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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 4.1910/​11

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Pomtow, Hans: Die beiden Tholoi zu Delphi
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https://doi.org/10.11588/diglit.22224#0217
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Die beiden Tholoi zu Delphi. 205

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84,7 + 2'-^ (Triglyphen) = 1,247. Die Metopenbreite bei v (linke Metope) war mit 84

Li

angenommen, die bei t (rechte Metope) betrug 85, also erhalten wir als Achsenweiten
des rechten und linken Säulenjoches 1,24, bzw. 1,25. Daß dabei die Triglyphenmitten
und die beiden Stoßfugen der Architrave ein wenig gegen die Säulenmitten desaxiert
sind, rührt nicht von der Austeilung der Triglyphen her, sondern geschah, wie oben
bemerkt, aus technischen Rücksichten, um den mittleren Tropfen der Regula nicht zer-
schneiden zu müssen; im übrigen war diese Abweichung schwerlich zu bemerken, denn
die linke Fuge stand nur 1 cm, die rechte 2 cm außerhalb der Säulenmitte.

Diese erstmalige Konstatierung des opus atriglyphum und seiner übermäßig breiten
Metopen wirkt nun auf andere Bauten zurück, bei denen es bisher verkannt war.
Adolf Michaelis wies mich, wenige Monate vor seinem Tode, auf den syrakusanischen
Ap'ollotempel hin, «wo die Engstellung der Säulen kaum eine andere Lösung zulasse»,
und obwohl Dürrn3, S. 381 «diese Triglyphenanordnung mit den langgestreckten Metopen
für die wenigst wahrscheinliche Lösung» erklärte, kann man jetzt um so weniger an ihr
zweifeln, als das Verhältnis der Breitenmaße von Triglyphen und Metopen unserem
delphischen ganz analog wird 1 und beide Bauten auch zeitlich sich sehr nahe stehen.
Dabei ist der riesige syrakusanische Tempel, von dem merkwürdigerweise ebensowenig
Triglyphen gefunden sind wie bei unserem Rechteckbau, sicherlich der ältere von beiden,
da ihm noch die Regulae fehlen, und umgekehrt kann die Zeit seiner Erbauung, die
zwischen dem Ende des VIII. Jahrhunderts und «dem VI. Jahrhundert» schwankte,
aus dem Alter des delphischen wenigstens soweit ermittelt werden, daß er vor den
Beginn des VI. Jahrhunderts gehören muß. Danach hat die Baugeschichte für das
VII. Jahrhundert und die ersten Dezennien des VI. mit dem Vorkommen des opus
atriglyphum sowohl in Großgriechenland als auch im Mutterlande als neuer Tatsache
zu rechnen.

3. Die Metopenreliefs.

Nachdem der Pronaos des Rechteckbaues in seinen genaueren Maßen wiederher-
gestellt ist, darf ein Versuch gewagt werden, für die 5 großen Reliefplatten ihre einstigen
Metopenplätze zu ermitteln. Wenn man die Zusammensetzung der 3 Fragmente von
Platte V (Argo und Dioskuren) genauer prüft, wie sie von Homolle im Bull. 20, pl. XI
und Fouilles de Delphes IV, pl. IV abgebildet und mit Gips in Delphi hergestellt ist
(vergl. Bd. III, S. 113, Abbildung 17), so ergibt sich aus der Verlängerung der Kon-
turen des Argorumpfes, daß die von Homolle angenommene Distanz der Fragmente
auf den Zentimeter genau stimmt. Die Länge der Platte betrug also einst 90 cm, wie
heute mit der Gipsergänzung. Rechts trägt sie einen Falz, der hinter die Triglyphe
griff und a. a. O. S. 113 mit 2,3 cm von uns gemessen war. Bleibt für die Platte selbst
90 — 2,3 = 87,7 übrig. Oben S. 200 war für die Metope von Stein g, der an der linken
Seite des Pronaos seinen festen Platz hat, als Breite angegeben worden: 87,6. Diese
Übereinstimmung, die erst beim Schreiben dieser Zeilen bemerkt wurde, ist beängstigend
genau, — es bleibt stets verdächtig, wenn solche Maße zu gut stimmen —, aber wie
unsere neuen und alten Messungen ohne Rücksicht auf die Reliefs ausgeführt sind,
hat sicher auch Homolle vor 14 Jahren die Zusammensetzung der Fragmente ohne jede

1 Vergl. Dürrns Abbildung und Erörterung S. 173 f., wo aber der Tempel fälschlich als Artemision be-
zeichnet wird, und die betreffenden Zeitangaben S. 381.

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