Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 4.1910/​11

DOI Artikel:
Haupt, Albrecht: Westgotische Baukunst in Spanien
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22224#0245
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Westgotische Baukunst in Spanien. 231

völlig verstand1; daß es also zeitlich ihrem Gebrauche nicht fern stehen kann. Jene
Schmuckstücke aber werden der Zeit eben nach der Völkerwanderung angehören;
man bezeichnet sie als merowingisch.

Wir haben hier also unverkennbar die Übertragung der Verzierung eines metallenen
Schmuckgegenstandes in die Baukunst vor uns, deren Wahrscheinlichkeit, ja Möglichkeit
die Gelehrten weit für die
älteste Germanenkunst
bisher durchaus bezwei-
felte. So selbst der so
einsichtige Salin, z.B. bei
Besprechung des «Zangen-
ornaments» am Theode-
richgrabmal, dessen Vor-
bild in Gold doch in Ra-
venna mit Händen ge-
griffen werden kann.

Der Stil und die Be-
handlung des Steinreliefs
im einzelnen entspricht
getreu der sicher ger-
manischen Arbeit, z.B. des
Pemmoaltars des Königs
Ratchis zu Cividale aus
dem Anfang des 8. Jahr-
hunderts mit allen Ei-
gentümlichkeiten und
Schwächen, den über-
großen birnenförmigen
Köpfen, der verhältnis-
losen Körperlichkeit, den
eingegrabenen wellenför-
migen Gewandfalten; ge-
nau wie dort ganz so wie
ein Zimmermann eine
schmückende Darstellung
in eineHolzfläche eingräbt.

Ganz ebenso sind an
der gegenüberstehenden
Trapezfläche das Isaak-
Opfer mit der Inschrift:

UBEM ABRAAM OBTULIT ISAC o FILIUM SUUM o OLOCAUSTÜM DOMINO,
ferner die Gestalten der Apostel Petrus, Paulus, Philippus und Thomas an den vier
Stirnflächen dieser zwei Kämpfer dargestellt.

1 Denn es ist von Bedeutung, daß auf dem Relief die Löwen wirklich mit langen Zungen die Füße
Daniels lecken, was auf der Schnalle, wo davon doch die Inschrift spricht, nicht erkennbar ist.

Abbildung 13. Burgundische Schnallen (nach Besson).
 
Annotationen