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Julius Cäsar in Bibractc.
Am folgenden Tage, es war der erste Januar, trat der
römische Feldherr Cajus Julius Cäsar, begleitet von einer
Ordonnanz, Schlag 11 Uhr 30 Minuten und 2 Sekunden auf
der Parade vor der Stadtpfarrkirche zu Bibractc — ein —
und — zwanzig —- zwei — und — zwanzig — 'Tan —
halt! — in den Kreis seiner Offiziere und sprach:
„Guten Morgen, meine Herren! Es ist traurig, sehr-
traurig, daß ich Sie hier versammelt habe. Aber ich kann
mich länger nicht zurückhaltcn, die Mißstände zu rügen, die
sich in letzterer Zeit in der Armee, insbesondere aber bei Ih-
rer Legion eingeschlichen haben. Es ist nicht genug, meine
Herren, baß der Dienst geschieht, er muß unter allen Ver-
hältnisie» mit sichtbarer Anstrengung geschehen. Sie bekommen
jetzt wieder frische Rekruten aus der Gallia ultramontana,
lassen Sic es da nicht an dem gehörigen Unterrichte fehlen.
Der Soldat faßt Alles, was er bedarf, vom Senatus
populusque Romanus. Die Proprctäts - Artikel kosten zwar
7 Denarios und 2 As, dürfen aber nur um 3 Dcnarios
9 As und 2 Uncas verrechnet werden und auf das gefaßte
Oollare oder Halsbinde müssen 1 Denarius und 2 As dar-
aufbezahlt werden. Ein Eßgcschirr für den Fcldgebrauch muß
jeder Mann haben und weil der Lenatus populusque Roma-
nus keines hcrgibt, muß er sich's um 2 Denarios 6 As sel-
ber kaufen. Zur Schonung der tüeea ernboloiurn, aus Deutsch
Patrontasche, ist ein Ucberzug nöthig; weil aber die vom
Lenatus populusque Romanus hiezu abgegebenen alten partes
sarelnarum oder Tornisterthcile unbrauchbar sind, muß er sich
um 3 Denarios und 4 As ein brauchbares involuorurn oder Fut-
teral kaufen. Für Anstrich des Lederzeuges, für Bürsten und
Putzlumpcn zum Reinigen der Zimmer und sonstigen Lokali-
täten gibt der Lenatus populusque Romanus auch nichts her
und der Soldat hat hiefür mit seinen Kameraden fortwährend !
Sorge zu tragen.
Der Rekrut, welcher Geld von Hause hat, muß seinem
neuen Stande diese Opfer bringen. Der Arme muß langsam
abzahlen; der Herr Centurio, resp. Hauptmann, muß ihm i
deßhalb die nöthigen Vorschüsse geben und die nach und nach ;
eingehenden As sammeln, es sei denn, daß er es vorzicht, Al- I
les dies aus seinem Sacke zu bezahlen, um nicht den Vor-
wurf zu hören, daß seine Centuria, resp. Compagnie, sich nicht |
in Ordnung befinde.
Der Lenatus populusque Romanus hat Gewehre nach
einem neuen Muster machen lassen. Es ist die Psticht der
Herren Lubeenturios, die Leute dahin zu unterrichten, daß sie
ja nicht glauben, dieselben gehörte» zum Schießen; im Gegcn-
theil, sie sind dcßwegen angeschafft worden, damit sie in den '
Zeughäusern ausgestellt werden. Ebenso verhält es sich mit
den embolis, resp. Patronen. Diese gehören ebenso wenig
zum Schießen, wie die Gewehre, sondern sie werden blos des-
wegen angefertigt, damit man sie alle zwei Jahre umarbeiten
kan». Bei den Schießübungen muß Alles ausgcwendet wer-
den, daß jeder Mann die Paar Schuß, die er zu machen hat,
losbrennt. Es muß hiezu jede Tag- und Nachtzeit, jedes,
wenn auch noch so ungünstige Wetter benützt werden, daß die
Schuß angebracht werden; ob sic treffen oder nicht, ist ganz
einerlei, die embola, resp. Patrone», müssen verschoßen sein,
wcil's einmal Vorschrift ist.
Bei der letzten ainbulatione militari, resp. Reisemarsch,
habe ich bemerkt, daß sich mehrere Soldaten unterstanden ha-
ben, die Handschuhe anzuziehen; das will ich nicht mehr sehen
Julius Cäsar in Bibractc.
Am folgenden Tage, es war der erste Januar, trat der
römische Feldherr Cajus Julius Cäsar, begleitet von einer
Ordonnanz, Schlag 11 Uhr 30 Minuten und 2 Sekunden auf
der Parade vor der Stadtpfarrkirche zu Bibractc — ein —
und — zwanzig —- zwei — und — zwanzig — 'Tan —
halt! — in den Kreis seiner Offiziere und sprach:
„Guten Morgen, meine Herren! Es ist traurig, sehr-
traurig, daß ich Sie hier versammelt habe. Aber ich kann
mich länger nicht zurückhaltcn, die Mißstände zu rügen, die
sich in letzterer Zeit in der Armee, insbesondere aber bei Ih-
rer Legion eingeschlichen haben. Es ist nicht genug, meine
Herren, baß der Dienst geschieht, er muß unter allen Ver-
hältnisie» mit sichtbarer Anstrengung geschehen. Sie bekommen
jetzt wieder frische Rekruten aus der Gallia ultramontana,
lassen Sic es da nicht an dem gehörigen Unterrichte fehlen.
Der Soldat faßt Alles, was er bedarf, vom Senatus
populusque Romanus. Die Proprctäts - Artikel kosten zwar
7 Denarios und 2 As, dürfen aber nur um 3 Dcnarios
9 As und 2 Uncas verrechnet werden und auf das gefaßte
Oollare oder Halsbinde müssen 1 Denarius und 2 As dar-
aufbezahlt werden. Ein Eßgcschirr für den Fcldgebrauch muß
jeder Mann haben und weil der Lenatus populusque Roma-
nus keines hcrgibt, muß er sich's um 2 Denarios 6 As sel-
ber kaufen. Zur Schonung der tüeea ernboloiurn, aus Deutsch
Patrontasche, ist ein Ucberzug nöthig; weil aber die vom
Lenatus populusque Romanus hiezu abgegebenen alten partes
sarelnarum oder Tornisterthcile unbrauchbar sind, muß er sich
um 3 Denarios und 4 As ein brauchbares involuorurn oder Fut-
teral kaufen. Für Anstrich des Lederzeuges, für Bürsten und
Putzlumpcn zum Reinigen der Zimmer und sonstigen Lokali-
täten gibt der Lenatus populusque Romanus auch nichts her
und der Soldat hat hiefür mit seinen Kameraden fortwährend !
Sorge zu tragen.
Der Rekrut, welcher Geld von Hause hat, muß seinem
neuen Stande diese Opfer bringen. Der Arme muß langsam
abzahlen; der Herr Centurio, resp. Hauptmann, muß ihm i
deßhalb die nöthigen Vorschüsse geben und die nach und nach ;
eingehenden As sammeln, es sei denn, daß er es vorzicht, Al- I
les dies aus seinem Sacke zu bezahlen, um nicht den Vor-
wurf zu hören, daß seine Centuria, resp. Compagnie, sich nicht |
in Ordnung befinde.
Der Lenatus populusque Romanus hat Gewehre nach
einem neuen Muster machen lassen. Es ist die Psticht der
Herren Lubeenturios, die Leute dahin zu unterrichten, daß sie
ja nicht glauben, dieselben gehörte» zum Schießen; im Gegcn-
theil, sie sind dcßwegen angeschafft worden, damit sie in den '
Zeughäusern ausgestellt werden. Ebenso verhält es sich mit
den embolis, resp. Patronen. Diese gehören ebenso wenig
zum Schießen, wie die Gewehre, sondern sie werden blos des-
wegen angefertigt, damit man sie alle zwei Jahre umarbeiten
kan». Bei den Schießübungen muß Alles ausgcwendet wer-
den, daß jeder Mann die Paar Schuß, die er zu machen hat,
losbrennt. Es muß hiezu jede Tag- und Nachtzeit, jedes,
wenn auch noch so ungünstige Wetter benützt werden, daß die
Schuß angebracht werden; ob sic treffen oder nicht, ist ganz
einerlei, die embola, resp. Patrone», müssen verschoßen sein,
wcil's einmal Vorschrift ist.
Bei der letzten ainbulatione militari, resp. Reisemarsch,
habe ich bemerkt, daß sich mehrere Soldaten unterstanden ha-
ben, die Handschuhe anzuziehen; das will ich nicht mehr sehen
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Julius Cäsar in Bibracte"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 31.1859, Nr. 740, S. 74
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg