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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 4.1910/​11

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Pomtow, Hans: Die beiden Tholoi zu Delphi
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https://doi.org/10.11588/diglit.22224#0197
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185

Zehn Kapitelle liegen heut auf der Nordwand des Sikyonthesauros nebeneinander;
sie werden in dieser Reihenfolge, von Osten beginnend, mit Nr. 1—10 aufgezählt (Tabelle
S. 186). Ihnen schließen sich Nr. 11 und 12 an, die vor dem Museum liegen; sie tragen die
Inv.-Nr. 4658 und 4657 und sind in Bd. III, S. 158 abgebildet (Abbildung 32 und 33).
Ein 13tes befindet sich auf dem Tempelvorplatz, ein 14tes wurde jetzt in der SW.-Ecke
des Hellenikö, gegenüber den Arkaden stehend, gefunden (nur zur Hälfte erhalten),
ein lötes steckt noch tief im Westfundament des Sikyonhauses und konnte weder ver-
messen, noch entfernt werden, vergl. Bd. III, S. 157. Dagegen kommt ein 16tes, in
Bd. III, S. 158, Abbildung 34 gezeichnetes Stück, das vor dem Museum liegt und Inv.-
Nr. 4660 trägt, wohl nicht mehr für die Tholos in Betracht, weil seine straffere, a. a. O.
nicht richtig wiedergebene Echinusform auf jüngere Zeit zu weisen scheint; auch durch
das quadratische Dübelloch weicht es von den übrigen ab.

Etwa die Hälfte der Stücke besteht aus dem gröberen Oolith, nämlich Nr. 1, 2,
3, 8, 10, 13, 14, die andern aus dem feineren weichen Porös I (vergl. Bd. III, S. 131).

Außer den runden Aufschnürungen, über die bei Kapitell 3 gesprochen war, sind
mehrfach Einbettungen auf den Abakusoberseiten vorhanden. Sie rühren von der
ungleichen Höhe der Architrave her (54,4—55,5), die man lieber einbettete als ab-
arbeitete, wie bereits Bd. III, S. 159 ausgeführt war. So finden wir bei Nr. 2, daß die
rechte Hälfte des oberen Lagers, zwischen den runden Aufschnürungen, um 4 mm ein-
getieft ist, während die linke höher liegt. Bei Nr. 7 ist einzig der ganze Innenbogen
dieser Einbettung erhalten, sie ist 3—5 mm tief, während die äußere und mittlere Auf-
schnürung zerstört ist. Nr. 8 zeigt wieder die rechte Hälfte des oberen Lagers ein-
getieft (3 mm), und zwar genau bis zur Mitte (30|, bei 61,2 Abakusbreite). Auch bei
Nr. 9 liegt die Einbettung der rechten Lagerhälfte um 2 mm tiefer, aber diese Hälfte
ist 36| breit, während die linke nur 29| mißt; hier kam die Architravfuge also um
\ = 3^ cm links außerhalb der Säulenachse zu stehen. Bei Nr. 10 ist die Ein-
bettung nur längs des Innenbogens ausgetieft (5 mm), reicht aber über das ganze Lager,
wogegen die Mittelaufschnürung zeigt, daß die Architravfuge um \ cm zu weit links
lag. Die Einbettung auf Nr. 11 liegt sogar 8 mm tiefer als die rechte Lagerhälfte und
reicht um 1,3 cm nach rechts über die Säulenachse hinaus. Nr. 12 hat z. T. längs
des Innenbogens Einbettung (2 mm tief), und die Mittelaufschnürung zeigt, daß die
Architravfuge um 2,1 cm zu weit links von der Säulenachse lag. Endlich zeigen die
beiden Stücke Nr. 13 (Tempelvorplatz) und 14 (Südostecke des Hellenikö) zwar keine
runden Aufschnürungen oder Einbettungen, sind aber beide in Zahl und Endigung der
Kanneluren, Echinusgestalt, Riemchen usw. den Tholoskapitellen genau entsprechend.
Das erstere (13) hat einen 3 mm hohen Scamillus und ist selbst im ganzen 26,8 m hoch.

Zu bemerken ist noch, daß Nr. 9 außer den 2 regulären runden Aufschnürungen
noch eine umgekehrte dritte runde zeigt, die aber nicht benutzt worden ist. Vielleicht
wurde der Abakus beim Versetzen beschädigt, so daß man das Kapitell nachher um-
drehte; denn diese dritte Aufschnürung liegt jetzt an der Innenseite.

Im übrigen wird, ähnlich wie wir oben die Architrave in ihrer ursprünglichen
Reihenfolge aneinandersetzen konnten, sich auch bei den Kapitellen ihre Abfolge größten-
teils ermitteln und bei der Wiederaufrichtung des Baues feststellen lassen, unter welchem
der Architravpaare sie einst gelegen haben. Denn nicht nur werden die höchsten
Architrave (55,5) die tiefste Einbettung (bisher 8 mm) erfordern und umgekehrt, sondern
 
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