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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 4.1910/​11

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Pomtow, Hans: Die beiden Tholoi zu Delphi
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https://doi.org/10.11588/diglit.22224#0215
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Die beiden Tholoi zu Delphi. 203

fernt beginnen» (Zippelius). Ich füge hinzu, daß diese Tropfenanordnung genau so am
attischen Thesauros wiederkehrt, auch dort sind die 2 Außenarchitrave hart vor, bzw.
neben dem — rechts und links — vorletzten Tropfen geschnitten, so daß auf dem Mittel-
architrav je 3, auf dem rechten und linken Architravblock je 2 neben der Fuge zu
liegen kommen. Hieraus folgt, daß f unser Mittelarchitrav ist, auch wäre keine andere
Stelle für ihn frei, weil nur t rechts die Eckregula enthalten kann, für welche die auf
f erhaltenen 22 cm viel zu kurz sind.

Die Regulae sind nun so zusammengesetzt, daß die Achsweiten der Guttae 9,3,
bzw. 9,2, der Achsenabstand der äußeren Guttae vom Regulaende je 1,5, die Tropfen-
breite an der Oberkante 2,5 beträgt (genau gemessen an der linken Regula von g). Das
ergibt für die Regula- und Triglyphenbreite 40,2, nämlich 4 X 9,3 = 37,2 +
(2 X 1,5). Oder auf andere Art: 5 Tropfen = 12,5, dazu 4 Intervalle zu 6,7 bis 6,8 -
26,8 4- 2 obere Abstände au den Enden von je -} = 1, Summa 40,3. Danach müssen
die Regulateile mit 3 Tropfen breit sein 2 X 9,3 + 18,6 + (2 X 1,5) = 21,6, die mit
nur 2 Tropfen etwa (2 X 9,3) 4- 1,5 — 1,5 = 18,6. Oder auf die andere Art: jene
3 X 2,5 = 7,5 + (2 X 6,7) = 20,9 + 2X1 = 21,9; diese mit 2 Tropfen: 2 X 2,5 = 5
+ (2 X 6,7) = 18,4 4- lr — l = 18,4. Daß im einzelnen die winzigen Maße oft ge-
schwankt haben müssen, ist selbstverständlich, ebenso daß die Häufung kleinster Diffe-
renzen schließlich 10—12 mm pro Regula ausmachen konnte, — oder, richtiger, daß
man bei Abweichung der Architrav- oder Regulalänge um 10 mm die kleinen Maße
der Guttae sämtlich etwas knapper nahm.

Diese Nachweise zeigen, daß trotzdem die 2 Eckarchitrave der Front in ihren
Maßen nicht genau bekannt sind, sie doch nicht länger gewesen sein können, als g
oder s (kompletiert), zuzüglich der J Ecktriglyphen, also 1,23 + 0,20 — 1,43. Auch hätte
hier kein erdenklicher Grund vorgelegen, die Architrave der Längsseiten g und s kürzer
zu machen als die der Front, konnten doch bei jenen die Anten leichter zurückgesetzt
werden als bei diesen die Säulenabstände verbreitert. Und umgekehrt, zählt man zu
der Metopenbreite von f = 84,7 die 3 cm hinzu, um welche die vorhandenen Regula-
teile über die normalen Regulahälften hinausgehen (21 4- 22, statt 20 + 20), so erhielten
wir 87,7, also genau das effektive Metopenmaß von g (87,6). Oder zieht man von der
angenommenen Länge des linken Frontarchitravs (1,43) die Regula ab (40 4- 19 = 59),
so bleibt für diese Metope 84, beim rechten Frontarchitrav (40 4- 18 = 58) für die rechte
Metope 85 übrig, — während die erhaltene von f mit 84,7 gerade den Mittelwert gibt.

2. Das Triglyphon, seine Einteilung und baugeschichtliche Bedeutung.

Gerade Triglyphen waren im Fundamentbau auch jetzt nicht nachzuweisen. Für
ihre Abmessungen verlieren wir hierdurch nicht viel, denn sie stehen ohnehin fest durch
die Regulabreite, die Höhe der skulpierten Metopenplatten, die Architravtiefe. Danach
waren die Triglyphen 40 breit, ca. 65 hoch, 46,5 — 47 tief; denn die Relieftafeln sind
fast 58 hoch (57,8) und die über ihnen lagernde Platte muß vorn wenigstens 7 cm
dick (hoch) angenommen werden, wie es Bd. III, S. 115, Abbildung 19 und S. 179
geschehen war.1 Daß wir auf diese Art genau die Maße der Tholostriglyphen erhalten

1 An diesem Maß wird im Bull. 35, S. 140, Anm. 1, gemäkelt, weil es nur wegen der gleichen Hohe
der runden Triglyphen erdacht sei. Statt dessen wird dort (planche III) eine Platte eingezeichnet, die vorn
hakenförmig über die Metopenplatte übergreift und deren — nicht beigeschriebene — Dicke (Höhe) an dieser Auf-

Zeitschrift für Geschichte der Architektur. IV. 28
 
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