Der Seewein.
Ob dem, was ihrem Aug' sich beut:
Ein Garten um das Haus sich zieht.
Wo Alles üppig wächst und blüht
Und Früchte hangen schön und schwer
An allen Bäumen rings umher,
Dabei liegt noch ein großes Feld,
Gar gut und segenrcich bestellt,
Es wogt daraus ein Halmenmeer,
Die Häupter sind von Körnern schwer. —
Der plötzlich reich geword'ne Mann
Vor Freude sich nicht fassen kann,
Er rennt kopfüber in die Stadt,
Erzählt, was sich begeben hat.
Man geht hinaus, sieht selbst und staunt,
Der 9feib macht Manchen schlecht gelaunt.
Der Jnselstadt wohlwciscr Rath
Auch einen Wunsch im Herzen hat.
Drei Bürger schickt dem Herrn er nach,
Von denen Einer also sprach:
„Entschuldigt, daß man in der Stadt
Euch gestern barsch behandelt hat,
Man kannte leider Euch gar nicht.
Sonst hätte Jeder gern die Pflicht
Der Gastfreundschaft an Euch geübt,
Gar sehr sind wir darob betrübt." —
„Fragt," sprach der Herr, „nach Namen nicht,
Uebt gegen Jeden Eure Pflicht,
Was liebreich Ihr dem Aermsten thut,
Schreibt Gott im Himmel Euch zu gut!" —
Der Bürger, der bei jedem Wort
Sich tief verbeugt, fährt also fort:
„In unserm Lande, Herr, gedeiht
Das beste Obst, Gemüs', Getreid',
Die holde Rebe fehlt jedoch;
Gib unsrer Insel Reben noch!
109
Der Rhein, wo er vorüberfließt.
Wird von den Winzern froh begrüßt,
Der Rhein dnrchströmet unfern Sec
Und ihm und uns thnt's wahrlich weh.
Daß ihn kein Winzergruß erfreut.
Weil hier die Rebe nicht gedeiht;
Erhöre unsre Bitte doch,
Gib unsrer Insel Reben noch!" —
„Geht hin!" spricht Christus, der dicß hört,
„Es sei Euch Euer Wunsch gewährt!"
D'rauf setzt der Herr die Wand'rung fort
Und Petrus nimmt voll Zorn das Wort:
„Die Kerle sind's fürwahr nicht werth,
Daß Du erfüllst, was sie begehrt,
Nicht Einer ließ uns gestern ein,
Und dafür gibst Du ihnen Wein!"
Der Meister lächelte und sprach:
„Der Wein, o Petrus, ist darnach!"
Dr. Th. Mvrtl.
Wehncke's Spazierritt.
Wehncke sitzt mit einigen Freunden bei „Wettern" am
Fenster. — Plötzlich sagt Wöllkens: „Wat Düwel! da geht
de lange Steuermann Jost un hinkt pannig, was muß he
wohl 'macht Ham?"
„He is all spazieren ritten un dahl fallen," sagt hierauf
Wehncke.
„Na," entgegnet Wöllkens, „wie kann he sich denn och
uf cn lebendig Pferd setzen. E» Seemann muß nur nf cn
Karroseel reiten, sonst geht bat scheep!"
„Ja," sagt Wehncke, „bat is nu enmal so 'ne Lieb-
haberei von de Seelüt. Reiten muß se, wenn sc an Land j
kommt. — Ick habe ock noch mein lahmen Fuß von so 'n
Spazierritt."
Ob dem, was ihrem Aug' sich beut:
Ein Garten um das Haus sich zieht.
Wo Alles üppig wächst und blüht
Und Früchte hangen schön und schwer
An allen Bäumen rings umher,
Dabei liegt noch ein großes Feld,
Gar gut und segenrcich bestellt,
Es wogt daraus ein Halmenmeer,
Die Häupter sind von Körnern schwer. —
Der plötzlich reich geword'ne Mann
Vor Freude sich nicht fassen kann,
Er rennt kopfüber in die Stadt,
Erzählt, was sich begeben hat.
Man geht hinaus, sieht selbst und staunt,
Der 9feib macht Manchen schlecht gelaunt.
Der Jnselstadt wohlwciscr Rath
Auch einen Wunsch im Herzen hat.
Drei Bürger schickt dem Herrn er nach,
Von denen Einer also sprach:
„Entschuldigt, daß man in der Stadt
Euch gestern barsch behandelt hat,
Man kannte leider Euch gar nicht.
Sonst hätte Jeder gern die Pflicht
Der Gastfreundschaft an Euch geübt,
Gar sehr sind wir darob betrübt." —
„Fragt," sprach der Herr, „nach Namen nicht,
Uebt gegen Jeden Eure Pflicht,
Was liebreich Ihr dem Aermsten thut,
Schreibt Gott im Himmel Euch zu gut!" —
Der Bürger, der bei jedem Wort
Sich tief verbeugt, fährt also fort:
„In unserm Lande, Herr, gedeiht
Das beste Obst, Gemüs', Getreid',
Die holde Rebe fehlt jedoch;
Gib unsrer Insel Reben noch!
109
Der Rhein, wo er vorüberfließt.
Wird von den Winzern froh begrüßt,
Der Rhein dnrchströmet unfern Sec
Und ihm und uns thnt's wahrlich weh.
Daß ihn kein Winzergruß erfreut.
Weil hier die Rebe nicht gedeiht;
Erhöre unsre Bitte doch,
Gib unsrer Insel Reben noch!" —
„Geht hin!" spricht Christus, der dicß hört,
„Es sei Euch Euer Wunsch gewährt!"
D'rauf setzt der Herr die Wand'rung fort
Und Petrus nimmt voll Zorn das Wort:
„Die Kerle sind's fürwahr nicht werth,
Daß Du erfüllst, was sie begehrt,
Nicht Einer ließ uns gestern ein,
Und dafür gibst Du ihnen Wein!"
Der Meister lächelte und sprach:
„Der Wein, o Petrus, ist darnach!"
Dr. Th. Mvrtl.
Wehncke's Spazierritt.
Wehncke sitzt mit einigen Freunden bei „Wettern" am
Fenster. — Plötzlich sagt Wöllkens: „Wat Düwel! da geht
de lange Steuermann Jost un hinkt pannig, was muß he
wohl 'macht Ham?"
„He is all spazieren ritten un dahl fallen," sagt hierauf
Wehncke.
„Na," entgegnet Wöllkens, „wie kann he sich denn och
uf cn lebendig Pferd setzen. E» Seemann muß nur nf cn
Karroseel reiten, sonst geht bat scheep!"
„Ja," sagt Wehncke, „bat is nu enmal so 'ne Lieb-
haberei von de Seelüt. Reiten muß se, wenn sc an Land j
kommt. — Ick habe ock noch mein lahmen Fuß von so 'n
Spazierritt."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Seewein"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Verneigung <Motiv>
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 35.1861, Nr. 848, S. 109
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg