Bilder aus dem Volksleben.
Herr Walther.
(Romanze.)
Herr Walther, der halt' einst in Schweden ein Schloß
Und Wälder und Felder und Diener und Ross'.
Herr Walther verloren Feinsliebchen sein hat,
Da duldet's ihn nimmer an heimischer Statt.
Herr Walther will pilgern znm heiligen Grab
Und setzet sein muthiges Rößlein in Trab.
Herr Walther schisst glücklich durch stürmisches Meer
Und reitet durch grünende Auen einher.
Herr Walther erreicht von der Wüste den Saum,
So wüst hält' gedacht er die Wüste sich kauni.
Herr Walther vergeht fast in glühendem Sand,
Herr Walther ist an der Verzweifelung Rand.
Herr Walther dann endlich viel Häuser erblickt,
Herr Walther ausbreitet die Arme entzückt:
„Jerusalem!" ruft er, „wie sehnt' ich mich hin!"
„Herr Walther! Herr Walther! Das ist ja Berlin."
Der Schreiberwein.
(Schluß.)
Nachdem das Schreckliche geschehen, stand der Schreiber
einen Augenblick in starrem Entsetzen da, aber auch nur eine»
Augenblick; dann raffte er sich auf zu einer verzweifelten
That. Mit dem Pokal in die Schreibstube stürzen, ihn dort mit ;
dem eigenen, zum Vespertrunk bereitstehcndcn Weine füllen,
dann wieder zum Tische hinfliegcn und ihn an Ort und Stelle
setzeu, sofort hinauseilen und sich unter die wartende Volks-
menge mischen, das war für den rasenden Schreiber die Sache
eines Moments. Kaum ist cr dort angelangt, so donnern
die Böller, die Musik fällt ein, der Stadtschrcibcr eilt aus
dem Hause und stellt sich mit dem Pokal in die vorderste
Reihe. Der fürstliche Wagen hält, und der Stadtvorstand
beginnt seine Rede; nachdem er geendet, tritt der Stadtschrcibcr
vor und präsentirt mit dem herkömmlichen Spruch die Platte
mit den Brödchen und dem Pokal.
Herr Walther.
(Romanze.)
Herr Walther, der halt' einst in Schweden ein Schloß
Und Wälder und Felder und Diener und Ross'.
Herr Walther verloren Feinsliebchen sein hat,
Da duldet's ihn nimmer an heimischer Statt.
Herr Walther will pilgern znm heiligen Grab
Und setzet sein muthiges Rößlein in Trab.
Herr Walther schisst glücklich durch stürmisches Meer
Und reitet durch grünende Auen einher.
Herr Walther erreicht von der Wüste den Saum,
So wüst hält' gedacht er die Wüste sich kauni.
Herr Walther vergeht fast in glühendem Sand,
Herr Walther ist an der Verzweifelung Rand.
Herr Walther dann endlich viel Häuser erblickt,
Herr Walther ausbreitet die Arme entzückt:
„Jerusalem!" ruft er, „wie sehnt' ich mich hin!"
„Herr Walther! Herr Walther! Das ist ja Berlin."
Der Schreiberwein.
(Schluß.)
Nachdem das Schreckliche geschehen, stand der Schreiber
einen Augenblick in starrem Entsetzen da, aber auch nur eine»
Augenblick; dann raffte er sich auf zu einer verzweifelten
That. Mit dem Pokal in die Schreibstube stürzen, ihn dort mit ;
dem eigenen, zum Vespertrunk bereitstehcndcn Weine füllen,
dann wieder zum Tische hinfliegcn und ihn an Ort und Stelle
setzeu, sofort hinauseilen und sich unter die wartende Volks-
menge mischen, das war für den rasenden Schreiber die Sache
eines Moments. Kaum ist cr dort angelangt, so donnern
die Böller, die Musik fällt ein, der Stadtschrcibcr eilt aus
dem Hause und stellt sich mit dem Pokal in die vorderste
Reihe. Der fürstliche Wagen hält, und der Stadtvorstand
beginnt seine Rede; nachdem er geendet, tritt der Stadtschrcibcr
vor und präsentirt mit dem herkömmlichen Spruch die Platte
mit den Brödchen und dem Pokal.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Bilder aus dem Volksleben" "Herr Walther"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Kommentar
Signatur
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Schwede <Motiv>
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 37.1862, Nr. 899, S. 101
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg