Was sich der Hof erzählt.
Sehe ein, daß ich nie von der Stelle kann,
Das kränket gewiß jeden Biedermann.
Zwar bin ich gescheiter als Alle zu Haus,
Der Stall und die Scheune, das Wohnhaus in Kauf;
Mich plagen keine Zweifel, noch Scrupel,
Hab' ich auch meinen heimlichen Troubel,
Fürchte mich weder vor Katzen noch Ward'
Oder sonstige Thiere der Rüuberart.
Dafür ist mir aber auch alle Freude genommen,
Keine Seele, wie Tauben, kann zu. mir kommen.
Oh säh'st du stiller Mondenschein
Zum letzten Mal auf meine Pein,
Den ich so manche Mitternacht
Auf einem Bein herangewacht.
Dann, in der faden Gesellschaft hier,
Trübsel'ger Freund, erschicn'st du mir.
Oh könnt' ich doch auf Bergeshöh'n
In deinem Lichte spazieren geh'n,
Mit meinen Argusaugen zu schauen,
Wie sie draußen den Wald und die Felder bauen,
Von all den Nestern und Schmutz entladen,
Auf den Wiesen wandern, im Teiche Ivaten.
Der Pflug spricht:
S'ist nichts mehr oben auf der Welt,
Das seh' ich mit jedem Abend mehr;
Ich bin doch den ganzen Tag draußen im Feld,
Doch wenn ich dann solchen Unsinn hör',
Wie eben mein Nachbarsmann von sich gegeben,
Ta hole der Hausknecht doch solch ein Leben.
Er weiß recht gut, daß sowie er sich regt,
Mit dem breiten Gewicht, das er oben trägt,
Da muß er, er mag nun prahlen und sprechen,
Beim ersten Sprung ineinander brechen.
Aber bewahre, bis in die Krone toll
Nimmt er das Maul noch zum Platzen voll,
Faselt von seinem Genie, der Tropf,
Und hat nichts als Tauben und Mist im Kopf.
Da lob' ich mir doch meinen eig'nen Beruf,
Bei dem ich die eigene Bahn auch erschuf,
Wie bin ich so frei, wie bin ich so stark,
Ich wühle mich in der Erde Mark,
Ich ziehe die Furchen in g'raden Reih'n —
Und der Mensch thut Hafer und Gerste hinein.
Die Taube girrt:
O süßes Leben, o holdes Schweben,
In Lüften fliegen, in Düften liegen,
Und gleich dem Pfeil in Blitzes Eil'
Tie Luft durchschneideu, den Stößer zu meiden,
Am Abend und Morgen ohne Kummer und Sorgen
Im Dunklen zu munklen,
Bei Nebeln zu schnäbeln!
O schmähe mir nicht, du gemeiner Pflug,
Das Haus, das mich schon so lange trug!
Du hast keinen Sinn für das Schöne und Hohe,
Du bist für den Grund, für das Niedere, Rohe,
Und wühlst dich behaglich in Schmutz und Gestein
Bis auf an den Hals und die Schultern hinein.
Zu hoch steht für dich, was du höhnest und schmäh'st,
Bekrittele nicht, was du doch nicht versteh'st.
Die Egge erzählt für sich selber:
Heut' bin ich in langen, geraden Strichen
Zwei Zugstieren vorsichtig nachgeschlichen,
Die nebeneinander im Felde spazierten
Und freundlich mitsammen discurirten. —
Feld auf, Feld ab, die Schwänz' an dem Rücken,
Ohne sich umzusehen oder zu bücken,
Schritten sie hin, bedächtig und breit,
In tiefster Geistesabwesenheit.
Sie ahnten gar nicht, daß ich mit
Ihnen leise folgte auf Schritt und Tritt,
Und unterhielten sich ungenirt
Ueber Alles, was auf Erden passirt.
Sie wußten, was sich der Wald erzählt,
Und was dem alten Grenzsteine fehlt,
Sie wußten, warum es plätschert und schallt,
Wenn ein dürrer Ast in den Waldbach fallt,
Sie hatten ein Warum und ein Wie
Für Alles — 's ist doch ein gescheites Vieh.
Sehe ein, daß ich nie von der Stelle kann,
Das kränket gewiß jeden Biedermann.
Zwar bin ich gescheiter als Alle zu Haus,
Der Stall und die Scheune, das Wohnhaus in Kauf;
Mich plagen keine Zweifel, noch Scrupel,
Hab' ich auch meinen heimlichen Troubel,
Fürchte mich weder vor Katzen noch Ward'
Oder sonstige Thiere der Rüuberart.
Dafür ist mir aber auch alle Freude genommen,
Keine Seele, wie Tauben, kann zu. mir kommen.
Oh säh'st du stiller Mondenschein
Zum letzten Mal auf meine Pein,
Den ich so manche Mitternacht
Auf einem Bein herangewacht.
Dann, in der faden Gesellschaft hier,
Trübsel'ger Freund, erschicn'st du mir.
Oh könnt' ich doch auf Bergeshöh'n
In deinem Lichte spazieren geh'n,
Mit meinen Argusaugen zu schauen,
Wie sie draußen den Wald und die Felder bauen,
Von all den Nestern und Schmutz entladen,
Auf den Wiesen wandern, im Teiche Ivaten.
Der Pflug spricht:
S'ist nichts mehr oben auf der Welt,
Das seh' ich mit jedem Abend mehr;
Ich bin doch den ganzen Tag draußen im Feld,
Doch wenn ich dann solchen Unsinn hör',
Wie eben mein Nachbarsmann von sich gegeben,
Ta hole der Hausknecht doch solch ein Leben.
Er weiß recht gut, daß sowie er sich regt,
Mit dem breiten Gewicht, das er oben trägt,
Da muß er, er mag nun prahlen und sprechen,
Beim ersten Sprung ineinander brechen.
Aber bewahre, bis in die Krone toll
Nimmt er das Maul noch zum Platzen voll,
Faselt von seinem Genie, der Tropf,
Und hat nichts als Tauben und Mist im Kopf.
Da lob' ich mir doch meinen eig'nen Beruf,
Bei dem ich die eigene Bahn auch erschuf,
Wie bin ich so frei, wie bin ich so stark,
Ich wühle mich in der Erde Mark,
Ich ziehe die Furchen in g'raden Reih'n —
Und der Mensch thut Hafer und Gerste hinein.
Die Taube girrt:
O süßes Leben, o holdes Schweben,
In Lüften fliegen, in Düften liegen,
Und gleich dem Pfeil in Blitzes Eil'
Tie Luft durchschneideu, den Stößer zu meiden,
Am Abend und Morgen ohne Kummer und Sorgen
Im Dunklen zu munklen,
Bei Nebeln zu schnäbeln!
O schmähe mir nicht, du gemeiner Pflug,
Das Haus, das mich schon so lange trug!
Du hast keinen Sinn für das Schöne und Hohe,
Du bist für den Grund, für das Niedere, Rohe,
Und wühlst dich behaglich in Schmutz und Gestein
Bis auf an den Hals und die Schultern hinein.
Zu hoch steht für dich, was du höhnest und schmäh'st,
Bekrittele nicht, was du doch nicht versteh'st.
Die Egge erzählt für sich selber:
Heut' bin ich in langen, geraden Strichen
Zwei Zugstieren vorsichtig nachgeschlichen,
Die nebeneinander im Felde spazierten
Und freundlich mitsammen discurirten. —
Feld auf, Feld ab, die Schwänz' an dem Rücken,
Ohne sich umzusehen oder zu bücken,
Schritten sie hin, bedächtig und breit,
In tiefster Geistesabwesenheit.
Sie ahnten gar nicht, daß ich mit
Ihnen leise folgte auf Schritt und Tritt,
Und unterhielten sich ungenirt
Ueber Alles, was auf Erden passirt.
Sie wußten, was sich der Wald erzählt,
Und was dem alten Grenzsteine fehlt,
Sie wußten, warum es plätschert und schallt,
Wenn ein dürrer Ast in den Waldbach fallt,
Sie hatten ein Warum und ein Wie
Für Alles — 's ist doch ein gescheites Vieh.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Was sich der Hof erzählt. Der Pflug spricht"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 19.1854, Nr. 442, S. 74
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
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Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg