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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 4.1910/​11

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Pomtow, Hans: Die beiden Tholoi zu Delphi
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https://doi.org/10.11588/diglit.22224#0219
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glyphenfalze bis hart an die Schenkel der Reiter (Dioskuren) gereicht haben können,
wie es rechts den Anschein hat, wieviel also jedesmal von der Plattenbreite für diese
Falze abzuziehen sei. Erst dann und nach der Herausholung der Bauglieder aus ihrem
Gefängnis wird sich mit Sicherheit die Verteilung der Reliefs an die Gebäudeseiten und
auf bestimmte Felder ausführen lassen. Es sollte mich nicht wundern, wenn dabei die
schöne Übereinstimmung zwischen Architrav g und Platte V in die Brüche ginge und
wenn die Front die drei Handlungsgruppen erhielte: rechts unsere erhaltene Argoplatte
(Schiff nach links), links die zweite Argometope (VI, Schiff nach rechts), in der Mitte
Idas und Dioskuren1, die Langseiten aber die als Pendants wirkenden Tierbilder be-
kämen, nämlich Europa auf dem Stier, Phrixos auf dem Widder, und die ähnlichen
Pendants des kalydoniscben Ebers und des unbekannten «katzenartigen Tieres» (VII),
das sich gewiß erklären lassen wird. Hand in Hand mit solcher Untersuchung müßte
eine ebenso geschickte Ergänzung der Reliefs gehen, wie sie Reichhold in der Abbil-
dung des Eberkopfes ausgeführt hat, und zuletzt müßte die Farbengebung erfolgen, die
sich auf Grund der zahlreichen Farbreste einwandfrei ausführen ließe.2

4. Säulen und Kapitelle.

Es gibt vorläufig keine Möglichkeit, die Säulen und Kapitelle des Rechteckbaues
von denen der Tholos zu unterscheiden. Das wird aber betreffs der Säulen sicher ge-
schehen können, sobald alle Stücke aus dem Sikyonfundament herausgeholt sind. Im
übrigen vergl. das oben S. 182f. beiden Tholos-Kapitellen Gesagte, aus dem wiederholt
wird, daß die über 13 hinaus bisher vorhandenen 4 Säuleu und 3 Kapitelle dem
Rechteckbau angehören.

5. Hängeplatten.

Die erhaltene Hängeplatte (abgebildet Band III, S. 111, Abbildung 12, vergl. S. 179)
hat eine Mutulusbreite von 35,8 und Viae von 24L 2 Viae + 1 Mutulus
sind also 84,8, was zu der Metopenbreite von /' genau paßt (84,7). Also lag diese
Hängeplatte über der Metope, wie a. a. 0., Tafel I, Abbildung 18 gezeichnet, während
eine zweite Art mit breiteren Mutuli über den Triglyphen gelegen haben muß.
Diese Hängeplatten müssen aus 1 Via (von 24|) + 1 Mutulus (von 40 cm = Trigly-
phen- und Regulabreite) bestehen, also 64] breit sein. Bei der Tholos fanden wir eben-
falls zwei verschiedene Mutulusbreiten (30 und 46), so daß sich beide Gebäude auch in
dieser Besonderheit gleichen, wennschon bei dem etwas jüngeren Rechteckbau die
betreffenden Maße (35,8 und 40) sich bereits weiter genähert haben.

Eine zweite gerade Hängeplatte steckt in Schicht VIII der Ostseite (Stein Nr. 6),
unmittelbar unter der runden (VII, Nr. 4). Da links neben ersterer die Breite des
Loches etwa 60 cm beträgt, wird es jetzt sicher, daß in ihm unsere erste gerade
Hängeplatte (59 breit) verbaut war, von hier durch die Ausgrabenden ausgehoben wurde
und nach oben in den Thesauros verbracht ist. Leider wurde über die zweite Platte
(VIII, Nr. 6) von uns nur angegeben, daß sie aus dem gelberen Porös bestehe, mit

1 Bei der Einfügung der Argoplatte V über Stein ff ist das etwaige linke Einbinden außer acht gelassen
worden, weil wir darüber nichts Genaues wissen; wenn es sich aber gleichfalls auf 2,3 bis 2,5 beliefe, wie am
recbten Falz, so erhielten wir 90 — (2x2,5) = 85, was genau die Breite der rechten Frontmetope über* ist.

2 Da weitere Reliefergänzungen noch nicht vorliegen, haben wir' in der Rekonstruktion (Abbildung 32)
vorläufig die drei am vollständigsten erhaltenen, bzw. am leichtesten ergänzbaren Platten an die Front setzen
müssen, ohne Rüksicht auf ihre ursprüngliche Verteilung.
 
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