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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 4.1910/​11

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Pomtow, Hans: Die beiden Tholoi zu Delphi
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https://doi.org/10.11588/diglit.22224#0216
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c20i H. Pomtow-Berlin.

(39,5—40 breit, 04,5—65 hoch), ist bei der ungefähren Gleichzeitigkeit und Maßähn-
lichkeit beider Bauten gern zu akzeptieren und gestattet die ziemlich sichere Ergänzung
des Triglyphenbandes mit 10, der Metopen-Taenia mit 6—7 cm, der Breite und Aus-
ladung der Dreischlitze usw.

Ganz im Unklaren jedoch sind wir über die nicht für Ansicht berechneten Teile
des Triglyphon. Es könnten die eigentlichen Triglyphen als Einzelblöcke für sich auf-
gestellt sein, desgleichen die Hintersteine der Metopen, und beide durch Klammern
verbunden (vergl. das Gebälk des alten Hekatompedon: Wiegand, Porosarchit., S. 8,
Abbildung 8, und die Parthenon-Triglyphen: Dürrn3, S. 168, Abbildung 14t), — oder die
Triglyphen hatten rechts und links je einen halben Metopenblock (Hinterstein) ange-
arbeitet (vergl. Dürrn 3, p. 169, Abbildung 142, und in Teil III unsere große Tholos),
bzw. auch rechts oder links einen ganzen, — oder endlich es waren beide Arten
kombiniert, indem jede Triglyphe nur einen halben Metopenblock augearbeitet hatte,
während die zweite Hälfte als besonderer Hinterstein eingeschoben und verklammert
war (vergl. die früher von uns angenommene Triglyphonkonstruktion der alten Tholos,
Bd. III, S. 106). Über die vierte Möglichkeit, hohe Antithematafeln in den Architrav-
ausschnitten, s. Abschnitt 7.

Viel wichtiger und für die Baugeschichte von ungeahnter Bedeutung ist die Ein-
teilung des Triglyphons, wie sie sich aus den im vorigen Abschnitt entwickelten
Regula- und Architravlängen ableiten läßt. Um es kurz zu sagen, finden wir hier das
schwierigste Problem des dorischen Baustils, die Innehaltung derselben Breite aller Tri-
glyphen unter sich, aller Metopen, aller Interkolumnien, die ewig die crux der antiken
Architekten gebildet hat (Vitruv IV, 3), mit Hilfe des opus atriglyphum — wie ich es
nennen möchte —, des Fehlens der Zwischen triglyphen, restlos gelöst, — gelöst
und später wieder verlassen, zuletzt völlig vergessen. Das gleichzeitige opus monotri-
glyphum gewann die Oberhand, um später bei den weitsäuligsten Bauten und bei den
Römern der ditriglyphen Art und bisweilen sogar drei Zwischentriglyphen Platz zu
machen. Wie die Zusammensetzung der Architrave in Abbildung 29 zeigt, sind sowohl
die 4 Triglyphen (einschließlich der Ecken) einander gleich, als auch annähernd die
3 Metopen — und doch würden nicht nur die 3 Säulenachsweiten die gleiche Breite
zeigen, sondern auch die Triglyphenmitten in der Verlängerung der Säulenachsen stehen
(selbst bei den Ecktriglyphen), wenn wir die Ecksäuleu bis dicht an die Vertikale heraus-
gerückt hatten, die die Architravecke lotrecht mit der Mantellinie der obersten Säulen-
trommel verbindet, so daß die Architravflucht zusammenfiele mit den an die obersten
Ecksäulentrommeln gelegten senkrechten Tangentialebenen. An sich würde das keiner
Rechtfertigung bedürfen, vergl. Dürrn8, S. 174; denn es können sowohl beide Flächen
zusammenfallen, als auch der Architrav zurückstehen (selten), als auch steht er mehr
oder weniger über. Letzteres ist das Gewöhnliche, aber wir haben es in Abbildung 29
nicht ausgeführt, weil bei einem Prostylos dann au der Anten-Außenkante ein Knick
entsteht, der beim Peripteros wegfällt. Die oben proponierte Regelmäßigkeit ergäbe sich
aus folgenden Maßen: Metopenbreite bei f = 84,7, also Achsweite der Mittelsäulen

lagestelle 3 cm beträgt (!). Man denke sich eine 42 cm tiefe, 87 breite Porostafel, die im ganzen nur 61/, cm
dick sein soll und dann noch an der Unterseite, längs der ganzen Vorderkante, 3 cm von ihr entfernt, eine
ca. 9 cm breite, 3 */2 tiefe, als unteres, tragendes Lager bearbeitete Rinne enthielt; ihre Unmöglichkeit wird
klar, sobald man sie zeichnerisch darstellt, vergl. Abbildung 28a.
 
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