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Der tapfere Mörsburger.

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Brücke bei Hüningen auf das linke Nheiuufer hinüberzog.
Unten im Thale plänkelten noch einige Abtheilungen Grenzer
mit den französischen Tirailleurs, die allmählig die ganze
Gegend räumten und sich in die Brückenschanze von Hüningen
zurückzogen. Schon hatte von beiden Seiten das Feuern ganz
aufgehört und die Banaler sammelten sich und marschirten
rückwärts der Höhe zu, auf welcher der Erzherzog stand, da
sah man einen aus ihrer Mitte heranstreten, sich nochmals
gegen den Feind wenden und eine Kugel in die Hllninger
Schanze jagen. Dann warf er das Gewehr auf die Schulter
und folgte den andern gemächlich nach. Mit Verwunderung
sah der Erzherzog und sein Gefolge dieses Thun des Mannes.
Als er näher kam, erkannte der Erzherzog an der Grenadier-
Biütze und der Uniform den Mann von Emmendingen und
rief ihn her. „Wer seid Ihr?" „Grenadier im Grenadier-
Bataillon Baur, Regiment Wolfegg, Brigade Mylius !" „Wie
kommt Ihr daher?" Der Mörsburger erzählte kurz, wie er
in jener schlimmen Nacht abgeschnitten worden sei und in dem
Dörfchen gewartet habe, bis der Moreau wieder znrückkommen
würde. „Da hättet Ihr aber unter Umständen lange warten
können; denn diese glückliche Wendung der Dinge konnte da-
üials noch Niemand voraussehen," sprach der Erzherzog.
„Kaiserliche Hoheit," antwortete der Grenadier, „der Moreau
mußte zurück!" „So, woher wußtet Ihr das so gewiß?"
„Wann eine Truppe vorrückt und läßt einen Feind im Rücken
stehen, so muß sie zurück, sagt die Instruktion." „Ganz rich-
tig/aber wo stand hier ein Feind im Rücken Moreaus?"
„Ich war der Feind, kaiserliche Hoheit! Darum blieb ich zurück,
damit der Franzose sicher wieder herausmußte aus dem Reich."
„So, Ihr wäret der Feind ?" sprach der Erzherzog und lachte,
daß er sich den Leib halten mußte. Und mit ihm lachten alle

seine Generale: der ernste Latour, der umsichtige Nauendorf,
der muthige Petrasch, der entschlossene Kaspoth, der tapfere
Fürstenberg und selbst der unglückliche Condö. „Also Ihr seid
es, der den Moreau zum Rückzüge gezwungen hat?" fuhr der
Erzherzog fort. „Hab' ich doch immer gemeint, ich sei's ge-
wesen. Da sehen sie meine Herren Generale, wie man sich
täuschen kann." Neues Gelächter. Bald iudeß faßte sich der
Erzherzog, und als er das verwunderte, treuherzige Gesicht
des Soldaten ansah und überlegte, was für eine wackere Ge-
sinnung sich in dem aussprach, was der Mann gethan hatte,
und gedachte, wie er an dem blutigen Tage von Emmendin-
gen allen vorangeleuchtet hatte, auch durch Offiziere des
Nauendorfschen Corps erfuhr, wie heldenmüthig er in der j
Kanderner Schlucht gekämpft hatte, da that es ihm leid, wenn
er das ehrliche Schwabenherz gekränkt hatte, und er sagte !
freundlich: „Sei dem wie ihm wolle, mein tapferer Grena-

dier! Wir wollen nicht darüber streiten, welcher von uns
den Moreau zum Rückzug gezwungen hat. Ich denke, wir haben
beide unsere Schuldigkeit gethan, ich als Feldherr und Ihr
als Soldat. Und wollte Gott, daß alle Deutschen ein so
warmes Herz für die Sache des Vaterlandes hätten, wie Ihr,
dann stünde es besser um Kaiser und Reich. Doch jetzt ist
der Franzose heimgeschickt, und Ihr habt, wie ich gesehen,
den letzten Schuß in dem ewig denkwürdigen Feldzuge von
96 gethan." Er winkte einem seiner Adjutanten, der ihm
eine goldene Tapferkeitsmedaille einhändigte, die er mit eige-
ner Hand auf der Brust des Mörsbnrgers befestigte. „So,"
sprach er, „nehmt das als Lohn für Euere wackere Gesinnung
und Euren tapferen Muth. Und jetzt geht nach Hause, der
Krieg ist zu Ende!"

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

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Titel/Objekt
"Der tapfere Mörsburger"
Weitere Titel/Paralleltitel
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Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

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Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Reiter <Motiv>
Militär <Motiv>
Soldat <Motiv>
Erzherzog
Heer <Motiv>
Anhörung
Karikatur
Satirische Zeitschrift

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Digitales Bild
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Public Domain Mark 1.0
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Fliegende Blätter, 30.1859, Nr. 718, S. 107

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