Es lebte in alten Zeiten ein König mächtig und groß.
Der stürmte wohl gerne zum Kampfe, zur Jagd auf bäumen-
dem Roß;
Doch Minne, ach, und Frühling und holdes Blumenblüh'n,
Der Silbersterne Flimmern, der Sonne güld'nes Glüh'n,
Das freut ihn nicht, den Wilden, die Dichter haßte er all'.
Er bannte alle Sänger aus feinem Marmorsaal.
Kein güld'nes Kettlein gab es an eines Dichters Brust,
Gespendet von dem Herrscher in sympathetischer Lust;
Kein Ringlein an dem Finger, keine Dos' mit dem Porträt
Des Gebers je ein Dichter als Souvenir tragen thät.
Und als sic lange getragen in ihrer Brust den Schmerz,
Da traten sie zusammen und faßten sich ein Herz:
„Er oder Wir!" so riefen sie Alle rachentbrannt.
Daß schaurig widerhallte der Ruf im ganzen Land. —
Nicht ahnet es der Herrscher in seinem wilden Muth,
Daß fürchterlich ihm dräue der Längstverstoß'nen Wuth;
Er saß auf seinem Throne, so sicher und so roth.
Und donnernd durch die Lande erschallte sein Gebot. —
Und wie die Sänger alle versammelt und vereint.
Da haben sie nicht geklaget, da haben sie nicht geweint.
Der verhängnißvolle Hecht.
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schlechteste Hecht ohne Sauye mit Ihrer Gegenwart, als die
beste Sauye zum besten Hecht ohne dieselbe — ohne Ihre Ge-
genwart nämlich. Darum beschwöre ich Sie bei der heiligen
Gastfreundschaft, bei ihrer natürlichen Liebenswürdigkeit und bei
Allem, was mir in diesem Augenblick nicht einfällt, was aber
gewiß dazu dienen kann, die Sauyen-Angelegcuheit mit dem
Mantel christlicher Liebe zu bedecken: Trocknen Sie Ihre blauen
Augen, stehen Sie auf, ergreifen Sic meinen Arm und lassen
Sic inich denen, die mit banger Sehnsucht Ihrer warten, das
große Wort aussprechen: Es ist gelungen!" —
So ungefähr sprach ich und ich muß gestehen, daß meine !
Rede nicht viel schlechter war, als viele andere, die man für
viel bester hält. Sie war indessen ohne Erfolg. Fanny blieb
unerschütterlich. Sie behauptete nicht nachgeben zu können, ohne
ihrer innern Würde, ohne ihrem bessern Bewußtsein wehe zu
thun. Sie behauptete ferner, am Tiefsten dadurch gekränkt worden
zu sein, daß ihr Gatte die Angelegenheit, die doch nur unter
vier Augen erörtert worden, ohne Weiteres seinen Gästen mit-
getheilt und sich dadurch das Ansehen eines an einem häuslichen
Kreuze leidenden Märtyrers gegeben habe. Sie könne also un-
ter diesen Umstünden nicht kommen.
(Schluß folgt.)
Der Dichter Rache.
Der stürmte wohl gerne zum Kampfe, zur Jagd auf bäumen-
dem Roß;
Doch Minne, ach, und Frühling und holdes Blumenblüh'n,
Der Silbersterne Flimmern, der Sonne güld'nes Glüh'n,
Das freut ihn nicht, den Wilden, die Dichter haßte er all'.
Er bannte alle Sänger aus feinem Marmorsaal.
Kein güld'nes Kettlein gab es an eines Dichters Brust,
Gespendet von dem Herrscher in sympathetischer Lust;
Kein Ringlein an dem Finger, keine Dos' mit dem Porträt
Des Gebers je ein Dichter als Souvenir tragen thät.
Und als sic lange getragen in ihrer Brust den Schmerz,
Da traten sie zusammen und faßten sich ein Herz:
„Er oder Wir!" so riefen sie Alle rachentbrannt.
Daß schaurig widerhallte der Ruf im ganzen Land. —
Nicht ahnet es der Herrscher in seinem wilden Muth,
Daß fürchterlich ihm dräue der Längstverstoß'nen Wuth;
Er saß auf seinem Throne, so sicher und so roth.
Und donnernd durch die Lande erschallte sein Gebot. —
Und wie die Sänger alle versammelt und vereint.
Da haben sie nicht geklaget, da haben sie nicht geweint.
Der verhängnißvolle Hecht.
60
schlechteste Hecht ohne Sauye mit Ihrer Gegenwart, als die
beste Sauye zum besten Hecht ohne dieselbe — ohne Ihre Ge-
genwart nämlich. Darum beschwöre ich Sie bei der heiligen
Gastfreundschaft, bei ihrer natürlichen Liebenswürdigkeit und bei
Allem, was mir in diesem Augenblick nicht einfällt, was aber
gewiß dazu dienen kann, die Sauyen-Angelegcuheit mit dem
Mantel christlicher Liebe zu bedecken: Trocknen Sie Ihre blauen
Augen, stehen Sie auf, ergreifen Sic meinen Arm und lassen
Sic inich denen, die mit banger Sehnsucht Ihrer warten, das
große Wort aussprechen: Es ist gelungen!" —
So ungefähr sprach ich und ich muß gestehen, daß meine !
Rede nicht viel schlechter war, als viele andere, die man für
viel bester hält. Sie war indessen ohne Erfolg. Fanny blieb
unerschütterlich. Sie behauptete nicht nachgeben zu können, ohne
ihrer innern Würde, ohne ihrem bessern Bewußtsein wehe zu
thun. Sie behauptete ferner, am Tiefsten dadurch gekränkt worden
zu sein, daß ihr Gatte die Angelegenheit, die doch nur unter
vier Augen erörtert worden, ohne Weiteres seinen Gästen mit-
getheilt und sich dadurch das Ansehen eines an einem häuslichen
Kreuze leidenden Märtyrers gegeben habe. Sie könne also un-
ter diesen Umstünden nicht kommen.
(Schluß folgt.)
Der Dichter Rache.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Dichter Rache"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Dichter <Motiv>
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 19.1854, Nr. 440, S. 60
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg