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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 4.1910/​11

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https://doi.org/10.11588/diglit.22224#0230
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218 Literatur. — Chronik.

wieder überzeugend begegnen. Um so mehr bie- rigen Klostergeschichte von lebendigem Reiz. Mu-
ten Einzelteile und Ornamente, die in fleißiger stergültige Methodik am tauglichen Objekt hat hier
Analyse behandelt sind. Zumal die Heranziehung mit vornehmer Sachlichkeit glänzende Resultate
venezianischer Motive und der Vergleich mit Ar- gezeitigt. //.
chitekturdetails auf Renaissanceholzschnitten haben Pavillon de la ville d'Anvers ä l'exposition
interessante Ergebnisse gebracht. H. F. Secker. universelle de Bruxelles 1910: La Maison de

Das Kloster St. Johann zu Münster in Rubens. Reconstitution par Henri Blomme.

Graubünden von Josef Zemp unter Mitwir- Anvers, impr. Rellemanns freres; Heliotypie G.

kung von Rob ert Durrer. Kunstdenkmäler der Hermans, Photographe-Editeur, 9, rue Dierckxsens,

Schweiz, Mitteilungen der schweizerischen Gesell- Anvers; Librairie G. van Oest & Co.
schaft für Erhaltung historischer Kunstdenkmäler. Die Behausung eines bedeutsamen Menschen

Neue Folge. V. (1906), VI. (1908), VII. (1910). vor Augen zuführen und im Bilde der Literatur

115 S. Großfolio mit 103 Textabb. und 38 Tafeln, einzufügen, ist an sich reiz- und wertvoll. Im

davon 4 färb. Genf, Verlag von Atar A.-G. vorliegenden Falle verleiht das noch nicht ge-

Eine tausendjährige Kunstentwicklung auf dem nügend gewürdigte Verhältnis Rubens' zur Archi-
engbegrenzten Klosterbezirk eines schlichten, ein- tektur dem Ausstellungsunternebmen und der
samen Alpendorfes! Das Interesse richtet sich glänzend ausgestatteten Publikation den besonderen
natürlich in erster Linie auf die Frühzeit. Die Wert der Anregung zur Weiterarbeit. Man be-
Entdeckung von Marmorskulpturen und Wand- trachte nur auf den Rubensschen Bildern die phan-
gemälden rückt mit einem Schlag ein seltenes tastischen gewundenen Säulenschäfte oder die
Bild von karolingischer Kunstübung vor unsere geraden Säulen mit den vorspringenden Trommeln,
Augen. Und wenn auch das bisher bloßgelegte «die geknorreten pillastri vnd seul» Furttenbachs,
Material noch nicht ausreicht, eine karolingische den ebenso unkonstruktiven wie eigenartigen Er-
Klosteranlage als Vermehrung des auf den Ideal- satz der Archivolte durch das halbe Achteck und
plan von St. Gallen beschränkten Forschungsma- die sonstigen für den Nichttechniker charakteri-
teriales leibhaftig vorzuführen, so ist es doch ge- stischen «illogismes constructifs» und deren Ein-
lungen, die ursprüngliche Form der Klosterkirche fiuß auf die zeitgenössische Baukunst. Auch theo-
festzulegen, die als flachgedecktes, einschiffiges, retische Ungeheuerlichkeiten können befruchten,
rechteckiges Langhaus mit drei auf hufeisenförmi- wenn nur die ihnen innewohnende Kraft künst-
gem Grundriß sich erhebenden, mit Halbkuppeln lerischer Ungebundenheit im Reinigungsprozeß
gewölbten Ostapsiden einen bisher nicht beachte- einer zünftigen Gesetzmäßigkeit gebrochen in die
ten Typus karolingischer Kirchen darstellt, dem Bahnen der gesunden Tradition geleitet wird,
bei der künftigen Beurteilung karolingischer Bau- Außer den ArchiLekturdokumenten von der
kunst eine gewichtige Bolle zufallen wird. Mit Hand des Malers selbst standen die erhaltenen
der karolingischen Ausmalung der Kirche wird die Originalreste und die Harremoynschen Stiche von
bisher so schwer empfundene Lücke im Monu- Rubens' Haus und Garten von 1684 und 1G92

mentenbestand vom 7. bis 9. Jahrhundert über- zur Verfügung.__ H,

brückt und ein neuer Weg zur Erkenntnis des
Reichenauer Kunstkreises erschlossen. Aber auch
das Doppelkloster von 1087 mit den getrennten Dem Privatdozenten an der Technischen Hoch-
Kreuzgängen für Mönche und Nonnen und mit schule in München, Dr.-Ing. Ernst Fiechter, ist
gewissen Zügen festungsartiger Anlage, die Drei- die ordentliche Professur für Raugeschichte an
Conchen-Anlage der Heilig-Kreuz-Kapelle und die der Technischen Hochschule in Stuttgart über-
Doppelkapelle des Hl. Ulrich und des Hl. Nikolaus tragen worden. In die kunsthistorische Lehrkanzel
aus der Milte des 12. Jahrhunderts, die letztere an der Universität Graz, die seit Strzygowskis
mit köstlichen romanischen (!) Stukkaturen, ver- Weggang unbesetzt war, werden sich nun der
dienen die allergrößte Beachtung. Mit gleicher Wiener Privatdozent für allgemeine Architektur-
Liebe und Gründlichkeit sind dann auch die Werke geschiente Dr. H. Egger und der Privatdozent der
späterer und auerjüngster Kunstbetätigung behan- neueren Kunstgeschichte in Wien Dr. W. Guida
delt, eingefügt in den Rahmen einer tausendjäh- teilen.

-O-

Chronik.
 
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