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Die letzte Nacht eines Vcrurthciltcn.

geistigen Getränkes äußerte sich bloö in einem physischen Fieber.
Sein Gesicht, seine Augen brannten, sein Gemüth aber ver-
düsterte sich immer mehr und mehr.

So verging die Nacht. Die Gassen waren durch den
Dämmerschein des Morgens bereits erhellt.

Ich schlug ihm vor, er möge sich niedcrlcgcn, die Ruhe
von einigen Stunden würte ihm von Nutzen sein.

„Glaubst Du, ich wäre im Stande, zu schlasen?" ant-
wortete er mir aufrichtig. „Mein Hirn brennt, mein Blut kocht.
Ich habe mehrere Duelle gehabt und habe mich an mehreren
Gefahren bctheiligt, doch diesen Grad von Aufregung habe
ich bis zu diesem Augenblicke noch nicht gekannt!"

Es kam der Tag und mit ihm der Gasscnlärm.

Die große Uhr schlug gerade sechs, als ein Wagen in die
Gasse cinbog und vor der Einfahrt unseres Hauses stille hielt.

Von einer instinktmäßigen Ahnung ergriffen, eilte ich
zum Fenster.

Ich hatte mich nicht getäuscht. Aus der Lohnkutsche stieg
Clementine heraus.

„Heiliger Gott! Clemcntine kömmt zu Dir!"

„Ich hätte cs ahnen müssen, so aufgeregt war ich die
ganze Nacht hindurch! Ich bitte Dich, zieh' Dich in mein Schlaf-
zimmer zurück."

Gerade noch zur Zeit; denn kaum war ich im Schlaf-
zimmer und die Thürc ging auf und ich hörte die Stimme
Clementinens.

Sic blieb ungefähr eine halbe Stunde bei ihm. Unter-
drücktes Schluchzen, das zu Zeiten lauter hcrvorbrach, war

Alles, was ich hören konnte, denn sic sprachen leise in der
jenseitigen Ecke des Zimmers.

Endlich hörte ich das Raffeln der Kutsche wieder und ich
trat aus meinem Verstecke hervor. Ich fand Olivicr mit
auf die Hand gesenktem Haupte. Als er dasselbe cmporhob,
war sein Gesicht blaß und wüst.

„Nun?"

„Es ist geschehen, das Letzte, das Schmerzlichste!"

„Hast Du ihr die Briefe zurückgegcbcn?"

„Ja wohl."

„Und was hat sie gesagt?"

„Sie hat geweint, gefleht, gedroht, sic hat mich verach-
tet und verlacht. Die Mädchen bleiben sich alle gleich."

„Aber cs gibt denn doch Ausnahmen?"

„Eine einzige gibt es!" erwiderte er und bemühte sich,
zu lächeln, was ihm auf keine Weise gelingen wollte.

„Ach, schon sieben Uhr! Also noch eine Stunde!" Hier-
auf begann er, sich anzuklciden. Er bediente • sich feierlich
schwarzer Kleider vom Kopf bis zur Sohle. Dann ließ er
einen Fiaker holen, umarmte mich, drückte mir die Hand und
fuhr davon.

Ich ging ihm als Zeuge nach und kann sofort mit gu-
tem Gewissen behaupten, daß die Sache abgethan und mein
armer Freund Olivicr mit Beobachtung aller üblichen Cerc-
monicn und Gesetze am 29. Dezember 1858 um 9 Uhr früh
— sich vcrheirathet habe!

Seine bezaubernde Braut wird von den Engeln dort oben
und von den Menschen hicniedc» in gleicher Weise Louise genannt.

Fräulein Niedlich: „Aber, Herr Major, das ist nicht zart von Ihnen, Sie haben Fräulein Mumme! zwei

Bonbons — mir und meiner Freundin aber nur eins gereicht!"

Major (lachend): „Alles ü Proportion, meine Liebenswürdige, Fräulein Mummcls Mund ist ja noch einmal so

groß, als der Ihrige!"

Schmeichelhafte Antwort.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

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Titel/Objekt
"Schmeichelhafte Antwort"
Weitere Titel/Paralleltitel
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Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stauber, Carl
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mund
Bonbon
Major
Terrasse
Karikatur
Frau <Motiv>
Beleidigung
Satirische Zeitschrift
Thema/Bildinhalt (normiert)
Ungleichbehandlung

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 31.1859, Nr. 743, S. 100

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