief), um welches ein Viereck von 21,3 Seitenlänge flach ausgetieft ist (11 — 2 cm tief) und
bis hinten an den Rand läuft. Diese flachen Einbettungen kehren an anderen Stücken
wieder, sitzen jedoch unregelmäßig, das heißt jedesmal an verschiedener Stelle. Auflager
für Balkenköpfe können es nicht sein, weil die Hängeplatten mit der vollen Metopentiefe
von 39 cm auflagen, wie wir sehen werden, und keine entsprechenden Höhlungen zeigen.
Es sind daher hier dünne Brettchen vorauszusetzen, die die leichte hölzerne Kalym-
matiendecke des Peristyls trugen, auf Triglyphon und Cellawand mit Eisendübeln befestigt
 
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