Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 4.1910/​11

DOI article:
Pomtow, Hans: Die beiden Tholoi zu Delphi
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22224#0203
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
191

letzteren Maßes auch die zweite Stufe als einstige Lagerstelle in Betracht, und dann
würde man die breiten, nicht ausgehöhlten Enden (?) der Platten am passendsten unter
diejenigen Plätze setzen, über denen auf dem dazwischenliegenden Stylobat die Säulen
standen. Doch dürfte der Stylobat wahrscheinlicher voll fundamentiert und die Außen-
stufen nur gegen ihn gestoßen sein, so daß wir mit B2" = 28 cm Stufenbreite zu rechnen
hätten, unser Stück also in der Tat in die unterste (dritte) Stufe gehörte. Ob die ver-
hältnismäßig rolie Bearbeitung dem nicht widerspricht, muß die Zukunft lehren.

Fundament des Peristyls. — Bereits Band III, Seite 164 waren die unregel-
mäßig geschnittenen Platten, die heute die Nordostecke der Euthynteria des Sikyon-
hauses bilden, zu einer Unterschicht des Fußbodenpflasters gerechnet worden. Sie sind
erkennbar auf Abbildung 3 in Band III, Seite 101, haben die kurzen Seiten flach ge-
rundet, die langen gerade
und schräg geschnitten,
sind nicht für Ansicht
bestimmt, etwa 26 — 29
hoch, meist etwas über
1 m tief und scheinen einen
Radius von 3—3,20 m zu
haben. Sie lagen daher
sicher im Innern des bis-
her vermißten Tholos-
fundaments, das heißt
in der ersten oder zweiten
Unterschicht unter dem
Peristyl-Fußboden, dessen
Breite auf 1,07 ermittelt
war (Außenradius 3,15).
Dieentsprechenden Stücke
im Fundament der großen
Tholos sind ähnlich ge-
schnitten.

Fundament des Innern. — Der in Band III, Seite 163, Abbildung 39 wieder-
gegebene spitze Keilstein (Höhe 26; vorn und hinten Bruch, Breite ca. 58, hinten 37,
größte Tiefe 90) scheint im Cellapaviment keine Stelle finden zu können und wäre darum
in die Unterschicht zu weisen. Ebendahin gehören auch andere, meist oblong geschnittene,
flüchtig bearbeitete Blöcke, die in der Euthynteria der Ost- und Westseite des Sikyonhauses
liegen; denn diese besteht, wie schon Band III, S. 127 vermutet war, in der Tat durchgehends
aus wiederverwendeten, oft abgearbeiteten Steinen der Tholos, bzw. des Rechteckbaues.

Aus Vorstehendem ergibt sich als sicher, daß unsere Tholos ein durchgeschich-
tetes Fundament hatte, wie wir es auch bei der großen Tholos finden werden. Es
gab hier also keine runden Roste als Plattenträger des Fußbodens oder als Untermauern
der Säulenkränze und der Cellawand, die als sogenanntes Labyrinth bei der Tholos von
Epidaurosso viel Kopfzerbrechen verursachten, sondern beide delphische Rundbauten
standen auf zwar viel niedrigeren, aber m assiven, durchgeschichteten Fundamenten,
von denen das der Marmaria-Tholos (s. unten Teil III) fast vollständig erhalten ist.
 
Annotationen