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Reise nach Petersburg rc.
und die Gluf so groß wie den Kirchthurm, nur a bisle
kleiner, dann habetse meinthalb wegemciner so an Dampf-
schiff auf's Düpfele.
Nun will ich se geehrtestcr HerrRotzwenik »nt meiner
Schiffsg'sellschaft bekannt mache und fange also mit dem Schiffs-
capitän an. So einen Schiffscapitän Hab' ich mir ganz anders
vorgcstcllt; in meiner Phantasie stand meinthalb wcgemeiner
immer so ein martialischer Kerl vor mir, davon aber war
keine Spur, ich kann Ihne nur versichere, daß der Capitän
Heitmann ein außerordentlich liebenswürdiger Mann ist und
im Tanzsalong seinen Platz gewiß ebenso gut ausfüllt als ans
dem Schifssvcrdeck. Und das glanbctse mir, Herr Vetter, das
kann man meinthalb wegemciner nicht von jedem Schiffs-
capitän sage.
Die zweite Person ist der Ober-Steuermann, dem seine
Hauptaufgab' ist am Tisch von der zweite Cajüte zu präsidire, was
er auch mit einer gewisse charmante Nobilität vollbringt, den»
er spricht einem immer zu.
Der einzige Pattaschier in der erste Cajüte ist ein Engel-
länder gewese, den brauch ich Ihne nit hinzuzeichne, denn der
hat ansg'sehe wie meinethalb wegemciner alle Engclländer anssehe.
In der zweite Cajüte hatten wir einen Stockfranzosen
— Franznß sagt der Ruß — und einen jungen deutschen Kauf-
mann mit dem Schillerhut ans dem Kopf und das Haar
a la Popo frisirt. Dann meine Wenigkeit und meine Frau
und meine drei kleine Bitterle machten meinethalb wegemciner
die ganz' Einwohnerschaft der zweiten Cajüte aus.
Ans dem dritte Platz, da sah's schon ganz anders aus,
da war halt alles vollpfropft von Leuten, dcne alle meinthalb
wegemciner die gebratene Taube im Rnsseland in's Maul
fliege sollten, darunter ein Schneider aus Berlin, der sich mit
Frau und zwei Kinderle in Rußland eine Existenz gründe will.
Das war der g'sprächigste ans dem ganze Schiff und prüfen- j
tirte jedem eine Prise ans einer Dose, die ihm seine Schwester
meinthalb wegemciner zum Andenken g'schenkt hat.
„Js Ihne nich' eine Prise ans der Dose meiner Schwe-
ster jefällich?" hat er halt immer g'sagt.
Nachher war auch ein Landsmann da, der Ulrich
Poppele ans Schelkingen, der gleichfalls viel disknrirt und
die sonderbare Gewohnheit hatte, bei allem was er sprach —
immer und immer „wirklich nachgehends" zu sage. — Es ist
recht lächerlich, wenn sich einer so ein Sprüchwort angewöhnt
hat, das muß ich schon sage, so einer wird meinthalb wcge-
meiner am End' gar nimmer wisse, daß er's sagt.
Drei und ein halb Uhr war's, da gings „hinaus in die
wogende See." Sie kennen daS Lied, geehrtestcr Herr Vetter,
„auf Matrosen die Anker" u. s. w. was die Ehinger Stnden- j
ten in der Vakanz allemal im Nößle singen; das sang ich
Reise nach Petersburg rc.
und die Gluf so groß wie den Kirchthurm, nur a bisle
kleiner, dann habetse meinthalb wegemciner so an Dampf-
schiff auf's Düpfele.
Nun will ich se geehrtestcr HerrRotzwenik »nt meiner
Schiffsg'sellschaft bekannt mache und fange also mit dem Schiffs-
capitän an. So einen Schiffscapitän Hab' ich mir ganz anders
vorgcstcllt; in meiner Phantasie stand meinthalb wcgemeiner
immer so ein martialischer Kerl vor mir, davon aber war
keine Spur, ich kann Ihne nur versichere, daß der Capitän
Heitmann ein außerordentlich liebenswürdiger Mann ist und
im Tanzsalong seinen Platz gewiß ebenso gut ausfüllt als ans
dem Schifssvcrdeck. Und das glanbctse mir, Herr Vetter, das
kann man meinthalb wegemciner nicht von jedem Schiffs-
capitän sage.
Die zweite Person ist der Ober-Steuermann, dem seine
Hauptaufgab' ist am Tisch von der zweite Cajüte zu präsidire, was
er auch mit einer gewisse charmante Nobilität vollbringt, den»
er spricht einem immer zu.
Der einzige Pattaschier in der erste Cajüte ist ein Engel-
länder gewese, den brauch ich Ihne nit hinzuzeichne, denn der
hat ansg'sehe wie meinethalb wegemciner alle Engclländer anssehe.
In der zweite Cajüte hatten wir einen Stockfranzosen
— Franznß sagt der Ruß — und einen jungen deutschen Kauf-
mann mit dem Schillerhut ans dem Kopf und das Haar
a la Popo frisirt. Dann meine Wenigkeit und meine Frau
und meine drei kleine Bitterle machten meinethalb wegemciner
die ganz' Einwohnerschaft der zweiten Cajüte aus.
Ans dem dritte Platz, da sah's schon ganz anders aus,
da war halt alles vollpfropft von Leuten, dcne alle meinthalb
wegemciner die gebratene Taube im Rnsseland in's Maul
fliege sollten, darunter ein Schneider aus Berlin, der sich mit
Frau und zwei Kinderle in Rußland eine Existenz gründe will.
Das war der g'sprächigste ans dem ganze Schiff und prüfen- j
tirte jedem eine Prise ans einer Dose, die ihm seine Schwester
meinthalb wegemciner zum Andenken g'schenkt hat.
„Js Ihne nich' eine Prise ans der Dose meiner Schwe-
ster jefällich?" hat er halt immer g'sagt.
Nachher war auch ein Landsmann da, der Ulrich
Poppele ans Schelkingen, der gleichfalls viel disknrirt und
die sonderbare Gewohnheit hatte, bei allem was er sprach —
immer und immer „wirklich nachgehends" zu sage. — Es ist
recht lächerlich, wenn sich einer so ein Sprüchwort angewöhnt
hat, das muß ich schon sage, so einer wird meinthalb wcge-
meiner am End' gar nimmer wisse, daß er's sagt.
Drei und ein halb Uhr war's, da gings „hinaus in die
wogende See." Sie kennen daS Lied, geehrtestcr Herr Vetter,
„auf Matrosen die Anker" u. s. w. was die Ehinger Stnden- j
ten in der Vakanz allemal im Nößle singen; das sang ich
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Briefe aus St. Petersburg vom Rentier Dionysius Bitterle aus Munderkingen an der Donau an seinen Vetter im Schwabenland"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 35.1861, Nr. 835, S. 3
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg